Weihnachten 2013 am Tag

Weihnachten 2013-am Tag

Einleitung

Ein jüdischer Geschäftsmann wurde böse auf seinen Schwiegersohn, weil er ihm erst nach der Hochzeit eingestanden hatte, dass er nichts besitzt und von der Mitgift seiner Tochter leben würde.  Er sagte: “Wenn du ein anständiger Mensch wärest, hättest du mir das schon vor der Hochzeit mitgeteilt.” Der Schwiegersohn antwortete darauf: “Das habe ich doch gemacht. Ich habe Ihnen doch klar gesagt, dass ich ohne ihre Tochter nicht leben kann.” Wenn diese Aussage “Ich kann ohne dich nicht leben” im Sinne einer menschlichen Beziehung ausgesprochen wird, ist sie durchaus positiv. Wenn es aber um wirtschaftliche Aspekte geht, dann ist das eine Halbwahrheit, ein Versuch jemanden zu täuschen.

Predigt

Gott wollte seine Zuneigung zu uns Menschen ausdrücken und uns seine besondere Liebe schenken. Das tat er mit Jesus, der als  Kind in Bethlehem geboren wurde. Dieses Kind in der Krippe ist das Zeichen der Liebe Gottes zu uns. Diese Zuneigung Gottes hat die Kraft, die Welt zu verändern. Was ist das Wesen von Weihnachten? Jesus verließ seinen himmlischen Palast, um in einen Stall einzuziehen. Er verließ den Luxus des Himmels und nahm Wohnung bei Ochs und Esel und musste ihren Gestank ertragen. Statt der Engel und Erzengel kamen einfache Hirten zu ihm. Er verwandelte also die Allmacht in die Ohnmacht und nahm diese an. Der Gipfel dieser Wandlung erfüllte sich in den Ereignissen 33 Jahre später, in seinem Leidensweg zum Heil für uns Menschen.    Weihnachten bedeutet: Gott ist Mensch geworden,  damit der Mensch Gott ähnlich werden kann. Er bietet uns diese Verwandlung an.  Weihnachten feiern bedeutet nicht nur  Erinnerung an den menschgeworenen Gottessohn, sondern auch Hoffnung   auf Heil. Zwischen Erinnerung und Hoffnung ist eine enge Beziehung. Also feiern wir die Erinnerung an Gott, der Kind geworden ist und  gleichzeitig auch die Hoffnung, dass Gott uns hilft, uns zu verwandeln.  Unser Egoismus soll zu Liebe werden, die Krankheit sollen wir mit Liebe annehmen, die Sündhaftigkeit soll sich zur Heiligkeit umwandeln, die Sterblichkeit zur Unsterblichkeit. Jeder von uns könnte erzählen, was für ihn Weihnachten bedeutet. Erinnerungen sind wichtig. Sie geben uns die Hoffnung. Wer die Hoffnung hat, hat die Zukunft, erkennt  den Sinn des Lebens.

Charles Dickens, ein englischer Schriftsteller verfasste die Geschichte eines Mannes, der die Erinnerungen verloren hatte. Dieser Mann wurde gefühllos und  kalt.

Die Erinnerung daran, als wir zu Weihnachten ein Spielzeug bekommen haben, wie uns jemand geküsst hat, Erinnerungen an die Liebe, die wir von unseren Eltern und Großeltern bekommen haben, sind Quellen des Guten in uns. Nur so sind wir fähig,   Liebe weiterzugeben und uns zu verwandeln. Wenn Menschen keine Erinnerungen mehr an Weihnachten haben, dann  können sie  das Wesen von Weihnachten nicht mehr erkennen. Auch in China und Japan feiern die Menschen Weihnachten, aber sie wissen von Jesus nichts. Das wahre Weihnachten braucht eine Beziehung zu Gott. Gott sagte ,,Ja” zu den Menschen. Jetzt sind wir an der Reihe ,,Ja” zu Gott zu sagen. Jedes Gebet, jede heilige Messe, jede gute Handlung bedeutet ein ,,Ja” -Sagen zu Gott. In dem Ausmaß, wie wir fähig sind, zu Gott “Ja” zu sagen, so weit werden wir uns verwandeln.

Antoine de Saint Exupéry , ein französischer  Schriftsteller schrieb über einen Piloten, der gegen die  spanischen Faschisten kämpfte. Dieser fiel in die Hand der Feinde und wurde ins Gefängniss gesperrt. Verächtliche Blicke und die harte Behandlung des Aufsehers ließen in ihm den Eindruck erwecken, dass er am nächsten Tag hingerichtet wird. Er schrieb in ein Tagebuch: Ich war sicher, sie werden mich töten. Ich war nervös und erschüttert und so tastete ich in meiner Tasche nach einer Zigarette. Ich habe eine gefunden, aber ich hatte keine Streichhölzer. Ich habe über das Gitter geschaut, wo der Aufseher war und unsere Augen haben sich begegnet. Aber warum sollte er sich für mich interessieren? Ich war doch für ihn schon so gut wie tot. Da schrie ich: “Herr Aufseher, haben Sie Feuer für mich?” Er schaute mich an, kam zu mir, um die Zigarette zu entzünden. Als er das Zündholz über die Zündfläche strich, ruhten seine Augen auf mir. In diesem Moment lächelte ich und wusste nicht einmal, warum ich das gemacht habe. Aber was geschah? In diesem Moment schienen die Funken überzuspringen – ich weiß, er wollte das nicht – aber mein Lächeln entlockte auch ihm ein Lächeln. Er zündete meine Zigarette an und blieb bei mir und er schaute direkt in meine Augen und lächelte wieder. Es wurde mir bewusst, dieser Mann ist nicht nur ein Gefängnisaufseher, er hat  auch durchaus etwas Menschliches an sich. Dann fragte er mich: “Hast du Kinder?” Ich antwortete: “Ja, hier sehen Sie!”  Und ich zog aus meiner Brusttasche ein Foto meiner Familie heraus. Auch er zeigte mir dann ein Foto und begann von seiner Familie und seinen Plänen zu erzählen. Da begann ich zu weinen und sagte: “Ich habe Angst, dass ich meine Kinder nie mehr sehen werde.”  Da füllten sich auch seine Augen mit Tränen. Dann sperrte er plötzlich – ohne ein Wort zu sagen – die Zelle auf und führte mich hinaus. Wir gelangten über Nebenwege aus der Stadt hinaus. Dort am Stadtrand ließ er mich gehen. Exupery endete seinen Geschichte mit den Worten: “Sein Leben wurde durch ein einziges Lächeln gerettet.” Die Erinnerung verwandelte sich also in Hoffnung. Die Erinnerung an die Liebe zu seiner Familie wurde zur Quelle für die veränderte Haltung des Aufsehers. Aus dem Aufseher wurde ein menschlicher Bruder und aus dem Gefangenen ein freier Mensch.

Wir sollten dankbar sein für das Lächeln des Gotteskindes in Bethlehem, durch das sich Gott allen Menschen geäußert hat.

   

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