25. Sonntag B Mk 9,30-37

25. Sonntag B 2015  Der Auftrag,  dem anderen zu dienen

Einführung

Die Apostel haben gestritten, wer unter ihnen der Größte sei. Jesus  sagte damals zu ihnen: ,,Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.” Können wir das auch aufrichtig sagen? Auf den ersten Blick scheinen uns diese Worte von Jesu schwer verständlich zu sein.  Für Jesus gelten andere Werte, als wir sie uns vorstellen.

Predigt

In den Jahren 1979-1996 war Frederick Carl Lewis der beste Athlet der Welt. Er war Rekordhalter im Sprinten und Weitspringen.  Er gewann 10 Olympiamedaillen, davon  9 Goldmedaillen. Nach dieser Zeit kam ein jüngerer, schnellerer Athlet. Das war Leroy Burrel. Er überbot den Rekord von Lewis.  Als ihn die Journalisten fragten, welche Beziehung  er zu Lewis habe, ob sie Feinde, Gegner oder Freunde seien, antwortete dieser: “Viele Menschen denken, wenn wir uns im Wettbewerb gegenüberstehen, dann sind wir Rivalen. Aber das ist nicht wahr. Wir sind  füreinander da. Wir motivieren uns gegenseitig. Wenn ich will, dass er schnell läuft, dann werde auch ich schnell laufen.”

Viele wollen schneller, klüger, reicher sein und mehr bewundert werden als die anderen. Deshalb sind sie gegen die anderen. Sie schauen die anderen als Rivalen an. Jesus aber lehrt uns,  dass wir füreinander da sein sollen. Wenn jemand in etwas gut oder hervorragend ist, das sollte uns motivieren.

Die Apostel begriffen später, dass ein Streit darüber, wer unter ihnen der Größte sei, nicht richtig ist.  Wir als Kirche Jesu Christi sollen erkennen, dass der Erfolg des einen auch der Erfolg des anderen ist.  Wir sind nicht deshalb auf der Erde, damit wir gegen einander kämpfen.

Jesus selbst  zeigte, was er immer gepredigt hat. Selbst am Kreuz war er nicht gegen irgend jemanden. Auch dort war er barmherzig und verzeihend. Wenn eine Frau ihrem Mann zu einem zufriedenen, sinnvollen Leben verhilft, dann wird auch ihr Leben besser gelingen. Um das richtig zu verstehen, müssen wir begreifen, was das  Wort Dienst bedeutet.  Jesus sagte: Wer der Erste sein will, soll der Letzte   von allen  und der Diener   aller sein. Wir sollen Herren sein, die sich selbst befehlen, den anderen zu  dienen. Wir machen das aber manchmal umgekehrt. Wir gebieten den anderen, dass sie uns dienen. Das ist leichter. Wer will, dass alle Menschen ihm dienen,  ist ein Karrieremensch.

Karl Kraus, ein bedeutender österreichischer Schriftsteller, der von  1874- 1936 lebte, sagte sehr zutreffend: Die Karriere ist ein Pferd, das zum Tor der Ewigkeit ohne Reiter   ankommt. Wenn wir dienen, haben wir eine göttliche Karriere wie Jesus.

Hellmut Ritter war ein erfolgreicher deutscher Orientalist. Er fuhr in der Nacht mit dem Auto. Plötzlich sah er neben der Straße eine Gestalt, die ihn stoppen wollte. Er bremste und sagte: “Mensch, was machen Sie hier in der Nacht?” Dieser antwortete: “Ich muss nach München, aber ich habe kein Geld für einen Fahrschein.” Hellmut war diese Stimme des Mannes  plötzlich ganz vertraut. Er sagte: “Sind Sie nicht zufälligerweise Rudolf Pachmann?” “Ja, das bin ich.” Hellmut ließ ihn in seine Auto einsteigen. Dann sagte er: “Wir haben zusammen an der Universität studiert.” Unterwegs klagte Pachmann: ” Ich habe kein Glück. Mir gelingt nichts. Wenn ich etwas anfange, scheitere ich.  Ich habe nur Pech.” Nach einer Weile meinte er mit einem Blick auf sein tolles Auto: “Aber es scheint mir,   dass  du dich nicht beklagen kannst.” Hellmut antwortete: “Nein, ich beklage mich nicht. Ich reise viel, ich fotografiere gerne, ich schreibe Bücher. Wenn du willst, kannst du zu mir kommen. Ich brauche jemanden, der mir das  Haus bewacht. Du wirst alles finden, was du dazu brauchst.” Rudolf Pachmann freute sich über dieses Angebot und sagte: “Es ist wirklich großartig von dir, dass du deinen ehemaligen Mitschüler aus  der Patsche hilfst.” Dann stiegen sie aus und gingen zu Hellmuts Haus. Das Haus  war wirklich toll ausgestattet.  Rudolf sagte zu Hellmut: “Da kann man dich wirklich beneiden. Du  hast ein wunderschönes Haus und sicher hast du einen Haufen Geld auf der Bank.” “Nein, ich habe  kein Geld auf der  Bank, ich habe alles in meinem Tresor.” Hellmut holte dann eine Flasche Wein aus dem Keller. Als er zurückkam, wurde er von Rudolf überwältigt, betäubt und gefesselt. Als Helmut wieder zu sich kam,  sagte Rudolf zu ihm: ” Verzeih mir, Helmut, aber ich brauche Geld. Ich will ins Ausland gehen und ein neues Leben anfangen. Wenn ich dort Geld verdiene, gebe ich dir alles zurück.” “Mache keine Dummheit und  binde mich wieder los! “Nein, das mache ich nicht, denn du wirst mich bei der Polizei anzeigen. Wo ist der Schlüssel des Tresors?” Es kam keine  Antwort. Rudolf begann zu drohen: “Ich werde alle deine Papiere vernichten!” “Um Gotteswillen, mache das nicht. Die Papiere sind für  mich sehr wichtig!” Plötzlich aber wurde Hellmut ganz blau und seufzte: “Mein Herz, mein Herz! Er rang nach Atem. Dann rief er noch: “Tabletten, Tabletten, dort sind sie am Tisch!” Rudolf lief zum Tisch, aber als er zurückkam, war Hellmut tot. Rudolf bemühte sich, ihm wiederzubeleben, aber es war vergeblich. Rudolf plagte  das Gewissen. Woher sollte er wissen, dass Helmut ernsthaft  krank ist? Er machte sich heftige Vorwürfe, dann löste er die Handfesseln, durchsuchte seine Tasche, aber den Schlüssel fand er nicht. Vielleicht liegt der Schlüssel am Tisch, aber fand auch dort nichts. Dann dachte er: “Vielleicht hat der Tisch eine geheime Tischlade.”  Er  suchte und er fand einen Knopf. Er drehte daran  und was geschah? Ein Puma betrat langsam  das Zimmer. In der letzten Sekunde konnte sich Rudolf in den Käfig des Pumas retten. Dann bemerkte er den Schlüssel, er baumelte am Hals des Pumas. Es wurde ihm bewusst, dass er sich selbst gefangen genommen hatte. Er wollte sich selbst dienen oder besser gesagt bedienen und die Strafe folgte sogleich. Wenn wir etwas erreichen wollen, ist es besser, es nicht mit Gewalt oder Betrug zu tun, sondern Ehrlichkeit ist gefragt.

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