17.Sonntag C im Jahreskreis Lk 11, 1-13

17.Sonntag C 2016 Bittet, so wird euch gegeben

Einleitung

Als Jesus betete, kam einmal einer von seinen Jünger zu ihm und sagte: Herr, lehre uns beten,  wie auch Johannes  seine Jünger lehrte.  Beteten die Jünger von Jesus bis jetzt nicht? Gewiss haben sie gebetet.  Warum verlangen sie aber jetzt von Jesus, dass er sie beten lehrt. Vielleicht waren sie nicht zufrieden mit ihrem Gebet, wenn sie es mit dem Gebet von Jesus verglichen haben. Sind wir zufrieden mit unserem Gebet?

Predigt

Wie wäre es, wenn wir heute Jesus dieselbe Forderung vorbringen:  Herr, lehre uns beten. Wir wissen, welche Probleme wir mit dem Gebet haben. Wir sind nicht konzentriert, sind geistesabwesend, wir haben keine Zeit, wir sind müde. Beim Fernsehen sitzen wir stundenlang, und wir sind nicht müde. Würde uns Jesus die Gebete, wie das Vaterunser, das Gegrüßt seist du Maria oder das Glaubensbekenntnis lehren?  Wahrscheinlich nicht, weil wir diese Gebete kennen. Er würde uns etwas anderes lehren. Er würde uns lehren, einfach Zeit mit Gott zu verbringen. Das Gebet ist eine tiefe Beziehung zum Schöpfer. Der Mensch, der sich nach Kommunikation mit Gott sehnt, entdeckt, dass das Gebet mehr ist als nur eine Pflicht. Manche Menschen sagen: Ich habe schon genug  gebetet. Das Gebet ist aber eine Liebesbeziehung zu Gott.

Heute haben wir gehört, wie Abraham einen Dialog, betreffs  der Rettung der Stadt Sodom,  führt. Wenn dort 50 Gerechte sind,  wird Gott  die Stadt vernichten? Er wird sogar dann  die Stadt nicht vernichten, wenn nur 40, 30, 20 oder nur 10 Gerechte sind. Wie Abraham erwarten wir von Gott etwas. Aber das Gebet bedeutet auch, dass wir Gottes Willen erkennen und ihn erfüllen.  Sehr oft beten wir,  damit Gott unsere Wünsche nach unseren Willen erfüllt.

Jetzt haben die Kinder Ferien. Viele Kinder sind nicht zu Hause. Liebe Eltern! Wenn ihre Kinder nicht zu Hause sind, denken Sie an ihre Kinder? Fehlen Sie ihnen? Müssen Sie sich dazu zwingen, dass Sie an ihre Kinder denken? Wenn ihre Beziehung zu ihren Kinder nur Pflicht ist, dann müssen sie sich dazu zwingen. Wenn Sie ihre Kinder lieben,  dann müssen Sie sich nicht dazu zwingen. Das Gebet bedeutet, dass wir den ganzen Tag mit Gott erleben wollen. Wenn wir uns zum Gebet zwingen müssen, dann bedeutet das, dass unsere Beziehung zu Gott nicht in Ordnung ist.

Ein Ordensbruder, ein Trappist beschrieb seine Erfahrungen so: Als ich ins Kloster kam, musste ich mich von meinen Bekannten, von meinen Eltern und vom Milieu, indem ich  bis jetzt lebte, losreißen. Im Kloster blieb mir nur Gott  und meine Beziehung zu Gott. Diese Beziehung erlebte ich so, wie ich sie gelernt hatte. Jeden Tag betete ich genau die Gebete, die ich auswendig kannte.  Ich wusste ganz genau, was ich  am Morgen, am Nachmittag, am Abend beten werde. Nach drei Monate sagte der Ordensobere zu mir: Ab heute wirst du keine gelernten Gebete  mehr beten. Ich antwortete: Ich soll nicht mehr beten, ich bin doch ins Kloster gekommen, um zu beten. Kein Vater unser,  noch einen Rosenkranz, auch keine Litanei soll ich beten? Er meinte darauf: Du wirst nur mehr das Brevier beten. Nun war sehr traurig.   Aber dann wurde mir bewusst, dass meine Beziehung zu Gott immer stärker wurde.  Ich hatte entdeckt, dass mein Gebet mit eigenen Worten immer mehr zu einer lebendigen Beziehung zu Gott, wurde. Nach drei Monaten merkte auch der Ordensobere, dass ich das Wesen des Gebetes erkannt hatte und er sagte zu mir: Jetzt kannst du auch wieder das Vater unser, das Gegrüßet seist du Maria, das Glaubensbekenntnis und den Rosenkranz beten.   Ich entdeckte schließlich , dass ich diese Gebete nie so innig gebetet hatte wie nach dieser Prüfungszeit.

Brüder und Schwestern, wenn ich jetzt sagen würde, dass Sie heute Abend die gelernten Gebete nicht beten sollen, wie würden Sie reagieren?  Vielleicht würden sie sagen: Ich bete sie doch schon so viele Jahre! Ich würde euch empfehlen:   Versucht einfach einmal zehn Minuten nur bei Gott zu sein und dabei auch nicht zu ihm zu sprechen, sondern nur seine Anwesenheit zu spüren! Vielleicht entdeckt ihr dann, dass das Beten mehr bedeutet als das Aufsagen gelernter Wörter, dass wir uns ohne Worte viel besser in das Wesen Gottes vertiefen können. Wenn wir nach einem solchen stillen Gebet spüren, dass sich in uns etwas bewegt, dass wir nun mehr Liebe in uns haben, dann sind wir verbunden mit dem, der die Liebe ist. Wenn sich aber nach diesem Gebet nichts in uns bewegt, dann haben wir nur an uns selbst gedacht und nicht an den, der die Liebe ist.

Herr, lehre uns beten! Lehre uns den Wert des Gebetes zu entdecken! Gib, dass unsere Gebete nie nur förmlich und ohne innere Beziehung sind!

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