Pfingsten B Joh 20, 19- 23

Pfingsten 2015 Joh 19-23  – Aus Gottes genommen und in uns eingesenkt

Einleitung

Vor 2000 Jahren sagte Jesus den Satz: ” Empfanget  Heiligen Geist!”  Das bedeutet: “Empfanget die Kraft, die im Innern wirkt. Sie ändert euren Blick und eure Einstellungen – von der Eigensucht zur Liebe,  von der Äußerlichkeit/Oberflächkigkeit/ zur tiefen Erkenntnis, von der Lauheit zum Sinn des Lebens.” Der Geist Gottes ist die Kraft, die den Menschen umwandelt. Bemühen wir uns, damit  diese Kraft in unserem Leben wirken  kann.

Predigt

Petrus, Andreas, Johannes, Jakobus und die anderen Jünger sind mit Jesus gegangen, haben mit ihm gegessen und sie  haben ihn berührt. Wenn Jesus etwas erzählte, staunten sie über seine Weisheit. Sie sahen, wie Jesus sich gegenüber den Armen und Kranken verhielt. Wenn sie ohne Jesus waren, dachten sie über ihn nach, aber ihre Erkenntnis war eher planlos und ziellos. Dann aber kam der Heilige Geist auf die Apostel herab. Die Apostel sind dadurch neue Menschen geworden. Sie wurden verwandelt, nicht durch ihr eigenes Dazutun, auch nicht, um Prüfungen in Jerusalem zu bestehen. Sie sind neue Menschen geworden, nicht dadurch, dass sie selbst nach der Wahrheit suchten.  Sie wurden Verkündiger des Evangeliums, weil in ihnen der Heilige Geist wirkte. Das ist das Wesentliche. Der Heilige Geist änderte sie. Der Geist hat sie  umgestaltet.

Musik kann nur der verstehen, der ein Gespür für Musik hat. Wenn mir Musik nichts bedeutet oder sagt, dann spricht sie mich nicht an. Wenn ich ein Gespür für Musik haben, dann bezaubert sie mich.

In wem Liebe ist, der versteht, was es bedeutet, zu lieben. In wem keine Liebe ist, der wird schauen, aber nicht verstehen, was Liebe ist. Schon Plotin, ein antiker Philosoph hat gesagt: “Wenn du kein Auge hättest, könntest du das Licht nicht sehen. Aber du siehst nicht nur darum, dass es  die Sonne gibt, sondern darum, weil du ein Auge hast, das dir das ermöglicht.”

Was ermöglicht uns, an Gott zu glauben? Nicht nur, dass es einen Gott gibt, sondern auch, dass in uns Gottes Geist ist, der uns das ermöglicht. Das macht uns fähig, zu glauben. Was ist der Grund, dass wir am Sonntag in die Kirche gehen? Manche sagen: Ich gehe in die Kirche, weil auch mein Großvater und mein Vater gehen. Andere sagen: Ich habe Probleme mit meiner Gesundheit, oder ich habe Probleme mit meiner Beziehung, daher muss dafür etwas erbitten und deshalb gehe ich zur Kirche. Alle diese Antworten sind vernünftig. Aber das, was uns dazu bewegt, ist eigentlich der Heilige Geist. Wenn man nicht den Heiligen Geist in sich hat, würde man vielleicht anderswo hin gehen. Es könnte der Geist des Sports sein, der uns anregt, auf den Sportplatz zu gehen. Es könnte der Geist des Besitzes sein, der uns anregt zum Eurospar einkaufen zu gehen. Wenn in uns aber der Heilige Geist ist, dann suchen wir nach etwas Spirituellem. Der Heilige Geist ist es, der uns auch mit Freude und Ruhe beschenkt. Er gibt uns auch die Fähigkeit, eine bessere Welt zu entwickeln.

Zur Illustration nun ein Beispiel über einen Pianisten: Der Ungar Andor Foldes war schon im Alter von 16 Jahren ein ausgezeichneter Pianist. Dann hatte er aber mit einer persönlichen Krise zu kämpfen. Als der berühmte deutsche Pianist Emil von Sauer nach Budapest kam, erreichte seine Krise den Höhepunkt. Dieser war bekannt –  nicht nur durch seine große Begabung –  sondern auch dadurch, dass er der letzte Schüler des großen ungarischen Pianisten Franz Liszt war. Sauer ersuchte Foldes, ihm etwas auf dem Klavier vorzuspielen. Der 16-jährige Foldes spielte ganz bravourös eine schwere Komposition von Bach, dann noch von Beethoven und Schumann. Als er geendet hatte, kam Sauer auf ihn zu, küsste ihn auf die Stirn und sagte zu ihm: “Mein Sohn, als ich so alt war wie du, war ich Schüler von Franz Liszt. Nach der ersten Stunde hat er mich auf die Stirn geküsst und sagte zu mir: Denk an diesen Kuss. Er ist von Beethoven, den er mir gegeben hat, als er mich spielen hörte. Ich wartete viele Jahre, bis ich ihn weitergeben konnte. Jetzt spürte ich, dass er dir gehört.” Durch diesen Kuss gab also der ältere Künstler dem jüngeren Künstler zu verstehen: “Du hast Talent, mach etwas daraus, entwickle es weiter!”

Vor 2000 Jahren gab seinen Aposteln “sinnbildlich gesagt” einen Kuss, damit sie den Geist Gottes in sich haben. In der Kraft dieses Geistes konnten die Apostel dann wirken. Das gilt für jeden und jede von uns. Auch uns wurde der Heilige Geist gegeben. Es hängt von uns ab, ob wir den Heiligen Geist erlauben, dass er in uns wirken kann, damit wir beitragen können zu einer schöneren und besseren Welt.

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