5.Fastensonntag A Joh 11, 1-45

5.Fastensonntag A        Ende und Ziel

Einleitung

Ein Film endet immer mit dem Wort “Ende”. Das lateinische Wort dafür ist “Finis”, das bedeutet aber nicht nur Ende, sondern auch Ziel. Ein Film hat auch ein Ende, aber auch ein Ziel. Ein Film könnte zum Beispiel Menschen aufmuntern oder unterhalten. Auch das menschliche Leben hat ein Ende und ein Ziel. Wir kennen vier Stufen des menschlichen Lebens: 1.Die Kindheit, 2.Das Jugendalter, 3.Das Erwachsenenalter  4.Das Greisenalter – und dann kommt der Tod. Der Tod bedeutet, dass wir Menschen vergänglich sind. Wir sollten immer wieder nachdenken, was das Ziel unseres Lebens sein soll. Vielfach ist das Ziel des Lebens aber nicht das Sterben, sondern Großes zu vollbringen in Familie und Gesellschaft. Das eigentliche Ziel des Lebens sollte aber das ewige Leben sein in der Herrlichkeit Gottes. Im heutigem Evangelium hören wir die Geschichte von der Krankheit und vom  Tod des Lazarus – und wir erfahren, dass durch Krankheit und Tod Gott verherrlicht wird.

Predigt

Das Evangelium über die Auferweckung des Lazarus ist ein sehr lehrreiches Evangelium, das man aus  verschiedenen Standpunkten sehen kann.

Erstens wurde die Begebenheit zum Anlass für Jesu Verhaftung. Es war sein letztes Wunder vor seinem Tod. Der Anlass zur Verurteilung Jesu war unter anderem  das Bekenntnis von Marta: ,,Ja Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes”. Für den Hohenpriester Kajaphas  war das ein Grund für den Aufstand gegen Jesus. Einige Verse später im Johannesevangelium heißt es nämlich: ,,Ihr bedenkt nicht, dass es besser für euch ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht”.

Zweitens löst Jesus die apokalyptische Zukunft nicht auf. Die Zukunft ist für jeden unklar. Jesus konzentriert sich auf die Gegenwart. Jeder Mensch hat die freie Entscheidung, wie er sein Leben gestalten kann und das soll jetzt in der Gegenwart und nicht erst in Zukunft sein.

Drittens beinhaltet das Evangelium einige Symbole. Lazarus ruhte vier Tage im Grab, seine Hände und Füße waren  in  Tücher eingehüllt und sein Gesicht mit einem Tuch bedeckt. Vor die Grabhöhle war ein Stein gewälzt worden und der Leib begann schon zu riechen. Was bedeutet das? Alles ist der Verwesung ausgesetzt. Menschen, die egoistisch sind, sie sind ein Stein des Anstoßes. Ein Tuch vor dem Gesicht, das könnte eine Maske sein, die manche Menschen in ihrem Leben tragen. Ein Mensch ist wie eingehüllt, wenn er die Liebe nicht lebt.

Bei der Auferweckung des Lazarus kann man aber sehen, dass alle, die an Christus glauben, leben werden, auch wenn sie sterben. Der Glaube an Jesus ist stärker als der Tod. Der Leib stirbt, aber nicht das, was unser Leben ausmacht, unser Wesen bleibt bestehen für immer. Im 5. Kapitel des J0hannesevangeliums heißt es: “Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen.”

Der Wiener Psychiater Viktor Frankl, der Gründer der Logotherapie schreibt: Zum Wesen des Menschen gehört, dass er an jemanden oder an etwas ausgerichtet ist. Richtig ist es, wenn wir ausgerichtet sind auf jemanden, der größer ist als wir. Für uns Christen ist unser Ziel Christus, der sagt: “Ich bin die Auferstehung und das Leben.” Wir sollten uns also fragen: Wonach richten wir unser Leben aus? Wie oft waren wir egoistisch anderen gegenüber und sind zum Stein des Anstosses geworden? Welche Werte sind in unserem Leben von Bedeutung? Es wäre gut, wenn wir auch bereits in unserem irdischen Leben so etwas wie  Aufstehung erleben können, die uns herausführt aus dem Grab der Resignation und Angst. Wir sollen bekennen:  Jesus, wir glauben, dass du mit uns bist. Wir wollen den Weg des Lebens mit dir gehen. Wir wissen, wenn wir an dich glauben, steuert unser Leben einen richtigen Kurs.

Die folgende Geschichte erzählt über das Vertrauen, mit dem wir unser Leben in die Hände Gottes legen können. Ein Mann ging mit seinem kleinen Sohn in die Stadt, um den Jahrmarkt zu besuchen.  Der Weg führt über eine wackelige Brücke. Da erschrak das  Kind und sagte: “Vater,  glaubst du, dass die Brücke uns aushält?” Da antwortete dieser: ” Ich werde dich an der Hand halten”.  Das Kind legte seine Hand in die Hand des Vaters und  so gingen sie  vorsichtig über die Brücke. Am Rückweg mussten sie aber wieder über dieser Brücke.  Und schon als sie vom Jahrmarkt weggingen, fragte und der kleine Bub:  “Vater, kommen wir auch ein zweites Mal sicher über die Brücke? Der Vater nahm seinen Sohn in die Arme und sagte zu ihm:  “Hab keine Angst, in meinen Armen bist du sicher!” Mit diesem Vertrauen in den Armen des Vaters zu sein, schlief das Kind ein. Am nächsten Morgen, als es erwachte, wusste es nicht mehr, dass es der Vater über die Brücke getragen hatte.

So ähnlich ist es auch mit dem Tod. Der Mensch legt sein Leben in die Hände Gottes und so kommt er von einem Ufer auf das andere und er bemerkt es nicht einmal. Wichtig ist einfach nur zu wissen: Jesus ist die Aufstehung und das Leben – er ist die Auferstehung nicht nur für sich selbst, sondern vor allem für uns. Es ist schön, einfach zu glauben, dass Jesus uns vom Tod ins ewigen Leben hinübertragen wird.

Dieser Beitrag wurde unter Sonntagpredigt veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.