Geschichte des bittern Leidens und Sterbens Jesu II.

Seine Ausführung und Kreuzigung.

Der Kalvarienberg, auf welchem Jesus das Opfer seiner Liebe vollbrachte, liegt nordwestlich von Jerusalem; er ist eigentlich kein Berg sondern nur ein mäßiger  Felsenhügel und heißt auch Golgota /Schädelstätte/. Der Weg welchen Jesus von dem Richthause des Pilatus bis zu der Stelle , wo er gekreuzigt  wurde, zu machen hatte, beträgt ungefährt  zwölfhundert und zwanzig Schritte , und ist unter dem Namen Kreuzweg in der ganzen Welt bekannt. Nachdem Pilatus  das Todesurteil über den göttlichen  Heiland gesprochen hatte, nahmen ihm die Soldaten  den Mantel , in welchem sie  ihn verspottet hatten und zogen ihm seine eigenen Kleider  wieder an. Hierauf schleppten sie  das Kreuz , an welchen Jesus sterben   sollten, herbei und legten  es ihm auf die  Schulter. Dieses Kreuz war aus groben ,  ungehauenen Holze gezimmert. Gewiß  eine schwere Last für den abgematteten Erlöser. Jesus sagt der heilige  Bernhard ,  wartet nicht, bis die Henkersknechte ihm das Kreuz auf die Schulter legen; er selbst  ergreift es. So  begann unter Begleitung  einer großen Volksmenge der Kreuzzug. Welche Erniedrigung, welche Schmach leidet bei  diesem Zuge  der  göttlichen Heiland. Als  Jesus das eine Strecke  Weges getragen hatte, überfiel ihn eine solche Schwäche, dass er nicht mehr im Stande war, es weiter zu tragen. Er zitterte, er wankte , es brachten ihm die Kniee und wie von einer Ohnmacht ergriffen , sank er zu Boden. Die Soldaten sahen wohl, dass er  mit der schweren Last Golgota nicht erreichen könne. Da zwangen sie einen gewissen Simon von Cyrene, der vom Meierhofe kam, und vorüberging, dass er sein Kreuz trug. Dieser Simon  war ein Fremdling. Er kam eben von der Arbeit, und weigerte sich Anfangs , dem göttlichen  Heiland das Kreuz zu tragen. Aber die Soldaten zwangen  ihn, und so war sein Widerstand vergebens. Was er aber im ersten Augenblick nur gezwungen tat,  das tat er gleich darauf  freiwillig, denn der Anblick des leidenden Erlösers rührte  ihn und Gottes Gnade erleuchte sein Herz. Unter der Volksmenge , welche Jesus auf dem Kreuzweg begleitete, waren auch  mehrere Frauen , die mit ihm hatte, und   über ihn weinten. Jesus wendete sich  zu ihnenen und sprach: Ihr Töchter Jerusalems weint  nicht über  mich, sondern über  euch selbst  und  über  eure Kinder. Wenn Jesus hier  zu den Frauen sagt; Wient nicht über mich, so  verbietet er ihnen nicht, über sein  Leiden zu weinenen, er rügt nur an ihnen , dass sie sein Leiden , bloß aus natürlicher Weichherzigkeit  beweinnen, ohne  ihrer Sünden zu gedenken  die  doch die Ursache seines Leidens sind. Unter unsäglichen Schmerzen und ganz erschöpt hatte Jesus die Schädelstätte erreicht  , und befand  sich an der Stelle, wo  er gekreuzigt   werden sollte. Hierauf  wurde Jesus seiner Kleider  beraubt. Nackt und bloß soll er am Kreuze sterben. Das Ausziehen der Kleider war sehr  schmerzlich für ihn: denn es läßt sich leicht denken, dass ihm beim Abziehen des Leibrockes, der fest am wunden Leibe klebte, die  Wunden neuerdings geöffnet und  ganze Stücke  von Haut und Fleisch weggerissen wurde entsetzlich  n. Und wie groß war  erst seine Beschämung , das er  auf offenem Platz  vor einer  zahlreichen  Volksschar  ganz entblößt  dastand, während ihn seine Feinde  vespotteten  und verhöhnten.

Nun beginnt dasentsetzlichste Leiden Jesu  , die Kreuzigung. Jetzt ergreifen die Henker Hammer und  Nägel. Die Nägel sind  dick und kantig . Einen solchen Nagel  schlagen sie  zuerst  durch die rechte Hand  und heften  sie ans Kreuz , dann einen zweiten  durch die Linke , endlich  einen dritten   durch die  quwe  übereinander  gelegten  Füße. Dieses deute  der königliche Prophet  an , da er  in der  Person   des Erlösers. Sie haben  meine Hände  und Füße  durchbohrt, und  alle meine  Gebeine  gezählt. Ps. 21, 17-18.So traten nämlich bei der so  gewaltsamen Ausspannung  alle  Gebeine  im Leibe Jesus dermasen hervor, dass man sie zählen konnte.

Nach dem römischen Gesetze musste die Ursache aus welcher  ein Verbrecher zum Tode verurteilt worden , auf eine Tafel  geschrieben, und diese  über dem Haupte des gekreuzigten  angeheftet werden. Pilatus schrieb für den  gekreuzigten Jesus die Überschrift. Jesus von Nazaret, König  der Juden. Diese Überschrift  war in drei Sprachen  , in hebräischer, in  lateinischer und griechischer Sprache abgefasst, damit  jedermann sie lesen konnte. Hebräisch redeten die Juden in Palästina , griechisch  die außerhalb   Palästina  lebenden Juden, lateinisch endlich die über die Juden  herrschender Römer. Die hohenpriester waren  mit dieser  Überschrift  nicht zufrieden. , weil sie kein Verbrechen enthielt , wegen dessen Jesus  zum tode  verurteilt  worden. Sie  sagten  daher zu Pilatus; Schreibe nicht, der König der Juden, , sondern, dass er gesagt habe: Ich bin der  König der Juden. Also wollte sie, um die Menschen glauben zu mache, Jesus sei  mit Recht zum Tode  verurteilt  worden,weil er sich  betrüglicher weise  für den König der Juden ausgegeben habe. Allein Pilatus  entgegnete  ihnen mit trockenen: ,, Was ich geschrieben habe  , habe ich geschrieben. Joh  19,19-22.  Nachdem nun die Soldaten Jesus  gekreuzigt hatten  ,nahmen sie  seine Kleider  und machten  vier  Teile  daraus, für jeden Soldaten  einen Teil und  den Rock. Der Naht aber war ohne Naht, von oben an durchaus gewebt. Da sprachen sie zu einander. Wir wollen diesen nicht zerschneiden , sondern das Loos darüber werfen, wessen er sei soll. Dieser Verteilung der Kleider und  Verlosung des Rockes ist deswegen  wertwürdig, weil dadurch die Weissagung des erfüllt wurde. : ,, Sie teilten meine Kleider unter sich und über mein Gewand  warfen sie das Los”. Ps.21,19  Die vier Teile, welche die Soldaten aus den Kleidern machten, sind nach der Bemerkung  der heiligen Väter ein Sinnbild  der vier  Weltgegenden, über welche sich die christliche Kirche ausbreitet., der Rock aber ,welcher ungeteilt blieb bedeutet, dass alle Glieder der Kirche  durch den Glauben und die Liebe  miteinander verbunden sind, und eine Gemeinde bilden.

Dieses ist in Kürze die Geschichte der Ausführung und Kreuzigung Jesu. Versammeln wir uns  im Geiste am Fuße des heiligen Kreuzes, blicken wir auf zu unserem besten Erlöser  und bewundern wir das  große Opfer der Liebe, welches er für uns dargebracht hat. Er hängt am Kreuz und nimmt diese Schmach und diese Pein freiwillig auf sich, einzig  in der Absicht, uns Sünder zu erlösen vom ewigen Untergang, uns mit Gott zu versöhnen und selig zu machen. Hat der heilige Laurentius Justinianus nicht Recht, wenn er hinblickend  auf Jesus, den Gekreuzigten, vor Staunen fast außer sich kam und ausrief: ,, Wir haben gesehen, dass die Weisheit aus überschwänglicher Liebe töricht geworden”. Die heilige Maria Magdalena von Pazzis sagte. Mein Jesus, du bist ein Tor der Liebe.

Ó beherzigen wir diese Liebe unseres gekreuzigten Erlösers und schenken wir ihm, wenigstens unser ganzes Herz, unsere ungeteilte Liebe. Ja, Jesus, gekreuzigte Liebe, wir lieben dich, wir wollen nur leben um dich zu lieben wir wollen ewig leben, um dich ewig zu lieben,

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