12.Sonntag A 2014 Mt 10,26-33

12. Sonntag A –  Fürchtet euch nicht.

Einleitung

Eine Großmutter besuchte mit ihrem Enkel eine Kapuzinerkirche. In einer Ecke der Kirche befand sich eine Pieta – eine Schmerzensmutter mit dem Leichnam Jesu im Schoß. Der Kleine sah die Pieta und sagte zu seiner Großmutter: “Oma, heb mich in die Höhe!” Die Oma tat es und der kleine Junge streichelte Jesus über den Kopf und sagte: “Fürchte dich nicht, Jesus, du wirst auferstehen!”

Das Sätzchen “Fürchte dich nicht” ist sehr aktuell. Es gibt die verschiedensten Befürchtungen, Ängste und Beklemmungen. Die Eltern haben Angst vor der Zukunft ihrer Kinder. Die Menschen haben Angst vor Überflutungen, Stürme und Erdbeben. Jesus weiß, dass es vielerlei Ängste auf der Welt gibt und daher macht er uns immer wieder Mut. Im heutigen Evangelium sagt er: “Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können. Fürchtet euch also nicht, ihr seid mehr wert als viele Spatzen.”

Predigt

Im Matthäus – Evangelium haben vorhin dreimal den Ausruf: “Fürchtet euch nicht” gehört. Dieses Sätzchen ist aber vielmals in der Bibel zu lesen.

Zum ersten Mal lesen wir davon bei der Geburt Jesu, als Josef zweifelte, ob er Maria zu sich nehmen oder sie verlassen soll. Damals wurde ihm gesagt, dass er keine Angst haben solle, Maria als seine Frau zu sich zu nehmen, denn das Kind, das sie erwartet, sei vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären, dem soll er den Namen Jesu geben. Dieser Jesus wird das Volk von seinen Sünden erlösen. Josef hat schließlich getan, was ihm gesagt worden ist.

Das zweite Mal finden wir diese Aussage bei der Aufstehung, als die Frauen voll Angst zum Grab kamen und der Engel zu ihnen sagte: “Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier, denn er wurde auferweckt, wie er gesagt hat!”

Eine dritte Aussage dieser Art finden wir nach der Auferstehung Jesu. Das haben wir heute gehört: “Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können.” Das ist eine Aufforderung zu einer missionarischen Tätigkeit.

Man könnte sagen, dass es bei den beiden ersten Aussagen: “Fürchtet euch nicht!” um übernatürliche Sachen ging. Der Heilige Josef und die Frauen am Grabe hatten Angst vor der Wahrheit, die ihnen unbekannt war. Bei der dritten Aussage haben wir es zu tun mit Lebensumständen, wo man auch mit bösen Menschen und Verfolgern konfrontiert ist –  und das hat heute noch Gültigkeit.

Menschen haben heute auch Angst im religiösen Bereich. So mancher Mensch fragt sich: “Ist das Christentum die einzige und richtige Religion, wenn sich doch sehr viele Menschen zum Islam, zum Buddhismus, Schintoismus und Hinduismus bekennen? Ist das Evangelium wirkungsvoll, wenn bei den Katholiken nur mehr 15 % praktizierende Christen sind? Haben die Prediger, die Katecheten und alle, die sich um die Evangelisation bemühen und das Wort Gottes verkünden, überhaupt etwas der Welt von heute zu sagen?

Gegen diese Ängste können uns nur Jesu Worte am Beginn des heutigen Evangeliums helfen: “Darum fürchtet euch nicht vor den Menschen. Denn nichts ist verhüllt, das nicht enthüllt wird und nichts ist verborgen, das nicht bekannt wird. Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern.” Das bedeutet, dass die Wahrheit Gottes so stark ist, dass sie sich unter allen Umständen durchsetzen wird. In Gott ist nichts verborgen oder vergessen, das nicht enthüllt wird. Einen wahrhaft Glaubenden kann auch eine Verfolgung nichts anhaben.

Vielfach haben die Gläubigen unserer Zeit wenige äußere als innere Feinde. Dazu gehört zum Beispiel die Bequemlichkeit, die den persönlichen Glauben bedroht. Ich denke da an das Gebet, die Heilige Messe, das Lesen in der Heiligen Schrift. Damit können wir zeigen, dass Gott wichtiger ist als alle anderen Interessen. Eine weitere Angst im geistlichen Leben ist manchmal die Angst, dass man von Gott vergessen oder vor ihm bedeutungslos sei. Dazu sagt Jesus sehr ermutigend: “Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein Paar Pfennig. Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht.” Jesus will mit diesen Worten sagen, wenn Gott für die Spatzen Sorge trägt, ist viel mehr noch jeder von uns ein besonderer Anlass  seiner Sorge. Gott sagt zu uns: “Fürchte dich nicht, du bist ein Kind Gottes. Ich vergesse dich nicht, du bist nicht bedeutungslos, sondern bist von mir geliebt.”

Der französische Philosoph Gabriel Marcel hat geschrieben: “Wenn der Mensch jemanden liebt, setzt er auf ihn all seine Hoffnung”.  Gott liebt uns und das bedeutet, dass er auf uns seine Hoffnung gelegt hat.

Zum Schluss möchte ich ihnen eine kurze Geschichte erzählen:  Eine Frau, die schon drei erwachsene Kinder hatte, wurde wieder schwanger. Ein  Problem war,  dass die Frau in den ersten Wochen ihrer Schwangerschaft starke Medikamente nahm. Der Arzt riet ihr zur Abtreibung, weil das Kind womöglich eine Behinderung haben könnte.  Der Ehemann äußerte sich zwar nicht dazu, aber man konnte an seinem Verhalten erkennen, dass er ebenso dachte als der Arzt.  Auch ihre Mutter riet ihr zur Antreibung und meinte, es sei überhaupt eine Schande, noch in ihrem Alter ein Kind zu gebären.  Die Frau aber ging zu einem Priester. Das Gespräch war lange und der Priester ermutigte sie in der Hoffnung und im Glauben, dass das Kind  wohlbehalten zur Welt käme. Er sagte zu ihr: “Beten Sie und auch  ich werde für sie beten – und entschließen Sie sich, das Kind anzunehmen.” Nach zwei Tagen trafen sie sich wieder und sie sagte zum Priester: “Ich habe mich für das Kind entschieden, ich will außerdem Christus treu bleiben. Es ist merkwürdig, welch große Freude in mir ist nach dieser Entscheidung. ” Sie gebar einen gesunden, schönen Knaben trotz der Versicherung des Arztes, der an eine Behinderung des Kindes glaubte. Diese Geschichte ist ein Beispiel dafür, dass wir auf Gott unseres ganzes Vertrauen setzen sollen. Er hilft uns alle Angst zu überwinden.

Dieser Beitrag wurde unter Sonntagpredigt veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.