24.Sonntag C

24.Sonntag im Jahreskreis C
Einleitung
Viele von euch kommen in die Kirche, in der Freude darüber, dass Sie durch das Hören
des Wortes Gottes zu einer tieferen Erkenntnis von Jesu Lehre gelangen. Auch das heutige
Evangelium hilft uns dabei. Jesus geht es um eine wichtige Wahrheit. Er will uns sagen, dass
der himmlische Vater uns gegenüber unendlich barmherzig ist.
Predigt
Liebe Schwestern und Brüder!
Jesus trifft sich mit den Schriftgelehrten und Pharisäern und will sie von der unendlichen
Barmherzigkeit Gottes überzeugen. Sie aber sind entsetzt darüber, dass Jesus öffentlich
mit Sündern verkehrt. So folgern sie daraus, dass er nicht der Sohn Gottes sein kann. Ihre
Vorstellung ist, dass Sünder vor Gott abscheuliche Menschen sind und er sich von ihnen
abwendet. Doch Jesus verteidigt seine Kontakte mit den Sündern. Er möchte ihnen klar
machen, wie Gott in Wirklichkeit ist. Dazu verwendet er drei Gleichnisse.
Im ersten Gleichnis zeigt sich Gott dem Sünder gegenüber so, wie sich ein Hirte einem
verlorenen Schaf gegenüber verhält. Er sucht mit Liebe so lange, bis er es gefunden hat.
Wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf seine Schultern.
Im zweiten Gleichnis spricht er von einer Frau, die eine Drachme verloren hat. Sie zündet
eine Lampe an, durchsucht unermüdlich das ganze Haus und sie sucht so lange, bis sie das
Geldstück gefunden hat. Und als sie es gefunden hat, ruft sie alle ihre Freundinnen und
Nachbarinnen zusammen, damit sie sich mit freuen über die wieder gefundene Drachme.
Das dritte Gleichnis ist wohl das bekannte von allen dreien. Es ist das Gleichnis vom
verlorenen Sohn oder vom barmherzigen Vater. Der jüngere Sohn ließ sich sein Erbteil
auszahlen und verließ seinen Vater, vergeudete sein ganzes Vermögen und kam schließlich
hungrig und reumütig wieder nach Hause zu seinem Vater zurück. Und wie war die Reaktion
des Vaters? Er lief ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Daraufhin sagte er
zu seinen Knechten: Da muss gefeiert werden, lasst uns miteinander essen und fröhlich sein,
denn mein Sohn war tot und er lebt wieder, er war verloren und ist wieder gefunden worden.
Genau so ist die Freude Gott jedem Sünder gegenüber, der verloren war, sich wieder finden
lässt – also umkehrt. Diese Lehre gefiel allerdings den jüdischen Religionsführern nicht. Für
uns aber ist es sehr wichtig, dass wir diese Wahrheit von Jesus hören und erkennen.
Der selige Papst Johannes Paul II schrieb eine Enzyklika mit dem Titel: Dives in misericordia
– die Enzyklika über das göttliche Erbarmen. Er schrieb: Gott bleibt seiner Vaterschaft
treu, er bleibt seiner Liebe treu. Er bleibt treu, auch wenn wir untreu geworden sind. Nach
solchen Aussagen des geschätzten Papstes Johannes Paul II ist es wichtig, dass Eltern zu
ihren Kindern, wenn sie Sünden begehen, nicht sagen: „Gott wendet sich von dir ab oder
Gott verlässt dich oder Gott hört auf, dich zu lieben.“ So zu sprechen ist nicht richtig. Im
Gegenteil: „Gott sucht den Sünder!“ Ist das nicht ein großer Trost für uns?
Vielleicht werden Sie einwenden: „Bitte, sagen Sie das nicht zu laut, denn sonst werden die
Menschen die Sünde zu leichtfertig nehmen und dann leichtsinnig Böses tun.“ Ich würde
dazu sagen: „Wenn die Menschen die unendliche Liebe Gottes erfahren, dann werden sie Gott
mehr lieben und die Liebe wird sie daran hindern, Sünden zu begehen.“
Der Apostel Johannes schreibt einmal: Jeder, der Gott liebt, heiligt sich und wenn er geheiligt
ist, wird er nicht sündigen. Das bezeugen auch so manche Lebenserfahrungen. Zwei kurze
gegensätzliche Begebenheit möchte dazu als Beispiel bringen:
Die Eltern von Martin waren überzeugt davon, dass sie ihrem Sohn eine gute religiöse
Erziehung angedeihen lassen, wenn sie immer vom strengen und unbarmherzigen Gott
sprechen, der ihn für alles bestrafen wird. Sie sagten zu ihm: „Wenn du nicht gehorchst,
wenn du nicht betest, dann wirst du schon sehen, wie Gott dich bestrafen wird.“ In Martins
Vorstellung prägte sich natürlich das Bild eines Gottes ein, er ein strenger und unangenehmer
Aufpasser sei. Als er dann schließlich in der Schule von jemanden hörte, dass es überhaupt
keinen Gott gäbe, so freute er sich darüber. Das befreite ihn von dieser unangenehmen
Vorstellung, aber heute ist er Atheist.
In der Familie von Karl war das anders. Seine Eltern lehrten ihn von Kindheit an, dass
Gott die Liebe ist. Sie ermutigten ihn, aus Liebe zu Gott zu beten, aus Liebe zu Gott die
Heilige Messe zu besuchen und aus Liebe zu Gott, jede Sünde zu meiden. Karl sang gerne
das Lied: „Gott ist Liebe“ und er liebte Gott über alles. Auch er hörte von jemanden in der
Schule, dass es keinen Gott gibt. Er aber dachte: „Das kann nicht die Wahrheit sein. Ich liebe
Gott doch so sehr.“ Und niemand konnte ihn von Gott abbringen, weil er im Glauben an den
liebenden Gott so glücklich war.
Sie merken sicherlich in diesem Augenblick, welche Erziehung richtig und wichtig ist?
Brüder und Schwestern, nehmen wir heute von neuem an, was Jesus uns sagen will. Er
möchte uns aufmerksam machen auf die unendliche Barmherzigkeit unseres Vaters im
Himmel. Wir sollen ihm Antwort geben durch unsere große Liebe zu ihm.

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