5.Sonntag B Mk 1,29-39

5. Sonntag im Jahreskreis B 2015 –  Der Kranke wird von Gott geliebt

Einleitung

Eine Studentin erinnerte sich an eine Vorlesung, zu der nur die Hälfte der Studenten gekommen war. Der Professor, der üblicherweise den Besuch der Vorlesung nicht kontrollierte, geriet, als er nur so wenige Studenten sah in Wut,  und ließ eine Liste herumgehen, worauf sich alle unterschreiben sollten. An diesem Tag fehlte auch ein sehr hübscher Junge, in dem die Studentin sehr verliebt war und sie wollte nicht, dass er wegen seiner Abwesenheit ein Problem hatte. So entschloss sie sich, für ihn zu unterschreiben. Als aber die Liste zu ihr kam, sah sie, dass das ganz unnötig war. Sein Name war schon dreimal dort unterschrieben. Im Laufe des Lebens ist man eben in einem gewissen Alter verliebt. Jeder Mensch will lieben und geliebt werden. So interessieren sich die Jungen für die Mädchen und die Mädchen für die Jungen. Niemand will ausgeschlossen sein. Es gibt aber auch Situation, wo manche  ausgeschlossen werden. Da ist oftmals eine Krankheit, das Alter oder  die Armut.

Predigt

Wir können das heutige Evangelium auf dreifache Weise betrachten: 1. Jesus heilt 2. Jesus betet und 3. Jesus predigt.

Zu Punkt 1: Jesus begegnete vielen Menschen, die von vielem ausgeschlossen waren. Im heutigen Evangelium nach Markus haben wir gehört: Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten. Also Jesus half vielen, die sozial ausgegrenzt waren, damit sie wieder in die Gemeinschaft aufgenommen werden. Er wollte, dass die Menschen begreifen, dass Gott sie liebt. Nach der damaligen, gültigen, jüdischen Lehre war man überzeugt, dass  es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Krankheit und Schuld gibt. Die Leute hielten deshalb die Kranken für Menschen, die eine Schuld auf sich geladen haben, also für Sünder. Im Judentum meinte man, dass ein schuldiger Mensch von Gott mit seiner Krankheit bestraft wurde. Mit der Heilung  kranker Menschen zeigte Jesus, dass jeder, auch jeder kranke Mensch von Gott geliebt wird.  Dadurch, dass er Menschen heilte, half er ihnen, sich mit Gott tiefer zu vereinigen.

Zu Punkt 2: Im heutigen Evangelium nach Markus wird uns außer der Heilung der Schwiegermutter des Petrus auch noch folgendes vermittelt:  Als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort,  um zu beten.  Das brauchte Jesus, damit er Abstand nehmen konnte von allem Irdischen, dass auf ihn einströmte. Alles, was Jesus so von morgens bis abends erlebte, war vergänglich. Durch das Gebet  sah er alles im  Leben anders und er konzentrierte sich dadurch auf das Wesentliche. Die Verbindung mit dem Vater, das Gespräch mit ihm war ein wichtiger Bestandteil seines Wirkens.

Zu Punkt 3) Seine Jünger eilten ihm nach und sagten zu ihm: Alle suchen dich. Jesus antwortete darauf: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige. Es war ihm also sehr wichtig, das Wort vom Reich Gottes  überall zu verkünden. Es ist ja dazu in die Welt gekommen.

 Im Griechische nennen wir diese drei wesentlichen Punkte, von denen ich eben gesprochen habe als 1. Diakonia – das ist der karitative Dienst an den Menschen. 2. Leitourgia – das bedeutet Gott loben und preisen, zu ihm beten und 3. Martyria – das ist die Verkündigung des Evangeliums, das Zeugnis geben für Gott. Eigentlich sind das dreierlei Ämter, die Jesus hier ausübt: Er ist Diakon, Priester und Prediger.

Wenn unsere Nachfolge mit Jesu Wirken authentisch sein soll, müssen wir diese drei Funktion zu kopieren versuchen. Wir alle müssen uns darauf konzentrieren, zu erfassen, was im Leben wesentlich ist. Ganz wichtig dabei ist der Kontakt mit Gott Vater im Gebet. Daraus erwächst dann, dass wir alle unsere Aktivitäten in Liebe ausüben, nur so sind sie sinnvoll. Wer anderen Freude bereiten will, muss diese Freude in seinem Herzen tragen. Wer der Welt Wärme schenken will, muss Feuer in sich tragen. Wer anderen Menschen helfen will, muss Hände haben, die niemanden verletzen. Wer Träger des Friedens sein will, muss selbst zuerst den Frieden in seinem Inneren finden.

Nun eine kurze Geschichte – und zwar das Märchen von der goldenen Mütze. Einmal nahm jemand, der eigentlich alles besaß, wahr, dass sein Leben eigentlich sehr traurig war. So nahm er aus einem Schrank eine Mütze, die aus Goldfäden gestrickt war.  Er ging hinaus auf die Straße und schenkte sie einem unbekannten Kind mit den Worten: “Für dich!” Das Kind wunderte sich und lief voll Freude nach Hause. “Schau, was ich da habe!”, sagte es zu seiner Mutter. Die Mutter aber schenkte die Mütze einem armen Menschen und dieser fand wiederum einen Menschen, der noch ärmer war als er. Und überall dort, wohin die Mütze kam, brachte sie Freude. Sie wurde zum Zeichen der Liebe. Sie hatte die verwandelnde Kraft, Menschen, die traurig waren, zu glücklichen Menschen zu machen.

Ich denke: Wir alle tragen in unseren Händen eine solche goldene Mütze, mit der wir eine Kettenreaktion auslösen können. Oft genügt nur ein freundlicher Gruß oder ein Lächeln oder wir können zu jemanden sagen: “Du bist für mich wichtig, du bedeutest mir viel.”

Bitten wir den Herrn, er möge mit uns sein bei allen unseren Entscheidungen! Möge es in unserem Leben nur Taten der Liebe und Hoffnung geben! Das kann unser wertvoller Beitrag zur Heilung der Welt sein.

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