9.Sonntag im Jahreskreis C 2013

9. Sonntag im Jahreskreis C 2013

Einleitung
Der deutsche Arzt und Bakteriologe Robert Koch liebte arrogante Menschen nicht. Eines Tages kam eine äußerst eingebildete Frau, eine Dame der „Oberen Zehntausend“ zu ihm. Er fragte sie: „Was fehlt Ihnen, liebe Frau?“ Sie antwortete beleidigt: „Herr Professor, ich bin daran gewöhnt, dass man mich überall mit gnädige Frau anspricht!“ „Diese Krankheit kann ich nicht heilen“, sagte darauf der Arzt und rief den nächsten Patient auf.
Die Medizin kann die Krankheit der Selbstvergöttlichung nicht heilen. Der Arzt erwies ihr die Ehre, wenn er sie mit Liebe Frau ansprach, aber sie war damit nicht zufrieden und war zu sehr von sich eingenommen.
Es gehört zu den Grundregeln des Lebens, andere Menschen zu achten. So wie wir einen Menschen achten, so sollen wir auch Gott achten, denn Jesus achtet jeden Menschen. Das Hauptthema des heutigen Evangeliums ist die Fähigkeit, andere Menschen zu achten und zu schätzen.

Predigt
Der Hauptmann im heutigen Evangelium war ein Ausländer. Er war Römer und hatte eine große militärische Autorität unter sich. Er hatte auch einen Knecht, der ihm viel wert war. Wenn ein Mensch jemanden schätzt, so beeinflusst es sein Verhalten. Wenn wir uns mit einem neuen Anzug auf einen Sessel setzen, überprüfen wir zuerst, ob der Sessel nicht nass oder schmutzig ist, weil der neue Anzug für uns wertvoll ist. Weil der Hauptmann seinen Diener sehr schätzte, änderte er sein Verhalten, als dieser schwer krank wurde – er wurde für diesen Diener vom Vorgesetzten zum brüderlichen Freund. Als er über Jesus von Nazareth und dass dieser schon viele Kranke geheilt hat, erfuhr, unternahm er alles, diesen besonderen Mann um die Heilung seines Dieners zu bitten. Er tat es aber nicht selbst, sondern schickte Älteste von Karpharnaum zu Jesus. Sie schätzten den Hauptmann ebenfalls und daher suchten sie Jesus auf, um ihm in seinen Namen zu bitten. Sie sagten zu Jesus: „Dieser Hauptmann, der uns zu dir schickt, liebt unser Volk und achtet es und er hat uns eine Synagoge gebaut, daher ist er es wert, dass wir in seinem Namen die Bitte an dich richten, seinen Diener, der sehr schwer krank ist, zu heilen.“
Da Jesus alle Menschen sehr schätzt, wollte er sogleich mit ihnen zum Haus des Hauptmannes gehen. Als aber der römische Hauptmann davon erfuhr, schickte er Jesus einige Freunde entgegen und ließ ihm sagen: „Herr, bemühe dich nicht, denn ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach. Auch ich habe mich nicht für würdig gehalten, zu dir zu kommen, um dich um etwas zu bitten. Aber sprich nur ein Wort und mein Knecht wird gesund.“
Diese Einstellung erregte Erstaunen, denn sie war voll Demut. Jesus reagierte darauf mit den Worten: „Wahrlich, ich sage euch, einen solchen Glauben habe ich nicht einmal in Israel gefunden.“
Glaube bedeutet: Gott schätzen und achten. Das Gegenteil ist eine Abwertung des Glaubens, wie zum Beispiel über Gott zu schimpfen und den Namen Gottes unrecht zu benützen.
Dagegen sollten wir uns zurecht wehren, wir alle, die wir Gottes Namen ehren und Gott lieben. Wenn wir sagen: „Ich liebe Gott, ich schätze ihn“ hat das nichts mit Fanatismus zu tun, sondern das soll unsere Einstellung als Christen sein.
Ein ganz alltägliches Beispiel dazu: Wer seine Frau liebt, wird sich wehren, wenn sie von anderen gering geschätzt wird. Sollten wir uns da als Christen nicht wehren, wenn über Gott geschimpft wird, den wir schätzen?
Wie können wir aber Gott in würdiger Weise verehren? Dazu haben wir in der Kirche die Möglichkeit. Dort können wir Jesus schon am Eingang begrüßen, uns hinknien, unseren Lobpreis darbringen, beten, singen und die Heilige Eucharistie feiern. Dann können wir sagen: „Gott, ich schätze und achte dich!“ Daran sollen alle erkennen und spüren, dass uns Gott wichtig ist. Nur in die Kirche zu gehen, um eine Stunde abzusitzen, weil es so üblich ist, ist keine Verehrung und Achtung Gottes und wird niemand dazu bewegen, sich ein Beispiel daran zu nehmen.
Mit einer Geschichte von Wolfgang Amadeus Mozart möchte ich abschließen:
Eines Tages spazierte der berühmte Musiker durch Wien. Da sah er einen blinden Bettler am Straßenrand, der Geige spielte. Zu seiner Überraschung spielte er eine seiner Kompositionen.
Mozart blieb stehen und fragte ihn: „Spielen Sie oft Kompositionen von Mozart?“ Der Bettler antwortete: „Sicherlich, denn seine Musik hören alle gerne!“ „Und was Sie dafür an Geld bekommen, kommen Sie damit aus?“, meinte Mozart. „Leider komme ich damit nicht über die Runde!“, entgegnete der Bettler. Schließlich bat Mozart ihn, er möge ihm die Geige geben, und sogleich begann er zu spielen. Da füllte sich der Hut des Bettlers mit Geldmünzen. Der Blinde fragte verwundert: „Wer sind Sie?“ Mozart gab folgende bescheidene Antwort: „Ich bin ein Kollege von ihnen, ein armer Musikant!“ Er wollte sich nicht hervorheben als berühmter Musiker, sondern dem Bettler gegenüber seine Hochachtung und Wertschätzung kundtun.
Ich denke, es gut, wenn man einem anderen Menschen Ehre und Wertschätzung ausdrückt.
Jeder Mensch merkt sofort, ob man ihn achtet und schätzt oder nicht. Wo Menschen einander anfeinden, grob und frech zueinander sind, da geschieht nicht Wertschätzung, sondern das führt nach und nach kommt zu einer Entfremdung.

Herr, es ist erstaunlich, wie du die Menschen schätzt, für die du in die Welt gekommen bist. Wir freuen uns, dass wir für dich wertvoll sind. Bitte, hilf uns, dass wir so wie du, anderen Menschen spüren lassen, wie wertvoll sie uns sind und wie sehr wir sie achten und schätzen!

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