27.Sonntag A Mt 21,33-43

27. Sonntag A 2014

Einleitung

Das israelische Volk gleicht einem Weinberg, der Frucht bringen soll. Aber anstatt einer fruchtbringenden Ernte erwartet dem Besitzer des Weinbergs nur Enttäuschung. Das Volk hat vergessen, dass es nur Mieter des Weinbergs ist und so hat es daher auch seine Pflicht nicht erfüllt. Das heutige Gleichnis will uns sagen, dass der Mensch zur Erkenntnis kommen muss, dass die Frucht seiner Taten die Liebe sein soll. Wenn der Mensch diese Liebe einbringt, baut er am Reich Gottes mit. Wenn das Bauen des Reiches Gottes auf Selbstsucht, Trägheit und Bequemlichkeit ausgerichtet ist, wird es nicht von Dauer sein.

Predigt

Mit-und Pachtverträge sind heutzutage Bestandteil unseres gesellschaftlichen Lebens. Nicht selten können wir hören oder sehen, dass zwischen dem Eigentümer und dem Mieter oder Pächter eine große Spannung herrscht. Dafür gibt es verschiedene Gründe, die aber meist finanzieller Art sind. Im heutigen Gleichnis haben wir es auch mit Pächtern zu tun. Ein Gutsbesitzer verpachtete seinen Weinberg an Winzer. Er einigte sich mit ihnen, dass ein Teil der Ernte an ihn abgegeben werden muss. Die Pächter aber waren nicht bereit,  den Vertrag einzuhalten. Als der Gutsbesitzer nun zur Erntezeit seine Diener schickt, um den ausgemachten Teil zu holen, wurden diese verprügelt oder gar getötet.

Es geht in diesem Gleichnis aber nicht allein nur darum, diesen Pachtvertrag zu erfüllen, es geht um einen viel ernsthafteren Vertrag. Es geht um den Vertrag zwischen Gott und dem auserwählten Volk. Jesus denkt an das israelische Volk, wenn er vom Töten seiner Diener spricht. Die Diener sind eigentlich Propheten, die Gott schickt, um sein Volk zu ermahnen. Die Winzer oder Pächter sind das Volk, das Gottes Gesandte oft getötet hat. Ich denke da an die Propheten Amos, Michi, Jesaja, Ezechiel und Sachaja, die ebenfalls getötet wurden. Ich denke da vor allem an Jesus selbst, dem Sohn Gottes, der auch getötet wurde. Ähnliches gab es immer wieder in der Geschichte der Kirche, wo viele Märtyrer ihr Leben für die Verkündigung des Heils opfern mussten. Aber nicht immer endete alles mit dem Tod, manche wurden auch psychisch zermürbt.

Wie schaut es heute aus mit Menschen, die für Gott Zeugnis ablegen? In den Nachrichten hören wir fast täglich, dass besonders in den arabischen Ländern Christen blutig verfolgt werden. In Europa und Amerika geht es nicht so sehr um Verfolgung, aber man ist einer intensiven Kritik ausgesetzt oder wird belächelt, wenn man treu zur Kirche steht.

Vielleicht denken Sie jetzt: Das betrifft uns nicht, das betrifft nur das israelische Volk. Das ist ein Irrtum. Wir sind die Winzer von heute im Weinberg Gottes. Auch wir sollen unseren Anteil an der Ernte abgeben. Es handelt sich dabei selbstverständlich um den geistlichen Ernteanteil. Auch wir Christen haben mit Gott Verträge abgeschlossen. Wann? Bei der Taufe, bei der Erstkommunion, bei Firmung, bei der Hochzeit. Wie oft vergessen wir aber, was wir damals versprochen haben oder anders gesagt – wir fühlen uns nicht verpflichtet, zu tun, was wir versprochen haben.

Jetzt aber konkret: Bei der Taufe versprechen die Eltern, ihre Kinder christlich zu erziehen – aber vielfach sind das nur leere Worte.  Oder bei der Firmung, da haben die jungen Christen oder Christinnen versprochen, verantwortlich den Glauben zu leben, aber wie schaut die Wirklichkeit aus. Es herrscht vielfach Gleichgültigkeit gegenüber dem Glauben. Oft kommt es einem vor, dass sich Christen nach der Firmung so benehmen, als wären sie nie gefirmt worden. Das stimmt mich traurig, da man bei der Firmung eine Predigt gehört hat, die diese Verantwortlichkeit für den Glauben ausdrückte – und kurz nach der Firmung – alles wie weggeblasen. Ich denke da auch an das Sakrament der Ehe. Bei der Hochzeit versprechen sich die Brautleute, dass sie in Treue und Liebe leben werden, aber wie schaut die Wirklichkeit aus. Die Ehescheidungen sind sehr hoch. Man hat also den Eindruck, dass alle Versprechungen, die Gott gegeben werden, nur auf einem Dokument – einem Stück Papier vermerkt sind – mehr nicht.

So wie im Altertum bedeutende christlichen Gemeinschaften untergegangen sind, so kann es auch in Europa in Zukunft sein. Es gelten auch in der Gegenwart die Worte Jesu: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben, das die erwarteten Früchte bringt.

 

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