20.Sonntag A Mt 15, 23-28

2o. Sonntag 2017- Frau, groß ist dein Glaube!

Einführung

Eine Mutter von zwei Kindern erfuhr von den Ärzten eine traurige Nachricht. Ihr Mann habe eine tödliche Krankheit und wird sterben. Seither dachte diese Frau  bei allem, was sie machte – beim Kochen, beim Waschen, beim Aufräumen, beim Fernsehen – daran, was sie machen würde, wenn sie allein bleiben muss. Ihr ganzes Wesen war von diesem Leid durchdrungen.  Sie kündigte ihren Geschwistern auch an, dass sie vielleicht den Tod durch Selbstmord wählen wird. Da brauchte sie in ihrer Verzweiflung Hilfe. Sie musste von dem Gedanken abgebracht werden. Dies ist vor allem letztlich nur im Vertrauen  an Gott und seiner Hilfe möglich.  

Predigt

Vor zwei tausend Jahren traf Jesus eine kanaanäische Frau, die große Sorgen um ihre Tochter hatte. Diese Frau schrie Jesus nach: Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon gequält. Durch die Ansprache Sohn Davids drückte sie ihren Glauben aus. Sie erkannte dadurch, dass Jesus nicht ein normal sterblicher Mensch ist, sondern ein Mann Gottes. Von einer Heidin war das eine große Geste. Diese Frau war zugleich auch zudringlich und forderte nur ein kleine Gunst von Gott. Am Schluss sagte Jesus zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt. Jesus befreite  ihr Leben vom Leid. 

Im Inneren jedes Menschen können unbekannte Wirklichkeiten geschehen. Oft stellen wir uns die Frage: Was ist das,  was sich in mir abspielt? Was ist, was mich freut oder was mir Leid verursacht? Wofür entscheide ich mich selbst in meinem Leben, was ist in meinem Leben, das ich nicht selbst entscheide? Kontrolliere ich meine Gefühle? Kann ich alles tun, so wie ich es will? Das sind die wichtigsten Fragen. Im Inneren jedes Menschen sind drei Mächte: Verstand, Wille und Gefühle. Es gibt also die intellektuelle Welt, die Welt des Wollen und die Welt der Gefühle. Es ist so wie mit einem  Segelschiff am Meer. Wir werden mit unseren Gefühlen herumgerissen wie Segel – einmal ist Freude und Begeisterung, dann aber wieder Trauer und Schmerz. Der Verstand ist das Steuerrad und der Wille ist der Kapitän, der die Segel setzt und das Steuerrad bedient.

Wir leben im Zeitalter des Computers. Jeder Computer hat sein Programm. Es ist zum Beispiel mit einem Computer möglich, eine Nähmaschine zu bedienen – alles, was die Nähmaschine näht ist einprogrammiert. Wir können große Werkzeuge mittels Computer bedienen. Programmiert ist auch die Waschmaschine und vieles mehr. Das ist praktisch, staunenswert und intelligent. Aber Maschinen haben keine Gefühle, wir Menschen allerdings schon und die wirken in unserem Leben.

Dazu ein Beispiel: Jemand kommt in die Kirche zur Heiligen Messe. Er kann sich nicht konzentrieren, ständig denkt er an etwas anderes, vielleicht an eine betrübliche Situation, an etwas, was er verloren hat, an einen Misserfolg, an etwas, was er erlebt hat und vieles mehr. Diese Gedanken bringen ihn in Verzweiflung, es ist für ihn alles hoffnungslos. Zwar bemüht er sich, diese negativen Gedanken loszuwerden, aber sie kommen immer wieder. Das Schlechte daran ist, dass diese Menschen nicht in der Gegenwart leben, in der Welt, in der sie sich gerade befinden. Sie leben in einer Welt, die nur daran denken lässt, was für ein Unrecht ihnen passieren könnte. Vielleicht geht es uns auch manchmal so – und die Zeit wurde zu einer verlorenen Zeit.

Noch ein anderes Beispiel dazu: In Ungarn leben noch viele Menschen, die immer noch an das Jahr 1920 denken, an die sogenannten Pariser Vorstadtverträge in Trianon bei Versailles, wo ein Frieden zwischen den Alliierten und Ungarn unterzeichnet worden ist. Dadurch verlor Ungarn 71 Prozent seines Territoriums.  Sie denken heute noch an diese große Ungerechtigkeit. Sie vergleichen dies mit der Kreuzigung Jesus. Sie haben sogar ein Bild gemalt, wo am Kreuz das ehemalige große Ungarn abgebildet ist. Sie sagen, dass dies die größte Übeltat des 20. Jahrhunderts war. Ich habe dabei den Eindruck, als lebten diese Menschen noch im Jahre 1920 und die Denkweise der Menschen ist wie vor 90 Jahren. Sie können sich nicht davon lösen und in der heutigen Wirklichkeit leben.

Wenn wir leiden, müssen wir auch unseren Verstand einschalten. Die Frau, die Angst vor dem Tod ihres Mannes hatte, sollte sich sagen: Ja, das ist die Wahrheit, dass ich meinen Mann verlieren werde, aber meine Kinder brauchen mich, ich muss für sie leben. Gott, hilf mir! Statt immer zu wiederholen, was wir verloren haben, ist es klüger in der Gegenwart zu leben. Gott, ich bitte dich um deine Hilfe! Mit Hilfe des Gebetes, mit Hilfe der Sakramente, mit der Weisheit aus der Heiligen Schrift können wir unser Leid, unseren Pessimismus bewältigen und Hoffnung schöpfen. Jesus lehrt uns: Jedes Leid hört einmal auf. Es ist nicht vernünftig, sich der Trauer und der Hoffnungslosigkeit hinzugeben. Unser Leben steht in Gottes Händen. Viele leidende Menschen reagieren so, als ob es keinen Gott gäbe. Sie haben keinen Glauben daran, dass Gott ihnen helfen kann. Ganz anders erging es der kanaanäischen Frau. Sie kann für viele Menschen ein Beispiel sein.

 

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