5. Sonntag der Osterzeit B Joh 15,1-8

5.Sonntag der Osterzeit 2015

Einleitung

Jesus von Nazaret, der hier auf der Erde lebte, wollte den Menschen behilflich sein. Er wollte den Menschen Kraft, Freude und Hoffnung schenken. Darum  sagte er den Satz : Ich bin der Weinstock , ihr seid die Rebzweige. Wer in mir bleibt  und  in wem ich bleibe, der bringt  reiche Frucht. Die Verbindung des  Rebzweiges mit dem Weinstock symbolisiert die Verbindung zwischen uns und Jesus.  Jesus gibt uns Kraft und Leben.

Predigt

Was für Zusammenhänge  würden uns in den Sinn kommen, wenn Jesus gesagt hätte: “Ich bin ein besonderer Tee!”  Das Wort ,,Tee” löst wahrscheinlich in uns aus, dass wir an Krankheit, Erkältung, an alles, was mit Schmerzen zusammenhängt, denken.  Aber Jesus sagte: “Ich bin der Weinstock.” Wenn wir das Wort “Weinstock” hören, dann denken wir an Wein, an ein gemütliches Beisammensein, an Herausgehen aus der Alltäglichkeit und in Feierstimmung kommen. Das Gleichnis vom Weinstock und den Reben knüpft an Jahrhunderte alte Traditionen an.  In der griechischen Mythologie kam der Name ,,Dionysus” als Gott des Weines und der Freude vor. Man nannte ihn auch den Lärmer. In der römischen Mythologie kam der Name ,,Bacchus” als Rebengott vor. Man nannte ihn den Rufer. Der Wein war also schon immer ein Symbol der Freude und Fröhlichkeit. Der Mensch sehnte sich nach einem Gefühl des Glücks, er wollte  aus dem Alltag ausbrechen. Das Trinken von Wein brachte den Menschen in dieses Gefühl einer neuen Wirklichkeit hinein.

Wir verwenden aber auch bei der Heiligen Messe Wein. Dieser Wein, der in das Blut Christi gewandelt wird, kann für uns so etwas wie eine Elixier, eine geistliche Betörung sein. Der heilige Ambrosius sagte einmal: Die  Christen sollen Menschen sein, die vom Geist Gottes berauscht sind. Nicht zufällig nannten die Griechen den Wein als Blut der Erde. Auch im Islam ist der Wein ein Symbol, das Symbol der geistigen Erkenntnis. Was unseren Glauben betrifft, so will Jesus uns mit seiner Kraft “tränken” so wie der Rebzweig vom Weinstock “getränkt” wird. Diese Gleichnis vom Weinstock und den Reben soll jeden von uns berühren. Wir sind auch aufgefordert “bei ihm zu bleiben”. Das Wort “bleiben” kommt achtmal in unserem heutigen Evangelium vor. Es ist auch eine Aufforderung zur Geduld. Wir sollen beim Herrn bleiben nicht nur, wenn wir Sorgen im Leben haben, sondern immer. Eine anfängliche Begeisterung ist zwar romantisch und schön, aber es ist notwendig, dass wir auch in Jesus bleiben, wenn Schwierigkeiten und Probleme kommen, wenn das Leben so monoton dahinläuft. Da müssen wir uns immer besonders darum bemühen. Wir müssen reifen, sowie auch der Wein reift. Die Frucht der Reifung ist dann der Dienst und die Liebe.

Wenn wir die Verbindung mit Jesus lösen, dann wird auch die Lösung vieler Probleme nicht möglich sein. Darum sagt Jesus: “Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, wird weggeworfen wie der Rebzweig und er verdorrt.”

Dazu auch eine Begebenheit: Ein Besitzer eines großen  Bauernhofes brauchte einen Arbeiter, der sich um die Ställe und um das Heu sorgt. Es meldete sich ein junger kräftiger Mann namens Alfred. Der Bauer fragte ihn: “Kennst du die Arbeit auf einem Bauernhof?” Dieser antwortete: “Ja, natürlich kenne ich die Arbeit und ich kann auch gut schlafen, wenn in der Nacht ein starker Wind weht.” Der Bauer fragte ganz verwundert: “Was soll das bedeuten?” Alfred wiederholte: “Ich kann schlafen, auch in einer Nacht, wenn starker Wind weht.” Nun arbeitete Alfred schon einige Wochen auf diesem Bauernhof, da war in der Nacht ein starker Wind, der den Besitzer aufweckte. Der Wind war so stark, dass er an den Fenstern rüttelte. Da sprang der Bauer aus dem Bett. “Der Sturm könnte die Tür des Stalles aufreißen, die Pferde aufscheuchen, das Heu und das Stroh wegblasen”, so dachte der Bauer. Dann lief er eilig zu Alfreds Zimmer und klopfte an seine Tür und schrie: “Alfred, steh auf, hilf mir, wir müssen etwas unternehmen, damit der Sturm nicht alles vernichtet.” Alfred aber rührte sich nicht und schlief weiter. Der Bauer aber wollte keine Zeit verlieren und lief deshalb zu den Ställen. Dort wartete auf ihm aber eine Überraschung. Die Stalltür und die Fenster waren fest verschlossen. Das Heu und das Stroh so abgedeckt, dass der Wind nichts wegwehen konnte. Die Tiere waren in Sicherheit. Da erinnerte sich der Bauer an die Worte Alfreds: “Ich kann auch schlafen, wenn in der Nacht ein starker Wind weht!” Alfred machte also seine Arbeit gründlich und so war alles jeden Tag so vorbereitet, dass der stärkste Sturm nichts anhaben konnte. Deshalb hatte er also keine Angst vor einem Sturm.

So wie wir in eine ehrliche Arbeit verwurzelt sind, so können wir auch in Gott verwurzelt sein. Das ist die Bedeutung der Worte: Mit ihm zu bleiben. Lebensstürme bedrohen jene Menschen nicht, die vorbereitet sind. Wir müssen deshalb im geistlichen Bereich so mit Jesus verbunden sein wie die Rebzweige mit dem Weinstock verbunden sind.

Jesus, gib uns die Kraft, damit wir in jeder Situation mit dir verbunden bleiben. Dann werden wir fähig sein, dauerhaft Frucht zu bringen.

 

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