7.Sonntag der Osterzeit B Joh 17, 6-19

7.Sonntag der Osterzeit 2015  Ein guter und wertvoller Mensch

Einleitung

Nicht jeder, der einen gültigen  Personalausweis oder Reisepass hat, ist auch ein guter Bürger des Staates, für den er ausgestellt ist. Vor einigen Jahren fand in Berlin eine große Festveranstaltung statt. Es wurde eine neue Bahnstation eröffnet. Als  um Mitternacht die Versammlung mit etwa einer halben Million Teilnehmer beendet war und alle auf dem Heimweg waren, geschah ein großes Verbrechen. Ein junger betrunkener Mann hat mit einem Messer auf 28 Menschen eingestochen. Solch ein Mensch, der zwar einen gültigen Ausweis hat, ist doch wirklich kein guter Bürger eines Staates. Nicht Ausweise sind wichtig, sondern die guten Taten des Menschen.

Predigt

Was tut Jesus, damit aus einem Menschen in der Gemeinschaft der Gläubigen ein guter Mensch wird? Die Antwort auf diese Frage: Er betet für seine Jünger. Er sorgt dafür, dass sie nützliche und vollwertige Menschen in der Welt werden. Das ist im heutigen Johannes-Evangelium so ausgedrückt: ” Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins werden wie wir.”

Jesus bittet für seine Apostel, dass sie 1. in Einklang mit sich selber sind, 2. in Einklang mit den Menschen sind –  und  3. mit Gott leben. Der betrunkene Mensch in Berlin lebte weder  im Einklang mit sich selbst, noch mit den Menschen, noch mit den Geboten Gottes. Er war in  Disharmonie mit allem, darum werten wir ihn als einen Menschen, der nicht gut und vollwertig ist. Wenn aber ein Mensch in Einklang mit sich selbst und mit den Menschen ist und auch mit Gott lebt, dann sehen wir auch seine guten  Taten, und somit ist er in der Welt ein vollwertiger Mensch.

Es ist interessant, dass Jesus im heutigen Evangelium neunmal das Wort “Welt”  verwendet. Er sagt: 1. Ich bin nicht  mehr in der Welt 2. aber sie sind in der Welt     3. doch dies rede ich  noch in der Welt 4. ich habe  ihnen dein Wort  gegeben und die Welt hat sie gehasst 5.weil sie nicht aus der Welt sind  6. Wie auch ich nicht  aus der Welt  bin 7. Ich bitte nicht, dass du sie aus  der Welt nimmst  8. sie sind nicht  aus der Welt. 9.Wie auch ich nicht aus der Welt bin.

Aus verschiedener Sicht wird hier das Wort ,,Welt” verwendet. Die Apostel sollten in der Welt sein, aber nicht aus der Welt sein. Sie sollten für diese Welt sein, aber nicht nur in dieser Welt bleiben. Sie sollten die Welt im weiteren Zusammenhang sehen und auch mit der göttlichen Wirklichkeit rechnen. Die Welt, in der wir leben, ist weder fertig noch vollkommen. Sie ist ein Acker, wo wir alle säen müssen. Wir sollen weder vereinsamen, noch aus der Welt weglaufen. Wir sind berufen in die Welt den Frieden Gottes und die Einheit mit Gott hineinzubringen und so zu ihrer Entwicklung beizutragen.

Der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor Emanuel  Frankl schrieb: ” Ein Flugzeug ist ähnlich einem Auto, es kann auf dem Flugfeld fahren. Aber ein Flugzeug zeigt sich dann erst als Flugzeug, wenn es in der Luft ist. Dann sehen wir erst, welch  ein Unterschied zwischen einem  Auto und einem  Flugzeug ist. Tiere und Menschen  gehen auf der Erde. Aber der Mensch zeigt sich dann erst als Mensch, wenn er sich um den Fortschritt und die Entwicklung der Welt bemüht. Ein  Tier und ein Mensch  ernähren  sich und vermehren sich ähnlich. Aber nur der Mensch bildet sich ein Urteil, nur er hat Beziehung zu Gott.

Die amerikanische Schriftstellerin Pamela Gray schrieb das Drehbuch zu dem Film “Music of the Heart”, auf Deutsch: Die Musik des Herzens”. Den Inhalt möchte ich kurz schildern: Eine Lehrerin wurde von ihrem Mann verlassen. Sie zog mit ihren Kindern nach Harlem, wo sie sich um einen Posten in einer Schule für “Schwarze Kinder”  bewarb. Als sie der Direktorin erzählte, dass sie die Kinder auf der Geige spielen lehren will, lehnte diese die Bewerbung ab und sagte zu ihr: “Die Schule hat nur  Geld für wichtigere Gegenstände als Musikerziehung.” Am nächsten Tage brachte sie ihre eigenen Kinder, die ganz zauberhaft Geige spielen konnten,  in die Schule mit. Da nahm sie Direktorin auf, denn sie dachte: “Wenn sie so ausgezeichnet ihre eigenen Kinder Geige spielen gelehrt hat, wird sie auch anderen Kinder  dies so gut lehren.” Allerdings waren die Eltern der “Schwarzen Kinder” anfangs nicht davon begeistert.  Sie hatten nämlich noch nie gehört, dass ein “Schwarzer” ein berühmter Geiger geworden sei und sie wollten sich diese Kultur nicht aufzwingen lassen. Trotzdem kaufte die Lehrerin  Geigen und begann mit dem Geigenunterricht. Allmählich waren die Eltern und auch die Kinder davon begeistert. Als das Ministerium die Musikerziehung aufheben wollte, protestierte die Lehrerin und sie hatte auch die Eltern auf ihrer Seite.

Dieser Film zeigt die positiven Werte des Lebens auf –  Werte, die das Leben bereichern. Die Kinder verstanden nicht , warum es  gut sei, Geige spielen zu können. Aber die Lehrerin wusste, dass Musik auch ein Symbol der Anwesenheit Gottes ist. So ähnlich tritt auch Jesus als der Lehrer des Lebens auf. Er motiviert uns für ein gutes und wertvolles Leben. Er betet auch für uns, wie einst für die Apostel.

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