26. Sonntag B Mk 9, 38-48

26. Sonntag B 2015 Die Ökologie der Seele

Einführung

Obwohl es  vor zweitausend  Jahren    kein Umweltministerium gab, sorgte Jesus  für die Ökologie der Seele. Er sagte: Wenn dich deine  Hand zum Bösen  verleitet,  dann hau sie ab…. und wenn dich dein Fuß zum Bösen verleitet, hau ihn ab …und wenn dich dein Auge zum Bösen verleitet, reiß es aus, es ist besser für dich  einäugig in das Reich Gottes  zu kommen als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werfen. Jesus verlangt von uns Entschlossenheit im Kampf gegen die Versuchung.

Predigt

Jesu Worte vom  Abhauen der Hände klingen uns ein bisschen fremd. Wir wissen, dass Jesus Hände heilte. Er sagte zu  einem Kranken: Streck deine Arme aus und nicht hau sie ab. Und zu einem Gelähmten sagte er: Steh auf, nimm  deine  Tragbahre  und geh umher. Auch andere heilte Jesus. Bei einem Blinden spukte er auf die Erde, dann machte er  daraus einen Teig, strich dem Blinden  damit über die Augen und sagte  zu ihm: Geh  und wasch dich im  Teich  Schiloach. Jesus hat geheilt und nicht das Auge ausgerissen. Deshalb müssen wir das heutige Evangelium symbolisch  verstehen.

Die Funktion der Hand ist, Gutes zu tun. Wenn Jesus das mit dem Abhauen der Hände wörtlich meinte, wie konnte er dann jemanden streicheln, in den Arm nehmen oder umarmen. Die Funktion der Hand ist nicht,  Böses zu tun. Jesus sagte scharfe Worte gegen den Missbrauch der Hände, Füße oder  Augen. Der Missbrauch der Hände ist das Ergebnis  einer  innerlichen egoistischen Einstellung. Der Mensch entscheidet sich in der Seele für das Böse. Jesus kümmerte sich, dass die Innere des Menschen voll  Liebe und Weisheit sei.

Was ist eine gestörte Ökologie der Seele?  Stellen Sie sich einen Pensionisten vor!  Er wohnt alleine in einer Wohnung, dort findet man  unabgewaschenes Geschirr, der Fußboden ist schmutzig. Sie wollen ihm  Geld für die  Milderung seines  Elends geben. Als dieser Mensch starb, kam ans Tageslicht,  dass er hunderttausend  Euro gespart hatte. Was sagt uns das? Es zeigt, dass er in seinem Innersten habgierig und geizig war.

Jesus würde sagen: Hau diese Habgier ab, weil sie dein Leben kompliziert macht. Du bist ohne Freude, ohne Lächeln. Und dein Tun hat  Folgen für die Ewigkeit. Darum  ist es wichtig, zu kontrollieren, was bewegt uns, was ist notwendig, was s0ll abgehauen werden und was soll wachsen.   Der Kultur des Habens und Besitzens stellt Jesus die Kultur  des Gebens gegenüber. ,,Wer euch nur einen Becher  Wasser  zu trinken  gibt, der  wird   nicht  um seinen Lohn  kommen. In Palästina,  wo es sehr heiß ist, hat ein Glas Wasser  einen anderer Wert als  bei uns.  Dem egoistischen  Instinkt des  Besitzens stellt Jesus die Großzügigkeit gegenüber. Jesus verlangt   Aufmerksamkeit  den anderen gegenüber. Man soll ihm Liebe erweisen, oft schon damit, dass wir jemanden Gehör schenken, dass wir aufmerksam sind.

Dazu die Erfahrung eines Mannes namens Karl: Am Montag  früh,  als er mit dem  Auto zur Arbeit  fuhr, geriet er in einen  Stau. Das Anhalten und ein immer wieder erneuter Start ließ sein Adrenalin steigen. Plötzlich versuchte ein Fahrer am Fahrbahnstreifen neben ihm, sich vor ihm einzureihen. Der  Fahrer hinter ihm, bemerkte das und verlangsamte sein Tempo, Karl aber ließ es nicht zu und gab noch mehr Gas.  In seiner Aggressivität hat er nicht wahrgenommen, dass der Fahrer vor ihm bremste und er ihm hineinfuhr. Der Fahrer, der sich einreihen wollte, war nicht mehr zu sehen. Da kam die Polizei, um den Sachverhalt zu klären. Karl gab dem Fahrer, der sich vor ihm einreihen wollte die Schuld. Die Polizei aber meinte: Nein, sie sind schuld, dann sie sollen sich von anderen Autos nicht ablenken lassen, sondern sich ganz auf ihre Fahrweise konzentrieren. Als Karl nun zuhause war, wollte er eine Erklärung für sein Tun finden. Im Philipperbrief fand er sie, da heißt es nämlich: Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch  auf das der anderen. Damals nahm er sich vor, seine Aufmerksamkeit auf  wichtigen Sachen zu konzentrieren und nicht unbedeutende Sachen, die ihn ablenken.

Die Liebe führt den Menschen zum Guten. Egoismus, Zorn sind gerade das Gegenteil, sie führen den Menschen  zum Bösen.  Mit dem Zorn steigt die Aggressivität und so folgte auch der  Unfall. Wenn Karl diesen Autofahrer das Einreihen erlaubt hätte, hätte er auch anders reagiert, er wäre langsamer geworden und der Unfall wäre nicht geschehen.  Jeder wünscht sich, dass die ,,Ökologie der Seele” mit Freude,  Lächeln, Hoffnung  gekennzeichnet ist. Wer in sein Leben Böses, Egoismus und Sünde hineinlässt, vernichtet sein Inneres und sein Leben ist von Trauer gekennzeichnet.

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