22. Sonntag im Lesejahr C – Lk 14, 1.7-14

22. Sonntag 2016  –  Mahnung zur Bescheidenheit

Einführung

Im heutigen Evangelium legt uns Jesus ans Herz, dass wir uns nicht nach  Ehrenplätzen sehnen sollen, dass wir nicht zögern sollen, die letzte Plätze einzunehmen, die uns Gott gibt zu unserer geistlichen Bereicherung. Die heilige Theresia von Lisieux sagte: Ich wähle immer jenen Platz, von dem  ich weiß, dass ihn mir niemand nehmen wird. Wie ist es mit uns? Nach welchen Plätzen sehnen wir uns?

Predigt

Die Menschen suchen meistens den Platz, der nach menschlichen Augen wertvoll ist und nicht die Plätze, wo sie verkannt werden könnten. Gott aber denkt anders. Für Menschen, die gerne den letzten Platz wählen, sorgt Gott, ER erhöht ihn. Wir kennen das Magnificat, worin Maria Gott dafür hoch preist, weil ER zerstreut, die im Herzen  voll Hochmut sind und  die Niedrigen erhöht.

Den ersten Platz werde ich mir nicht mit menschlichen Kräfte erwerben können, sondern das muss ich Gott überlassen. Er sorgt dafür, dass ich den Platz erhalte, der mir zusteht. Ich soll auch bereit sein, aus Gottes Hand den letzten Platz anzunehmen. Wenn uns Gott nämlich manchmal den letzten Platz zuweist, dann ist das seine Angelegenheit und ich muss auch dann Gott dankbar sein. Auch wenn mir der letzte Platz nicht gefällt, kann ich daran selber nichts ändern.

In der heutigen ersten Lesung aus dem Buch Jesus Sirach haben wir folgende Worte gehört: Je größer du bist, um so mehr  bescheide dich, dann  wirst du Gnade  finden bei Gott.  Selten findet man  einen Menschen,  der groß in den Augen anderer Menschen und gleichzeitig demütig ist. Es ist schrecklich, einen Menschen zu erleben, der um jeden Preis in den Augen anderer  groß sein will und dadurch Menschen, die mit ihm leben,   das Leben schwer macht. Viel leichter ist ein Zusammenleben mit demütigen Menschen als mit hochmütigen.

Wir kennen unsere eigenen Standpunkte.  Fragen wir uns selbst: Bin ich demütig?  Oder erzwinge ich mir mit Gewalt einen Ehrenplatz? Es ist interessant,  dass die Sehnsucht nach ersten Plätzen schon bei Kindern sich bemerkbar macht. Es gibt  Kinder, die gern damit angeben, dass ihre Eltern reich sind, dass sie sich einen teuren, aufwendigen Urlaub leisten können. Oftmals schauen solche Kinder auf andere Kinder, die arme Eltern haben von oben herab.

Ein Priester erzählt: Unlängst kam zu mir eine Gruppe von Menschen. Dazu gehörte  ein älterer Mann und drei jüngere Männer. Sie sahen so aus, als seien sie obdachlos.  Der ältere Mann ersuchte mich um eine Unterkunft. Ich hatte keine große Bereitschaft, ihnen Unterkunft zu gewähren. Als ich aber sah, dass sie wirklich auf eine  Unterkunft angewiesen waren, gab ich ihnen einen Raum, der aber nicht eingerichtet war.  Als  am nächsten Morgen diese Gruppe fortging, wurde mir bewusst, dass mir der ältere Mann irgendwie bekannt vorkam.  Ich überlegte und dann wusste ich es:  Das war doch Abbé Pierre, ein französischer katholischer Kapuziner-Priester.  Er ist der Gründer der Wohltätigkeitsorganisation EMMAUS, die sich um Obdachlose sorgt. Abbé Pierre ist in der ganzen Welt bekannt. Da bedauerte ich, dass ich ihm nur das Allernotwendigste gegeben hatte. Dieser Priester ist ein sehr demütiger und anspruchsloser Mensch. Er sucht nicht einen Ehrenplatz, sondern hilft den armen Menschen.

Wir können also wählen: Gehen wir den Weg des Hochmuts oder den Weg der Demut?  Wenn wir den Weg der Demut wählen, schlagen wir den Weg Gottes ein. Wir sollten uns deshalb nicht vor dem letzten Platz fürchten, denn dort ist Gott mit uns.

Ein anderer Priester erzählt: Ich fuhr mit meinem Auto in den Hof eines Bauernhauses. Unabsichtlich habe ich die Schüssel, die der Bauer für seinen Hund hingestellt hatte, umgefahren und beschädigt. Der Bauer schimpfte mich ordentlich zusammen und meinte: Haben Sie denn keine Augen im Kopf? Ich konnte nur sagen, dass ich das nicht absichtlich gemacht habe und ich verheimlichte, dass ich ein Priester bin. Warum? War ich hochmütig? Sollte sich nicht auch ein Priester darum bemühen, demütig zu sein?

Wenn in Ars ein Wunder geschah, dann wurde Vianney, der Pfarrer von Ars, von den Menschen gefeiert. Er aber zog sich zurück, um nicht auf diese Menschen zu treffen. Er hatte auch eine besondere Beziehung zur Heiligen Filomena. Wenn ein Wunder geschah, machte ihr Vianney in seinen Gebeten Vorwürfe: Bitte, Heilige Filomena! Was machst du da? Du siehst doch, wie mich die Menschen von Ars dann feiern! Vianney hatte Angst vor der Erhöhung in den menschlichen Augen. Wenn Vianney aber etwas gesagt hat, wofür sie ihn am liebsten vertreiben wollten, dann war er so unbeugsam und versuchte sie zu überzeugen von der Wahrhaftigkeit des eben Gesagten. Das war ein demütige Haltung, die Jesus jedem anbietet. Jesus sagt zu uns: Lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig!

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