31. Sonntag C Lk 19, 1-10

31.Sonntag C 2016 – Der Zöllner Zachäus

Einführung

In der Stadt Jericho spielten sich  während des öffentlichen Wirkens von Jesus zwei interessante Ereignisse ab. Es ist uns bekannt, dass Jesus in Jericho den blinden Bartimäus heilte. Heute heilt Jesus den sozusagen “blinden” Zachäus. Er ist nicht körperlich blind, sondern verblendet von der Sehnsucht nach Reichtum. Aber Zachäus, der sich so sehr nach dem Reichtum ausstreckte, sehnte sich im Innersten nach einer Begegnung mit Jesus. Sehnen auch wir uns nach einer Begegnung mit Jesus?

Predigt

Jesus war die Sehnsucht von Zachäus bekannt. Da aber Zachäus sehr klein war und Jesus unbedingt sehen wollte, stieg er auf einen Maulbeerfeigenbaum. Jesus blieb schließlich unter diesem Baum stehen und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein. Als Zachäus das hörte und das Interesse Jesu an ihm bemerkte, freute er sich sehr darüber. Zachäus war einer der Hauptzöllner und zu dieser Zeit bedeutet dieser Beruf so viel, wie – ein Sünder zu sein. Die Pharisäer dachten, dass es wohl heiligere Menschen in Jericho geben würde, die Jesu Aufmerksamkeit mehr verdient hätten als dieser Zöllner. Das war in der Tat so, aber Jesus wählte oft die aus, die in den Augen der Menschen die geringsten waren. Gerade der Menschen, die von Gott entfernt leben, nimmt Jesus sich besonders an. So konnte das Zachäus auch durch seine Begegnung mit Jesus hautnah erfahren. Allerdings konnte er beim Mahl mit Jesus sehr deutlich gewisse Bemerkungen hören und auch die Vorwürfe, die man Jesus machte, dass er bei einem Sünder eingekehrt sei. Dadurch verspürte er wie wenig die Menschen, die diese Beschuldigungen aussprachen, die Liebe Gottes lebten. Die Liebe Gottes spürte er aber daran, wie Jesus sich gegenüber ihm verhielt. Jesus fürchtete sich keineswegs, zu jenen Menschen zu gehen, die Sünder waren, die sich oftmals zu anderen Werten bekannten – und er merkte, dass sie oft empfänglicher für die Liebe Gottes waren als manche gläubigen Menschen. Sein Beispiel, seine Einstellung macht uns darauf aufmerksam, dass wir auch zu diesen “anderen” Menschen gesandt sind. Wir sind berufen, zu den Menschen zu gehen, die scheinbar am anderen Ufer sind.  Gottes Liebe erlaubt uns, im Nächsten  mehr zu sehen als es uns unsere physische Sehkraft ermöglicht. Der äußere Blick ist nur teilweise von Bedeutung, der Blick Gottes geht in die Tiefe.

Jesus sagte auch im heutigen Evangelium: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist.  Unsere  unsterbliche Seele verdient besondere Aufmerksamkeit.  Das ist der Grund, dass wir uns nicht fürchten sollen, uns jedem Menschen zu widmen, den uns  Gott auf unserem  Weg sendet, auch wenn er eine andere Meinung hat wie wir.

Jesus machte Zachäus keine Vorwürfe, obwohl er genau wusste, wer Zachäus war. Beim Abendessen hielt er ihm sogar vor, dass er viele  Menschen finanziell ausnütze. Jesus Besuch bei Zachäus sollte nur ein Hinweis darauf sein, sein Leben zu ändern. Er lässt ihm die volle Freiheit für diesen Entschluss. Vorwürfe bringen nichts, Selbstentscheidung ist wesentlich. Zachäus war so überwältigt von der Einladung Jesu, sich zu ändern, sodass er großmütig auf die Liebe Gottes antwortete. Er sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Jesus erreichte dadurch das, was sich auch die anderen wünschten. Er erreichte das, durch die Liebe, die er gegenüber  Zachäus zeigte.

Viele von uns haben die Möglichkeit, sich anderen  Menschen  mit Liebe zu nähern und das ohne Worte, ohne Kritik  und ständige Ermahnungen. Dann können wir auch einen möglichen Dialog erwarten.

Eine Oberin eines Ordens sagte einmal: Wenn ich einmal vor Gott Rechenschaft über mein Leben ablegen muss, so will ich lieber darüber gerichtet werden, dass ich sehr mäßig war, als dass ich sehr streng war. Ein Bruder, der viele Jahre alkoholabhängig war und aus dieser Sklaverei befreit wurde, dankte  gläubigen Menschen, die ihm dabei halfen. Sie halfen ihm, ohne ihm Vorwürfe zu machen. Er sagte: Menschen, die Gott lieben, aber andere Menschen nicht lieben, verstehen nichts von der Liebe Gottes.  Menschen, die Gott lieben und mit dieser Liebe auch die Nächsten lieben, sind jene, die die Macht haben, schon in dieser Welt das Gottes Reich zu bauen.

Wir sollten immer wieder bedenken, dass der Herr, wenn er jetzt zu uns kommen würde,  uns nicht Vorwürfe machen würde,  obwohl er genug Gründe dazu hätte. Aus seinem Mund würden eher Worte der Ermutigung kommen. Dazu sind auch wir alle berufen. Jesu Einstellung zu Zachäus möge eine Anregung für uns sein. Auf diese Weise können wir mehr Wunder der Verwandlung in menschlichen Herzen erreichen  als durch ständige Kritik, Ermahnung und Schelte.

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