22.Sonntag B Mk 7,1-8, 14-15 21-23

22.Sonntag B 2015    Die Farbe des Lebens

Einführung

Jesus sagt im heutigen Evangelium: ,,Dieses Volk ehrt  mich  mit den  Lippen, sein Herz aber ist weit  weg  von mir. Es ist  sinnlos, wie sie  mich verehren, was  sie lehren sind Satzungen  von Menschen.” Wir verstehen diese Worte. Jesus sah, dass  die Menschen in Beziehung zu ihrem Gott ,,farblos” waren. Sie bemühten sich zwar, Gottes Gebote einzuhalten, aber ihre  Beziehung zu Gott war nur äußerlich, es fehlte die Liebe.

Predigt

Die Pharisäer und die Schriftgelehrter hatten keine Herzensbeziehung zu Gott. Ihre Beziehung bestand – und das ist durchaus gut – aus Fasten, Beten und Almosen geben. Es fehlte ihnen jedoch das Gefühl für Gottes Liebe und Barmherzigkeit.

Dieser Weg führt dazu, dass der Mensch sich selbst belügt. Er findet nur äußere Aktivitäten als wichtig, und vergisst dabei ganz, nach Gottes Willen zu handeln. Daraus entsteht ein falsches Bild. Man lebt von den Eindrücken, die rundum sind und hört auf, in der Wahrheit zu leben. Anders gesagt: Die Pharisäer bemühten sich, einen guten Eindruck vor den Menschen zu machen und meinten, dass das auch für Gott beeindrucken könnte.

Ein tschechischer Schriftsteller, Psychologe und Theologe schreibt über das Benehmen der Kinder, die eine Schule besuchen. Es gibt Kinder, die zu Hause auf dem Tisch ein geöffnetes Lehrbuch liegen haben, damit die Eltern den Eindruck bekommen,  dass sie fleißig lernen. Gehen aber die Eltern aus dem Haus, so beschäftigen sie sich sofort mit etwas anderem, zum Beispiel mit dem Handy oder mit etwas, was sie besonders interessiert.  Ein solches Verhalten setzt sich aber auch in der Jugend und im Erwachsenenalter fort. Er gibt auch ein Beispiel über den Militärdienst, wo die Parole geheißen hat: Was nass ist, ist sauber. Was soll ich mich noch mehr bemühen. Auch Halbwüchsige versuchen, auf ihre Eltern einen guten Eindruck zu machen, aber die Wirklichkeit sieht ganz anders aus. Es ist nur der Eindruck, dass alles in Ordnung ist, aber das ist meist nicht die Wahrheit.

Das ist aber nicht nur in unserem alltäglichen Leben so üblich, das  findet man auch im geistlichen Leben. Viele Menschen leben wie Heiden und bemühen sich den Eindruck zu machen, dass sie gute Christen sind. Wo man sie kennt, dort verhalten sie sich ganz anders, als dort, wo man sie nicht kennt. Ihre Priorität ist es, einen guten Eindruck zu machen, auch in der Kirche ist das manchmal so.

Als ich noch ein junger Kaplan war, hat mir mein Chef gut gemeinte Ratschläge gegeben. Er meinte: Ich soll niemals etwas sagen, was den Menschen nicht gefällt. Ich soll immer das sagen, was die Menschen hören wollen und sie niemals kritisieren. Aber da lügt man sich doch selbst an, belügt andere Menschen und das schlechteste von allem, man belügt auch Gott.  Jesus hat sich niemals so verhalten.

Ein anderes Beispiel: Im 18. Jahrhundert war Fürst Grigori Alexandrowitsch Potemkin unter Zarin Katharina der Großen verantwortlich für die Bevölkerung des Schwarzmeergebietes durch Bauern und Bürger. Bei einer Reise durch die Krim nahm die Zarin Potemkins Arbeit in Augenschein. Es wurde Gerüchte verbreitet, nach denen Potemkin lediglich Dörfer aus bemalten Häuserfassaden aufgestellt habe, um die Zarin mit seinen Erfolgen zu beeindrucken. Bis heute spricht man von Potemkinschen Dörfern.

Dieses Beispiel zeigt, dass man es oft mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Man vergisst dabei, wenn man sich so benimmt, dass Gott das ganz anders sieht. Man kann Menschen belügen, aber man kann niemals Gott belügen. Das heutige Evangelium fordert uns dazu auf, in der Wahrheit zu leben.

Noch ein weiteres Beispiel: Einmal versprach ein weiser Mann, dass er den Menschen etwas lehren wird, was noch niemand gelehrt hat. Obwohl es so viele Bücher gibt, gibt es etwas, was noch niemand entdeckt hat. Da kam ein Wissenschaftler zu ihm, denn er hatte Interesse daran, zu erfahren, was dieser Weise ihm lehren würde. Der Weise sagte zu ihm: “Wenn es regnet, dann geh nach draußen, heb deinen Kopf und schau in den Himmel, dann kannst du die wichtigste Sache der Welt erkennen!” Der Wissenschaftler tat es. Am anderen Tag kam der Wissenschaftler wieder zum Weisen und sagte zu ihm: “Ich habe getan, was du mir befohlen hast, aber es floss nur  Wasser auf mich und ich kam mir vor wie ein Dummkopf.” Darauf sagte der Weise zu ihm: “Ja, und das ist die wichtigste Erkenntnis deines Lebens!”

Was lernt man von dieser Begebenheit? Wenn der Mensch erkennt, dass er unbedeutend ist, dass er durchaus auch einfältig sein kann, dann erkennt er in Demut die Wahrheit. Wenn ein Mensch denkt, er sei sehr wichtig, ohne ihn geht es nicht, dann lügt er sich selbst an und lebt nicht in der Wahrheit. So ist das auch in unserer Beziehung zu Gott. Wenn wir vor Gott aufzählen, was wir alles gemacht haben und damit angeben, lügen wir uns selbst an. Wenn wir aber bekennen: Herr, du siehst, dass ich oft im Widerspruch bin zu dem, was ich sage und was ich tue, deshalb bitte ich dich, mir zu helfen und mich von meiner Schwäche zu heilen.  Diese Einstellung ist vor Gott richtig. Ein oberflächlicher Glaube ist nicht genug. Nur Gott kann uns zeigen,  wie unser geistliches Leben mit Dankbarkeit und Liebe erfüllt werden kann.

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