28. Sonntag A Mt 22,1-10

28. Sonntag A 2014  Glaube – Pflicht oder Liebe ?

Einleitung

Zwei Kameraden trafen sich und redeten miteinander. Der eine sagte zum anderen: “Ich habe erfahren, dass du am Samstag geheiratet hast. Da musst du glücklich sein.” Der andere antwortete: “Ja, das muss ich!” Ersterer sagte darauf: “Ich habe gehört, dass du ein gläubiger Christ bist. Du musst glücklich sein.” “Ja, ich muss”, war die Antwort darauf. Es ist ein großer Unterschied zwischen Liebe und Pflicht. Wenn zwei Menschen einander  lieben und ihre Beziehung sie erfüllt, nur dann hat eine Hochzeit einen Sinn. Eine Beziehung zwischen Mann und  Frau, die nur  auf  Pflichten und Gewohnheit basiert, hat keine Beständigkeit. Genauso  gilt das auch für die Religion, also der Beziehung zu Gott. Der Ausspruch: Ich muss glücklich sein – verrät, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Predigt

Das heutige Evangelium erzählt von einer Einladung zu einer  Hochzeit. Dazu muss ich gleich nochmals erwähnen, dass eine Hochzeit nicht auf Pflichterfüllung allein begründet sein  kann, ebenso ist es mit einer Beziehung zu Gott.  Leider gibt es nicht wenige Menschen, die ihre Beziehung zu Gott nur als Pflichterfüllung verstehen. Wie kann man aber diese Pflicht in eine Liebesbeziehung umwandeln? Dazu gibt es keine allgemein gültige Anleitung und auch keine naturwissenschaftliche Erkenntnis. Es ist eine Aufgabe, die das ganze Leben betrifft. Wie können höchstens daran Maß nehmen, wie andere dieses Problem lösen. Vielleicht kann uns auch die Psychologie dabei helfen. Psychologisch gesehen hilft uns die Religion, fünf spirituelle Grundbedürfnisse zu erfüllen. Diese Bedürfnisse sind: die Liebe, der Glaube, die Hoffnung, die Ethik oder Moral und die Schönheit. Die Verwirklichung dieser Bedürfnisse sind Bedingungen dafür, dass der Mensch im Gleichgewicht und in Behaglichkeit leben kann.

Ich möchte nun besonders auf diese Bedürfnisse eingehen.

1. Die Liebe: Sie ist in unserem Leben sehr wichtig. Jeder sehnt sich danach, geliebt zu werden. Wir wünschen uns dabei auch, dass andere barmherzig sind, dass sie Mitleid haben, dass sie uns vertrauen und uns respektieren.

2. Der Glaube: Heute ist der Glaube keine selbstverständliche Sache mehr. Ich denke dabei an den Glauben an Gott. Viele haben Zweifel. Viele Menschen lehnen Gott ab und glauben nur an sich selbst. Glaube aber ist Vertrauen in Gott und er äußert sich nicht in Enttäuschung von sich selbst.

3. Die Hoffnung: Jeder Mensch will sehen, dass das, was er macht von Bedeutung ist. Dazu braucht man Ausdauer und Optimismus und nicht Kleinmut und Trostlosigkeit. Hoffnung zu haben ist wichtig für das Leben.

4. Die Ethik oder Moral: Das ist die Einhaltung bestimmter Grundsätze und Tugenden. Das Gegenteil ist das Laster, die Unsittlichkeit.

5. Die Schönheit: Man kann darunter die Schönheit in der Kunst, in der Musik, in der Natur verstehen. Sie erfüllt geistlich und körperlich den Menschen. Doch begreifen Menschen oft besser die Schönheit des Körpers und interessieren sich kaum für die Schönheit des Geistes.

Jesus lädt uns heute also zu einer Hochzeit ein. Das bedeutet – er lädt uns zu einem geistlichen Leben ein. Viele lehnen diese Einladung ab. Warum? Wahrscheinlich darum, weil sie nicht wissen, was einem das geistliche Leben geben kann. Zum geistlichen Leben gehört ganz wesentlich das Gebet. Ein Psychologe schrieb einmal darüber, was das Gebet uns bringt. Das Gebet macht uns bewusst, was die Bedürfnisse der Welt sind. Das Gebet erweckt Glaube und Vertrauen. Es vermindert Angstzustände und entspannt. Das Gebet macht den Menschen demütig und es hilft, Probleme zu lösen. Im Gebet haben wir Ziele vor Augen, die wir erreichen wollen. Das Gebet gibt uns Kraft durch den Kontakt mit Gott. Es macht uns aufmerksam auf die Bedürfnisse anderer. Das Gebet führt uns zu Gott und hilft uns, uns geistlich zu entwickeln. Daraus kann man ersehen, dass es sich lohnt, sich einem geistlichen Leben zu widmen. Es ist schade, dass viele Menschen diese Einladung zu einem geistlichen Leben ablehnen.

Vor einiger Zeit habe ich im Fernsehen eine jungen Mann im Alter von 20 Jahren gesehen. Er hat erzählt, dass er sich vor zwei Jahren bekehrt hat. Ich war überrascht, wie verantwortlich er von seinem Leben sprach. Er erklärte, dass er jetzt eine ganz andere Einstellung zum Leben hat und daraus konnte man ganz klar seine Änderung erkennen. Ich selbst bin seit 35 Jahren Priester und ich bin fest überzeugt von der Notwendigkeit eines geistlichen Lebens. Ich bin nur sehr traurig, dass so viele Menschen die Einladung zu einem geistlichen Leben nicht annehmen. Das ist sehr sehr schade.

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