11. Sonntag B Mk 4, 26-34

11.Sonntag B 2015  Gottes Reich wie ein Same

Einführung

Das Reich Gottes ist Liebe, Ruhe, Geduld, Barmherzigkeit, Vergebung, Hoffnung. Das Gegenteil ist das Reich des Ärgers, der Gewalt, des Egoismus, des Betruges, der Korruption, der Ungerechtigkeit. Wenn wir aus der Welt alle Übel, allen Egoismus und alle Ungerechtigkeit  beseitigen würden, dann bleibt, was wir  als Reich Gottes bezeichnen können. Aber im Leben gibt es eben beides nebeneinander –  das Gute und das Böse, die Liebe und den Egoismus, den Zorn und die Vergebung.

Predigt

Die Juden beteten schon vor zweitausend Jahren das sogenannte Gebet “Sch´ma Israel”, wo es heißt: “Höre Israel, Jahwe ist  unser Gott, Jahwe ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.” Dieses Wort war nicht nur ein Gebet, es war die Weisung für ihr  Leben. Die gläubigen Juden spürten die Anwesenheit Gottes  durch dieses Gebet.

Origenes, ein griechischer Kirchenschriftsteller, der von  185 bis 253 lebte und in Alexandria geboren wurde, bezeichnete das Reich Gottes als Königsherrschaft Gottes, auf griechisch “autobasileia”.  Das Reich Gottes ist nicht Sache, nicht Raum der Herrschaft wie bei einem Weltreich, es ist die Person Jesu Christi. An anderer Stelle kommentierte Origenes das  “Vater unser” mit den Worten: “Wer betet – Dein Reich komme, der betet für das Reich Gottes, das er in sich tragen soll. Er betet dafür, dass dieses Reich Frucht bringt und zur Vollendung gelangt. In jedem Heiligen  ,,wohnt” Gott. Damit wollte Origenes sagen: “Das Reich Gottes ist der Ort im Inneren des Menschen, in dem Gottes Kraft sich entwickelt und wächst.”

Was bringt es mir, dass ich glaube, dass ich in die Kirche gehe, dass ich mich für das  Gottes Reich  interessiere? Der deutsche evangelische Theologe Jürgen Moltmann beantwortete diese Frage folgendermaßen:  “Der Glaube ist ein aktiver Eintritt in die Zukunft. Mit Hilfe des Glaubens empfangen wir die Zukunft nicht als Zufall oder Selbstverständlichkeit, sondern als ein Geschenk Gottes.”

In diese Zukunft sollen wir zusammen mit Gott gehen. Daher ist folgende Einstellung richtig: “Gott, du bist für mich wichtig. Ich weiß, dass ich Dank dir, guter Gott,  die Kraft bekomme, meine Aufgaben zu bewältigen.” Wer die Zukunft hat, hat die Hoffnung. Das ist  sehr wichtig. Trotz Schwierigkeiten, Krankheiten, Misserfolgen und Sünden kann der Mensch immer wieder aufstehen, und braucht den Mut nicht zu verlieren. Das ist Gottes Reich, das ist Werk Gottes in den Menschen. Es gibt keine Wüste, wo es nicht auch eine Oase gibt. Es gibt keine Situation, wo der Mensch nur verbittert sein muss. Der slowakische Dichter Milan Rufus äußerte sich dazu mit den Worten: “Die Last tragen und singen. Wer die Last trägt, beschwere sich und klagt, aber Dank des Reiches Gottes kann er im Herzen  singen.”

Ich möchte Ihnen nun noch eine Fabel erzählen: Es war einmal ein schönes Feld und auf diesem Feld lebten zwei Maulwürfe. Einer von ihnen sagte: “Ich bin schon fast erwachsen und mache mich selbständig.  Ich mache mich unabhängig von meinem Vater und werde meine eigenen Tunnels graben.” Der andere Maulwurf antwortete ihm darauf: “Ich fühle mich noch nicht so reif und vorbereitet. Ich werde lieber die Tunnels zusammen mit meinem Vater graben.”  Der erste Maulwurf entgegnete ihm vorwurfsvoll: “Du bist mutlos und unklug. Schau, ich bin tapfer und selbstbewusst. Ich vertraue auf meine Fähigkeiten und ich bin schon reif genug dafür.” Der zweite Maulwurf sagte zu ihm: “Brüderchen, ich weiß nicht, ich weiß nicht…” Und was ist geschehen? Der erste Maulwurf grub so enge Tunnels, das sie einstürzten. Er verlor seine ganze Nahrung, die er gesammelt und dort deponiert  hatte.  Er wunderte sich darüber, warum das geschehen konnte und nur bei ihm und nicht auch bei seinem Maulwurfskameraden.  Er fragte ihn: “Warum sind meine Gänge so eng und deine so breit und stabil?” Dieser antwortete ihm: “Weißt du, ich habe gewusst, dass ich beim Graben meinen Vater brauche und mit ihm habe ich breite Tunnels gegraben, dass wir beide dort Platz haben.”

In dieser Fabel ist viel Weisheit. Wir können das Leben nach unseren eigenen Vorstellungen bauen oder uns nach den Geboten Gottes ausrichten. Wir können nur unseren eigenen Willen erfüllen oder den Willen des Vaters. Wir haben die freie Entscheidung dazu. Ein Reich, das nicht mit dem Vater gebaut wird, bricht zusammen. Wenn wir mit Gott, dem Vater rechnen, wird es ein  Reich der Liebe, der Hoffnung und des Friedens sein.

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