4.Fastensonntag C /Laetare/ Lk 15,1-3, 11-32

4.Fastensonntag 2016 –  Der verlorene Sohn

Einführung

Die Menschen haben verschiedene Vorstellungen von Gott. Einige stellen sich Gott als Aladin, den Geist aus der Lampe vor. Wenn sie etwas brauchen, dann hilft er ihnen. Die anderen denken, dass Gott ein Wächter sei, der uns immerfort folgt und beobachtet. Wieder andere glauben zwar an Gott, aber sie sind überzeugt, dass er sehr weit entfernt von ihnen ist und sich nicht um die Menschen kümmert. Das heutige Evangelium bietet uns ein anderes Bild von Gott. Gott ist vor allem unser Vater und wir sind seine Kinder.

Predigt

Im heutigen Gleichnis kommt  der jüngere Sohn zu seinem Vater und sagt: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht, damit ich weggehen und mein Leben  nach meinen Vorstellungen einrichten kann.  Und der Vater, der seine Kinder liebt,  liebt auch diesen Sohn, gibt ihm alles, was er verlangt. Er tut dies, obwohl er weiß, dass es dem Sohne nicht zum Nutzen wird, so wie er sich das ausdenkt, im Gegenteil es wird zu seinem Schaden. Gott gab den Menschen eine Gabe und das ist die Freiheit. Der Vater verbietet seinen Sohn das Weggehen nicht.  Ein Pädagoge würde in dieser Situation sagen: Der Vater müsste doch sehen, dass sein Sohn noch nicht reif genug ist, mit dem Geld umzugehen, wenn er damit in die weite Welt aufbricht.

Warum gab ihm der Vater also das Geld? Er konnte doch ahnen, was der Sohn mit dem Geld machen wird. Konnte er ihn nicht daran hindern? Der Vater hatte eine andere Ansicht. Es tat ihm leid, dass der Sohn weggehen will, aber sein Schmerz ist mit Liebe verbunden. Wenn der Sohn sich ganz entfernt, und der Vater von ihm keine Nachrichten von ihm bekommt, leidet er noch viel mehr. Der  Sohn stellte dann erst viel später fest, als er zu leiden begann,  woran seine Liebe hing. Vorerst aber nahm der Sohn alles mit, was ihm gehörte und vergaß dabei, wie sehr ihn sein Vater liebte.

Dieses Gleichnis belehrt uns folgendermaßen: Oft sind wir überzeugt, dass wir Gott nicht brauchen. Wir wollen selber alle unsere Probleme lösen und vergessen dabei, dass Gott uns liebt. Erst ein Leid ändert den Menschen, ändert seine Einstellungen. Der Sohn will nun zu seinem Vater zurückkehren und dabei und fühlt sich dabei unwürdig, wieder die Liebe des Vaters zurückzugewinnen.  Er nimmt sich fest vor, sich mit folgenden Worten zu entschuldigen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen  dich versündigt. Ich bin nicht wert dein Sohn  zu sein. Er will also nur ein Diener seines Vaters sein.

Und wie reagiert der Vater? Als er seinen Sohn erblickte, lief er ihm entgegen. Auch Gott macht gewöhnlich den ersten Schritt zum Menschen, und nicht umgekehrt. Dieses Gleichnis macht uns darauf aufmerksam, dass wir uns  dessen bewusst werden sollen, dass der Vater uns mit  grenzenloser Liebe liebt,  egal ob wir bei ihm sind oder uns von ihm entfernt haben.

Der Vater hatte auch einen zweiten Sohn. Es scheint, dass er ein treuer Sohn war, weil er immer bei Vater blieb. Aber er hörte auf, sich dessen bewusst zu werden, dass er  Anteil an der Liebe des Vaters hat. Er hat sich so an diese Liebe gewöhnt, dass er ihr keine Bedeutung  zuschrieb. In seinen Worten an die Adresse seines Bruders, nachdem dieser seinen Besitz vergeudet hatte, beschuldigte er auch seinen Vater: Mir hast du nichts gegeben, obwohl ich dir so viele Jahre schon diene, und für ihn hast du ein Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm:  Mein Kind, du bist  immer bei mir gewesen, und alles  was mein ist, ist auch dein. Er wollte ihm das sagen, damit er sich dessen bewusst wird, was er schon alles in der Vergangenheit und in der Gegenwart bekommen hat. Die Worte des zweiten Sohnes  zeugten von seiner Undankbarkeit. Hoffentlich passiert es uns nicht, dass wir uns so benehmen wie der ältere Sohn. Auch wir vergessen, wie viele Gaben wir schon  bekommen haben. Alles nehmen wir als  Selbstverständlichkeit an. Wir sind ständig unzufrieden. Wir wollen immer mehr und mehr haben. Uns interessiert nicht, dass viele Leute viel ärmer sind als wir. Uns interessiert nur, dass viele reicher sind.

Der ältere Sohn freute sich nicht darüber, dass sein Bruder zurückkam. Er wollte nicht begreifen, dass der Vater seinem Bruder vergibt. Wir sehen, was da für ein großer Unterschied war zwischen dem Vater und dem ältesten Sohn. Der Unterschied war darin, dass der Vater die Liebe geltend machte und der ältere Sohn die Gerechtigkeit. Was bringen wir zur Geltung?

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