Von dem besonderen Gerichte II.
Wie wird das besondere Gericht gehalten?
Beim Gericht wie die Geisteslehrer sagen, auftreten der Satan , der Schutzengel und das eigene Gewissen. Der Teufel wird nach der Bemerkung des heiligen Augustinus in einem Augenblicke vor dem Richterstuhle Christi sein, und uns ins Gesicht vorwerfen , was wir alles taten, an welchem Tage und zu welcher Stunde wir sündigten. Er wird nicht einmal bei der Wahrheit stehen bleiben, sondern auch eine Menge falscher Anklage vorbringen. Der heilige Johannes Klimakus erzählt uns hier ein merkwürdiges Beispiel. Ein frommer Mann, der bis in sehr abgetödtetes Leben geführt und sich in allen Tugenden geübt hätte, wurde auf seinem Sterbebette plötzlich von Schrecken ergriffen. Er blickte scheu herum , und schien mit jemanden zu reden, der ihm seine Sünden vorhielt. Er antwortete so laut , dass es alle Anwesenden hören konnten. Das ist wahr, du hast Recht, ich kann es nicht leugnen. Aber für diesen Fehler habe ich so viele Jahre gefastet. Darauf sagte er; Nein, dieses habe ich nicht getan. Bald hernach wieder. Du redest wahr. dafür habe ich aber viele Tränen vergossen, und meinem Nächsten mehrere Jahre gedient. Endlich sprach er noch. Für dieses habe ich freilich keine Entschuldigung ; ich hoffe aber auf die Barmherzigkeit Gottes. Aus dieser Begebenheit sehen wir , welch ein fürchterlicher Aufkläger beim Gerichte der Teufel sein wird. Ó leisten wir ihm jetzt , so oft er uns zum Bösen verrsucht, kräftigen Widerstand , damit er einst Nichts an uns findet, wessen er uns mit Wahrheit anklagen kann. Der zweite Ankläger wird wird der heilige Schutzengel sein. , dessen Einsprechungen die sündhaften Seele so oft verachtet und in den Wind geschlagen hat. Er wird ihr alle , seine Bemühungen zu ihrer Rettung vor Augen führen, und zu ihr sagen. Siehe, so viele Jahre wachte ich über dich, so oft flehte ich ich an Gottes Trone für dein Heil, aber du hast mir immer widerstanden und alle meine Bemühungen vereitelt. Ich verlasse dich nun und übergebe dich den Händen deines Richters, dass er mit dir verfahre, wie du es verdienst. Folg willig deinem Engel, so oft er warnend spricht, denn Kinder, die nicht fogen führt er zum Himmel nicht. Der dritte Ankläger wird das eigene Gewissen sein. Dieses wird sich mit Macht erheben und die sündige Seele zwingen, dass sie sich selbst über alle ihre Vergehungen anklage. Dieses lehrt der heilige Apostel Paulus, indem er von den Heiden sagt. Ihr Gewissen wird ihnen Zeugnis geben, und die Gedanken werden sich untereinander anklagen oder lossprechen, am Tage wann Gottt das Verborgene der Menschen richten wird durch Jesus Christus. Folgen wir daher jetzt der Stimme unseres Gewissens, damit es am Gerichtstage nicht klagend wider uns auftrete und uns verdammte.
Auf die Anklage folgt die Untersuchung. Diese Untersuchungen wird ganz dieselbe sein , wie jene, die beim allgemeinen Gerichte stattfinden wird. Sie wird sich nicht bloß auf alle Gedanken, Worte und Werke und Unterlassungen des Guten , sondern auch auf die Benützung der dargebotenen Gnaden und und Heilsmittel, auf unsere Standespfichten, auf die Umstände und Absichten unserer Handlungen und auf die Art und Weise, wie wir dieselbe vollbrachten. Jesus Christus wird alles ins hellste Licht setzen. Der leichtsinnige Mensch hat für seine Vergehungen ein kurzes Gedächtnis, nicht so der göttliche Richter, ihm sind die Sünden, welche ein hundertjähriger Seele Greis in seiner Kindheit begangen, noch so frisch im Gedächtnisse als wären sie erst vor ein paar Augenbicken geschehen. Er hat ein Buch in welchem alte und neue, große und kleine Schulden aufs Genauste verzeichnet sind. Das wunderbare Licht , welches der ewige Richter anzünden wird, bewirkt, dass alle Handlungen auch die verborgensten sowie alle Geheimnisse des Herzens offen zu Tage und sich in ihrer wahren Gestalt zeigen. Ach wird die sündhafte Seele bei dieser Enthülung all ihrer Mistaten zittern und beben. Sie wird es versuchen, sich da und dort sich zu entschuldigen, aber sie wird keine Worte finden. Die Sünde selbst wird ihr den Mund verschliesen, wie der Psamist sagt. Alle Bosheit verschliest ihren Mund. Mit welcher Zuversicht wird dagegen die Seele des Gerechten vor dem Richterstuhle Christi stehen. Sie war immer seine treue Nachfolgerin, oder wenn sie auch bisweilen aus menschlicher Schwäche einen Fehltritt getan, so wirkte sie doch alsbald ernste Buße, Der Schutzengel und das Gewissen treten daher nicht as ihre Ankläger, sondern vielmehr als ihre Verteidiger auf , und selbst der Satan mus als falscher Ankläger beschämt von ihr weichen. Jesus Christus wird alle ihre Abtötungen und Tugendübungen ans Licht ziehen. Sie wird jetzt voll freudiger Überraschung viel Gutes, im herrlichsten Glanze vor sich sehen. Darüber wird sie unausprechliche Wonne empfinden und tausendmal ihr Leben segnen, welches stets dem Dienste Gottes geweiht war.
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