7.Sonntag im Jahreskreis A Mt 5, 38-48

7. Sonntag A- Von der Vergeltung

Einleitung

Heute hören wir im Evangelium die Worte: “Wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel.Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm… und: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.” Der tiefste Grund, warum Jesus diese Worte sagte,  ist nicht nur für das soziale Handeln wichtig, sondern auch religiös und theologisch von Bedeutung.

Predigt

Jesus verlangt von uns, dass wir denen verzeihen, die uns verletzt haben. Jeder von uns weiß,  wie schwer das ist, aber es ist nicht unmöglich. Jesus verlangt von uns, dass wir unseren himmlischen Vater nachahmen, denn wir sind seine Söhne und Töchter. Er sagt: “Ihr sollt also vollkommen sein, denn auch euer himmlischer Vater ist vollkommen. Gott lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.”  Gott liebt alle Menschen von Anfang an, obwohl sie oft im Bösen verhaftet sind. Wenn wir aufrichtig sind, müssen wir feststellen, dass wir in gewissen Phasen unseres Lebens sehr egoistisch waren. Gott liebte uns auch in diesen Momenten und er wirkte in uns. Sein Wirken gibt uns Kraft, um fähig zu sein, zu verzeihen, so wie auch er uns verzeiht. Leider ist nicht jeder Mensch fähig, zu verzeihen, was aber meist unangenehme Folgen hat.

Hören wir dazu eine wahre Begebenheit: In Spanien gedeihen viele verschiedene Südfrüchte und sie sind daher dort auch sehr billig. In Norddeutschland aber sind diese Früchte um vieles teurer. Lastwägen bringen das Obst von Spanien über Frankreich nach Deutschland. Diese spanischen Lastwägen  wurden oft im Auftrag von französischen Obstbauern überfallen, die Lenker wurden entführt und die Lastwägen angezündet. Der Grund war, dass die französischen Obstbauern ihr Obst an Deutschland verkaufen wollten, aber zu einem höheren Preis als die spanischen Obstbauern. Sie wollten damit den Handel von Spanien nach Deutschland ausschalten. Eines Tages fuhr ein junger Spanier mit seinem eigenen Lastwagen mit Obst beladen durch Frankreich. Er wusste, dass es sehr gefährlich war, aber dachte, es werde ihm schon gelingen. Er nahm auch seine Frau mit. Auf dem Weg wurden sie angehalten und der Lastwagen angezündet. Der junge Spanier musste mitansehen, wie er sein Hab und Gut verlor und das Schlimmste war, dass seine Frau im Lastwagen ums Leben kam. Er konnte seiner geliebten Frau nicht mehr helfen. Wut und Hass entstanden im Herzen  dieses jungen Menschen, als er sah wie ohnmächtig er gegen diese Bande war.  Es reifte der Entschluss in ihm, sich zu rächen. Er beschaffte sich Sprengstoff, den er auf seine nächste Fahrt durch Frankreich mitnahm. Er wollte damit jene Menschen in die Luft sprengen, die ihm dieses große Leid zugefügt hatten. So geschah es auch. Als wieder die organisierte Bande  ihn anhielt und seinen Lastwagen anzündeten, explodierte der mitgeführte Spengstoff und die Bande kam ums Leben. Nach dieser Tat kehrte er nach Spanien zurück und stellte sich der Polizei. Er erklärte, warum er das getan hat und was er von den Franzosen vorher erdulden musste. Die französische Regierung verlangte seine Auslieferung, um ihn für seine Tat zu bestrafen. Die spanische Regierung lehnte eine Auslieferung ab.

Wenn wir diese Geschichte hören, werden wir mit Schrecken feststellen, wie viel Hass in einem Menschen sein kann. Ein Hass kann so groß sein, dass  er Menschen zu so schrecklichen Taten motiviert. Sie denken nur mehr, dass ihnen nichts anderes übrig bleibt, als sich zu rächen.  Aber Rache rufte nur neue Rache hervor. Liebe Christen, Sie ahnen, wohin das führt. 

Ich habe heute diese Geschichte des jungen Spaniers erzählt und ich denke dabei an Jesus. Hätte er nicht genug Grund gehabt, sich zu rächen? Er aber betete: “Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.”

Ich möchte ihnen aber noch eine Geschichte erzählen, ein Vorkommnis, das belehrend ist. Doktor Cronin begann als junger Arzt in einem Krankenhaus in Nord Hammerland zu arbeiten. Eines Abends brachte man einen 6 jährigen Buben zu ihm.  Er hatte Diphterie und er musste sofort operiert werden.  Er führte eine Metallröhre in die Luftröhre ein.  Als er die Wunde versorgt hatte, ging er schlafen. Vier Stunden später weckte ihn ein lautes Klopfen an seiner Tür. Da stand eine junge Schwester und sagte ganz aufgeregt:  “Kommen Sie schnell,  Herr Doktor. Die Schwester,  die auf dem Bub aufpassen sollte, ist eingeschlafen. Als  sie erwachte, war  die Metallröhre  vollkommen verstopft.  Anstatt, dass sie versuchte, abzusaugen, begann sie panisch im Zimmer herumzulaufen und um die Hilfe zu rufen. Bis sie Hilfe fand, war es zu spät. Der Bub ist gestorben.”  Doktor Cronin war sehr zornig darüber und wollte die Krankenhausverwaltung, bitten, diese Schwester sofort zu entlassen. Damit war auch ihre weitere Berufslaufbahn vorbei. Er schrieb einen Bericht und lud dann die Schwester zu einem Gespräch ein.  Er las ihr den Bericht vor und sie wurde blass, aber sie fand keine Worte der Entschuldigung oder der Ausrede. Es schien so, als habe sie nichts dazu zu sagen. Dann aber sprudelten ihre Worte nur so heraus: “Bitte, geben Sie mir noch eine Chance. Ich weiß und ich wurde auch so erzogen, dass jeder Fehler bestraft werden muss.” Der Arzt befahl ihr, zu gehen. Den Bericht warf er in den Briefkasten der  Verwaltung des Krankenhauses. Er konnte aber in jener folgenden Nacht nicht schlafen, denn in seinem Kopf klangen immer wieder die Worte der Schwester, ihr doch noch eine Chance zu geben. Er dachte darüber nach, ob seine Gedanken der Rache richtig sind. Er dachte auch an Jesus und an das Vater-unser-Gebet, wo es heißt: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Am Morgen, noch bevor der Briefkasten entleert wurde, holte er den Bericht wieder heraus und zerriss ihn. Seitdem sind 20 Jahre vergangen und diese Schwester ist nun Oberschwester in einem großen Krankenhaus und ihr aufopferndes Leben für viele Patienten wurde zum Beispiel für viele Krankenschwestern. Der Arzt aber hatte begriffen, wie wichtig es damals war, ihr noch eine Chance zu geben.

Ich denke, wir sollten uns bemühen, Menschen, die jemanden verletzt haben, die nicht richtig gehandelt haben, noch eine Chance zu geben. Vielleicht brauchen auch jemanden, der uns in schwierigen Situationen unseres Leben eine Chance gibt. Möge uns Jesus helfen, damit wir fähig werden, seine Worte zu verwirklichen: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne und Töchter eures Vaters im Himmel werdet, denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten.”

Dieser Beitrag wurde unter Sonntagpredigt veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.