26. Sonntag A Mt 21, 28-32

26.Sonntag 2017  Es reute ihn und er ging hin

Einführung

Jesus erzählt das Gleichnis von zwei Söhnen. Der eine von ihnen  sagte: Ich gehe in den Weinberg arbeiten, aber er ging nicht. Der zweite sagte zwar: Ich will nicht. Es reute ihn und er ging später doch.  Das Gleichnis enthält zwei Wahrheiten. In jedem Menschen befindet sich der erste und auch der zweite Sohn.

Predigt

Wir sagen oft: Ja, Herr, dein Wille geschehe! Wir wollen eins sein mit Gott, aber dann gelingt es uns doch nicht, wir tun etwas anderes. Gibt es auf der Welt überhaupt einen Menschen, der Gottes Gesetze nicht verletzt? Ist jemand so vollkommen, dass er bei der Eheschließung Liebe und Treue verspricht und sein Versprechen auch das ganze Leben lang hält? Wie oft sagt ein Mensch bei der Beichte: Ich verspreche, nicht mehr zu sündigen und jede Gelegenheit zur Sünde zu meiden. Andererseits lebt in uns ein Mensch, der oft zu Gott sagt: Ich will es nicht bereuen, aber dann bereut er es doch. Wir besiegen die Bequemlichkeit und die Versuchung. Wir finden Zeit für das Gebet. Wir grüßen den Menschen, der uns weh getan hat. Wir sagen, dass Gottes Gebote schwer sind, aber schließlich erkennen wir die vernünftigen Gründe und bereuen unsere negative Einstellung dazu.  Natürlich sind beide Söhne in uns, aber es ist wichtig, dass in uns jener Sohn die Oberhand gewinnt, der um seine Sünden weiß, sie bereut und später dann in den Weinberg geht, um zu arbeiten.

Der Jesuit Anthony de Mello lebte viele Jahre in Indien und kannte die östliche Spiritualität gut. Er sagte, es sei ein Problem, dass der Mensch zwischen Vorstellung und Wirklichkeit nicht unterscheiden kann. Die Vorstellung – das ist ein Wein – ist noch kein Wein – und die Vorstellung – das ist eine Frau – ist noch keine konkrete Frau.

Das heutige Gleichnis entdeckt die Natur des Menschen. Er sagt manchmal etwas und agiert dann ganz anders. Ja, Herr, ich gehe, aber er ging nicht. Es kommt vor, dass der Mensch diese oder jene Vorstellung hat, aber diese durchzusetzen, ist schwierig, da wird er nämlich mit der Wirklichkeit konfrontiert. Eine Vorstellung, die wir haben, kann ein Hindernis sein, die Wirklichkeit zu erkennen. Manche Menschen haben die Vorstellung, dass sie keine Sünden haben. Sie finden Entschuldigungen für all ihre Taten. Ihre Vorstellung von Gott ist weit entfernt von der Wirklichkeit. Es ist wichtig, die Wirklichkeit zu erkennen und nicht nur die Vorstellung. Nur so erkennen wir unsere Fehler. Doch auch die Erkenntnis ist noch nicht alles. Wir müssen das, was wir als richtig erkannt haben, in unserem Leben verwirklichen. Gott will unsere Taten sehen.

Ein Beispiel: Ein 48 jähriger Mann hatte einen Unfall. Der Arzt sagte zu ihm: Ihr Zustand ist sehr ernst. Dieser antwortete: Herr Doktor, könnte ich doch noch meine Frau und meine Kinder sehen? Seine Frau ist gekommen. Der Mann nahm sie bei der Hand und sagte: Frau, es ist sehr schön, dass wir uns gefunden haben. Jetzt   liebe ich dich noch mehr als am Anfang. Du warst wirklich mein großer Halt. Ich danke dir und auf Wiedersehen. Dann rief er seine  älteste Tochter zu sich:  Als du geboren wurdest, hatte ich viel Freude.  Ich habe gesehen, wie du gewachsen bist, wie du der Mutter immer ähnlicher wurdest.  Er rief auch seinen Sohn zu sich:  Andreas, als du geboren wurdest, was ich sehr stolz auf dich.  Dann rief er die jüngste Tochter zu sich und sagte zu ihr:  Als du uns geboren wurdest, waren wir schon älter. Aber du warst für uns ein Segen. Für alles was du an Freude in unser Haus gebracht hast,  danke ich dir und nun auf Wiedersehen. Zum Schluss kam der Sohn Karl. Der Vater sagte zu ihm: Mit dir haben wir viele Sorgen. Du hast dich von Gott getrennt und gehst einen schlechten Weg. Du weißt, dass ich dich trotzdem immer liebte. Lebe wohl! Karl ergriff den Vater bei der Hand und sagte: Vater, warum sagst du zu mir Lebe wohl und zu den anderen auf Wiedersehen. Da sagte der Vater: Mein Sohn, ich weiß, dass ich mich mit ihnen allen bei der Auferstehung treffen werde. Aber dich werde ich dort nicht sehen, weil du dich von Gott entfernt hast. Karl kniete plötzlich nieder und sagte zu seinem Vater: Verzeih mir! Der Vater sagte zu ihm:  Bitte Gott um  Verzeihung und fange an,  mit ihm leben. Karl fragte: Vater, wird mir Gott verzeihen? Da antwortete der Vater: Ja, wenn du alles aufrichtig bereust. Mein Sohn, auf Wiedersehen!  Aus dieser Geschichte wird offenbar, dass  das Sterben des Vaters Karl zu einer Bekehrung führte.  Auch in Karl lebten zwei Söhne. Das Entscheidende ist, dass in ihm schließlich der zweite Sohn siegte. Das soll auch unser Weg sein! 

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