Das Geheimnis der Verdammnis

Das Prinzip des Christentums ist sehr einfach. Ein konkretes Ziel und ein konkreter Weg, der ans Ziel führt. Wenn du den Weg gehst, der ans Ziel führt, gerätst du ans Ziel. Wenn du einen anderen Weg gehst, der nicht zum Ziel führt, kommst du nicht ins Ziel. Du gerätst irgendwohin, aber nicht zum konkreten Ziel. Die Bibel sagt: Am Ende der Zeit wird jeder Mensch vor Gottes Gericht stehen. In der Offenbarung des Johannes heißt es: „Ich sah die Toten vor dem Thron stehen, die Großen und die Kleinen. Und Bücher wurden aufgeschlagen; auch das Buch des Lebens wurde aufgeschlagen. Die Toten wurden nach ihren Werken gerichtet, nach dem, was in den Büchern aufgeschrieben war.“
Das Gericht Gottes soll man nicht mit einem Verurteilen und Bestrafen vergleichen. Die schwere Sünde enthebt uns der Gemeinschaft mit Gott und macht uns dadurch zum ewigen Leben unfähig. Das nennt man die ewige Sündenstrafe. Aber auch jede andere Sünde, selbst eine geringfügige, zieht eine Läuterung nach sich – sei es hier auf Erden oder nach dem Tod im sogenannten Purgatorium, dem Fegefeuer. Diese Läuterung befreit von den zeitlichen Sündenstrafen. Das sollte man nicht als Rache verstehen, sondern als Strafe, die sich aus dem Kern der Sache ergibt. Jeder Mensch verurteilt sich selbst nach seiner Liebe. Im Johannes-Evangelium heißt es: „Denn mit dem Gericht verhält es sich so: Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse.“

Ein Beispiel: Wenn man jemanden ins Theater oder in die Oper mitnimmt, so wird es für die einen ein entzückendes Erlebnis sein – einfach himmlisch, für andere wiederum wird das Langeweile bedeuten, keine Handlung, ständiger Gesang und dazu kein Bier, keine Popcorns, kein Essen sein – also geht man lieber anderswo hin. Ähnlich ist es auch mit der Beziehung zu Gott. Einer ist begeistert für das Gebet, die Liturgie, für Meditation und Kontemplation und er ist glücklich dabei. Für einen anderen bedeutet das Langeweile, denn er fühlt nichts und erlebt nichts. Wenn ersterer stirbt, werden sich seine Wünsche erfüllen, er wird die Gemeinschaft mit Gott erleben. Wenn der zweite stirbt und in den Himmel kommt, wird er enttäuscht sein, weil alle nur dasitzen und jemanden anstarren. Sie meinen, da sei es in der Hölle besser. Für Menschen also, die von Gott das ewige Leben nicht annehmen, bleibt der Himmel unverständlich. Sie verurteilen sich selbst zu einem Leben außerhalb des Himmels.
Das Gericht Gottes ist dann die Bestätigung Gottes für diesen Entschluss.
Wir können nicht mit Gott vereint werden, wenn wir uns nicht freiwillig dazu entscheiden, ihn zu lieben. Wir können aber Gott nicht lieben, wenn wir uns gegen ihn, gegen unsere Nächsten und gehen uns selbst schwer versündigen. Wer nicht liebt, bleibt im Tod. In einer Todsünde zu sterben, ohne diese bereut zu haben und ohne die barmherzige Liebe Gottes anzunehmen, bedeutet, durch eigenen freien Entschluss für immer von Gott getrennt zu bleiben. Die Lehre der Kirche sagt, dass es eine Hölle gibt, die ewig dauert. Die Seelen derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden – das ewige Feuer. Das Schlimmste der Hölle ist die ewige Trennung von Gott, in dem allein der Mensch das Leben und das Glück finden kann.
Niemand ist von Gott vorherbestimmt, in die Hölle zu kommen, nur eine freiwillige Abkehr von Gott, in der man bis zum Ende verharrt, führt dazu.
Bei der Eucharistiefeier und in den täglichen Gebeten der Gläubigen erfleht die Kirche das Erbarmen Gottes. Gott will nicht, dass jemand zugrunde geht, sondern dass alle sich bekehren. Was hat für mich den größten Wert und ist das tiefste Erlebnis? Das Gebet, die Heilige Messe, die Meditation? Oder: das Vergnügen, das Bummeln, das Fernsehen, Essen und Trinken? Was bevorzuge ich? Wenn uns das Angebot Gottes nicht anspricht, dann hat es keinen Sinn, Christ zu sein!

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