32.Sonntag A Mt 25, 14-30

32.Sonntag A 2014

Einleitung

Einst bedeutete das Wort “Talent” eine Geldeinheit. Heute denken wir bei diesem Wort nicht an Geld.  Talent ist für uns eine bestimmte Fähigkeit, die ein Mensch hat.  Wir pflegen zu sagen: Das ist ein talentierter Sportler, ein talentierter Sänger. Er hat ein Talent für Sprachen oder für die Malerei. Das Gleichnis von Jesus spricht von ersterem, nämlich vom Geld. Dabei hatte er aber nicht die Absicht, zu erklären, wie ein Mensch mit seinem Geld umgehen soll, sondern er wollte mit diesem Gleichnis den Sinn des Lebens ansprechen.

Predigt

Im heutigen Evangelium können wir vier Wahrheiten finden. Die erste Wahrheit ist, dass wir alle unsere Gaben und Fähigkeiten von Gott haben. Das Gleichnis sagt das klar: “Er rief seine Diener  und vertraute ihnen sein Vermögen an”.

Die zweite Wahrheit ist, dass die Menschen nicht gleiche Gaben, gleiche Talente bekamen. ,,Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten”.

Die dritte Wahrheit  sagt, dass der Mensch die Pflicht hat, mit seinen Talenten gut zu arbeiten. Jesus äußert das mit den Worten: ,,Sehr gut du bist ein tüchtiger und treuer Diener”.

Die vierte Wahrheit spricht über die Belohnung und über die Strafe. ,,Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!” oder ,,Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis. Dort wird er heulen  und mit den Zähnen knirschen!”

Was bedeuten diese vier Wahrheiten für unser Leben?

Die erste Wahrheit lehrt uns, dass der Mensch für seine Fähigkeiten dankbar sein soll und auch demütig damit umgehen muss. Wir sollen dankbar sein für das, womit uns Gott beschenkt hat. Gleichzeitig sollen wir aber auch demütig  sein. Hochmütig   zu sein und mit seinen Fähigkeiten anzugeben ist nicht richtig.

Die zweite Wahreit spricht davon, dass nicht jeder gleich viele Talente erhalten hat, mancher weniger, mancher mehr. Dazu gibt es zwei Einstellungen – die Bewunderung und der Neid. Es gibt Menschen, die gerne ihre Talente zur Schau stellen. Natürlich gibt es auch Menschen, die mit ihren Fähigkeiten Gutes tun und es gibt solche, die neidisch sind. Das ist oft das Problem, wenn man mehr Talente erhalten hat als der andere. Wie glücklich ist aber ein Mensch, der zufrieden ist mit dem, was er bekommen hat.

Die dritte Wahrheit lehrt uns, dass wir mit unseren Fähigkeiten auch etwas tun sollen. Wir sollen also auch initiativ werden. Dazu ein Beispiel: Vor einigen Jahren fand in einer amerikanischen Stadt ein Zusammentreffen katholischer Organisationen statt. Knapp vor Beginn brach eine Panik aus, weil der Hauptredner nicht gekommen ist und in einer halben Stunde sollte die Festansprache sein. Die Leiterin des Treffens bat daher den Bischof von Charleston, den Abwesenden zu vertreten. Der Bischof stimmte zu, obwohl er nur mehr eine halbe Stunde Zeit hat, sich vorzubereiten. Er hielt eine lange Rede und die Beteiligten waren begeistert. Sie klatschten und gratulierten ihm für die schöne Rede, zu der er ja nur eine halbe Stunde Vorbereitungszeit hatte und drückten das auch mit Worten aus. Der Bischof aber sagte: “Sie irren sich, ich denke über das Thema des heutigen Treffens nicht nur dreißig Minuten nach, sondern schon dreißig Jahre.” Das ist also ein Beispiel, initiativ zu werden.

Viele Menschen verbringen ihr Leben immer nur mit dem Gedanken, dass es notwendig wäre, das und jenes zu machen oder das oder jenes sollte gemacht werden oder warum habe ich das nicht anders gemacht? Sie kritisieren und machen selbst dann doch nichts.

Nun aber zur vierten Wahrheit. Das ist die Erkenntnis, dass wir nicht dafür verurteilt werden, dass wir etwas schlecht gemacht haben, sondern dafür, dass wir nichts getan haben. Wir müssen nicht populär und berühmt sein. Es genügt, wenn wir unsere Fähigkeiten gut einsetzen und das sie den anderen Menschen nützen. Es gibt aber auch Menschen, die sagen: “Ich habe keine Talente bekommen.” Das ist nicht die Wahrheit. Jeder Mensch hat seine Fähigkeiten von Gott erhalten und es geht nur darum, diese Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Es soll uns bewusst werden, dass wir alle einmal vor Gott stehen werden und wir werden gerichtet nach dem, wie wir unsere Talente und Fähigkeiten zum Guten nützten.

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