14.Sonntag B Mr 6, 1-6

14. Sonntag B 2015-  Nicht auf die  Herkunft kommt es an

Einführung

In vielen Staaten werden Menschen mit ihrem Titel angesprochen, wie zum Beispiel mit Lord, Graf, Direktor, Doktor und vieles mehr.  Dieser Titel soll aussagen, dass ihr Träger von bedeutender Herkunft und Ausbildung ist. Das bedeutet, dass ein solcher Mensch, der einen Titel hat, ein bedeutenderer Mensch ist als einer ohne Titel. Auch Jesus hatte mit seiner Herkunft Probleme.

Predigt

Es ist irgendwie paradox, also unlogisch, dass die Landsleute aus  Nazareth einerseits die Wunder und die Lehre Jesu bewunderten, andererseits ihn aber ablehnten wegen seiner Herkunft. Die Menschen fragten sich: Woher hat er das alles?  Die Menschen sahen auch, dass Jesus Wunder vollbrachte, die sie nicht machen konnten. Aber anstatt die Ursache zu suchen, warum das so ist, beriefen sie sich  auf seinen Ursprung. Wie ist das möglich, dass dieser einfache Sohn eines Zimmermanns es so weit brachte?

In der heutigen Zeit errichten viele Städte und Dörfer für ihre bedeutenden Gemeindebürger Statuen oder sie bringen an ihren Häusern Gedenktafeln an. Es ist möglich, dass Menschen, wenn sie aus ihren Gräbern auferstehen würden, vielleicht neidisch sein würden auf diese geehrten Menschen und von Unverständnis sprechen. Vielleicht würden sich manche freuen über diese Ehre, die ihnen erst nach ihrem Tod zuteil wurde und sie fühlen sich als rehabilitiert.  Es ist immer leichter einen Toten als einen Lebenden zu bewundern.

Kommen wir nun wieder zurück zum heutigen Evangelium. Die Landsleute Jesu nahmen ihn also nicht auf. Warum nicht? Sie hatten gegen ihn Vorurteile.  Vorurteile zu haben, kann gefährlich sein. Vorurteile hindern nämlich daran, richtig zu denken und sich richtig zu entscheiden. Wer Vorurteile hat, nimmt Argumente nicht an. Wir sagen von solchen Menschen – sie sind “voreingenommen”.

Auch heute haben viele Menschen Vorurteile, zum Beispiel was die Religion betrifft. Sie sagen: Religion ist etwas, was gegen den Verstand ist. Sie behaupten, dass die Religion uns etwas zu glauben gebietet, was wir nicht verstehen können. Ja, es gibt gewiss Wahrheiten, die wir mit unserem menschlichen Verstand nie begreifen werden. Es ist schwierig Gott zu begreifen, die Eucharistie zu begreifen. Daran kann ich nur glauben. Aber auch in der Natur gibt es Dinge, wo wir nicht fähig sind, sie zu begreifen. Ich denke da an Lebensvorgänge vieler Geschöpfe oder an wissenschaftliche Texte, die Mathematik, die Physik oder Chemie betreffend. Aber es ist nicht richtig, wenn wir an Wahrheiten des Glaubens nur dann glauben, weil wir sie begreifen können.

Ein weiteres Vorurteil, was die Religion betrifft, ist die Einschränkung der menschlichen Freiheit. So behaupten zumindestens einige. Um welche Freiheit geht es da? Sie meinen: Dann kann der Mensch nicht machen, was er will, dann kann er nicht sündigen. Aber das ist nicht die wahre Freiheit.  Jeder, der sündigt wird zum Sklaven seiner Sünde. Wenn jeder seinen Leidenschaften folgen würde, entstünde eine Anarchie, eine Unordnung, ein Durcheinander.

Wieder andere sagen, dass die Religion gegen die Wissenschaft und die Kunst ist. Da haben diese Menschen aber nicht recht. Die Kirche war immer Trägerin des Fortschritts. Viele wissenschaftliche Größen und viele Künstler kamen aus dem kirchlichen Bereich. Nein, die Kirche ist keinesfalls gegen den Fortschritt. Doch manche möchten gerne die Kirche zu einer humanistischen Organisation degradieren. Was die Vorurteile gegen Kirche und Glaube betrifft, ließe sich das noch fortsetzen.

Wir sollten uns aber dagegen wehren und die Kirche verteidigen. Ich weiß, dass es nicht immer leicht ist, hier die richtigen Argumente zu finden. Auch soll man nicht nur schön reden, sondern auch das Handeln danach ausrichten. Wir brauchen dazu ganz dringend den Heiligen Geist.

Der ehemalige Bischof Sailer aus Regensburg hatte in seiner Jugend große Glaubenszweifel. Er vertraute sich seinem Freund, der viele Jahre Missionär war, an. Dieser erzählte ihm von seinen Erlebnissen in der Mission.  Am nächsten Tag trafen sie sich wieder und der Freund fragte ihn: “Glaubst du das alles, was ich dir gestern erzählt habe?” Sailer antwortete: “Natürlich, sollte ich einen verehrten, wahrhaftigen Menschen wie du, nicht glauben?” Dieser darauf: “Wenn du mir glaubst, und ich bin weder ein Petrus noch ein Paulus, der für Christus sein Leben geopfert hat, warum glaubst du dann nicht, was du über den Glauben hörst?” Das war ihm eine Lehre.

Wir sollen also keine Vorurteile gegen die Kirche und den Glauben haben. Wir sollten daran glauben, das Jesus – wie er selbst von sich sagt – die Wahrheit, der Weg und das Leben ist.

 

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