6. Sonntag im Jahreskreis B Mk 1,40-45

6. Sonntag B 2018 –  Der Zugang Jesu zum Aussatz

Einführung

Zum Aussatz kann man verschiedene Zugänge haben. Das sehen wir auch im Unterschied zwischen der ersten Lesung aus dem  Buch Levitikus und dem Evangelium.   Jesu Einstellung zu den Leprakranken ist eine Einstellung der Barmherzigkeit. Im Alten Testament ist keine Rede von Barmherzigkeit gegenüber den Aussätzigen.

Predigt

Im Buch Levitikus im 13. Kapitel steht: Der Aussätzige, der von diesem Übel betroffen ist, soll eingerissene Kleider tragen und das Kopfhaar ungepflegt lassen; er soll den Schnurrbart verhüllen und ausrufen: Unrein! Unrein! Solange das Übel besteht, bleibt er unrein; er ist unrein. Er soll abgesondert wohnen, außerhalb des Lagers soll er sich aufhalten. Im Evangelium sehen wir, dass Jesus Mitleid mit dem Leprakranken hat.  Er berührt ihn und heilt ihn. Jesus macht das in einer Zeit, wo solche Berührungen als Verunreinigung und Verstoß aus der Gemeinschaft mit Gott bedeuteten. Das Handeln Jesu zeigt von seiner Macht. Jesus heilte den Aussätzigen nicht mit der Absicht, dass Menschen ihn dadurch als wunderbaren Arzt halten sollten, sondern als Sohn Gottes, der zu den Menschen gesandt ist – nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten die frohe Botschaft zu verkünden. Die Tat Jesu an dem Leprakranken ist ein Zeichen dafür, dass Jesus Heil und Rettung bringt. Diese Heilung ist aber noch keine Garantie für das Seelenheil. Jesus aber brachte den Menschen mehr als Heilung von Krankheiten. Es ging ihm nicht nur das menschliche Leiden, denn seine Sendung war größer und wichtiger als nur kranke Stellen am Körper zu heilen. Ein Aussatz wurde von den Juden als Strafe Gottes gehalten und daher wurden solche Menschen, die Aussatz hatten von der Gemeinschaft mit dem Volk Gottes ausgeschlossen. Sie waren in den Augen der Juden Sünder und der Aussatz war eben die Strafe für ihre Sünden oder die Sünden ihrer Eltern. Der Aussätzige war also dreimal belastet – gesundheitlich, religiös und gesellschaftlich. Dass ein Aussätziger gesund wurde, das passierte sehr selten und er musste dann ein Versöhnungsopfer bringen. Nur dann war er erst richtig rein. Jesus aber zerstörte mit seinem Verhalten die religiösen und gesellschaftlichen Vorurteile. Auch mussten die Kranken einen großen Glauben und ein Vertrauen haben, damit er sie heilen konnte. Das äußert sich in folgendem Satz: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde.

Irgendwie aber besteht eine Ähnlichkeit zwischen Aussatz und Sünde. Auch die Sünde schließt – ähnlich wie damals jene, die Lepra hatten – aus der Gesellschaft der Kinder Gottes aus. Aber da ist ein Unterschied. Die Krankheit Lepra war sichtbar. Sind auch die Folgen der Sünde sichtbar? Ja und nein! Ja – im Sinne, dass die Sünde die Gesellschaft belastet. Die Folgen sind Kriminalität, negatives sexuelles Verhalten, Zusammenbruch in den Familien usw. Am Körper des Sünders aber ist die Sünde nicht immer sichtbar. Es gibt allerdings Sünden, die sich auch am Körper bemerkbar machen – Trunksucht, Völlerei, freizügige Sexualität. Viele Sünden aber sind körperlich unsichtbar – wie Diebstahl, Betrug, Abtreibung. Gynäkologen, die Abtreibungen durchführen sind oft sogar Verfechter dafür, aber körperlich sieht man es ihnen nicht an. Allerdings zeigen sich die Folgen der Sünde an der Seele, die wir aber mit unseren irdischen Augen nicht sehen können. Eines aber ist sicher, jede Sünde schadet der Seele. Wenn wir die Möglichkeit hätten, sündhafte Seelen zu sehen, wir würden vor Schreck sterben. Außerdem macht eine Sünde niemand glücklich.

Davon ist John Newton, der im 17. Jahrhundert Kaufmann war und viele Sklaven hatte. Sein Gewissen war sehr abgestumpft. Er hatte zwar alles und war gesund. Doch als eines Tages ein schreckliches Gewitter kam und er an all das dachte, was es verursachen und beschädigen könnte, da rief er zu Gott: Herr, wenn ich gerettet werde, werde ich mein Leben ändern. Er hielt sein Wort, wurde Prediger in einer Kirche und schrieb einige Lieder zu religiösen Themen. In einem seiner Lieder heißt es: Wie überraschend ist Gottes Gnade, die erretten kann, auch einen solch ruchlosen Menschen, wie ich es bin. Ich war verloren, aber Dank der Liebe Gottes kam ich zu mir. Ich war blind und heute sehe ich. Es ist die Gnade Gottes, wenn wir erkennen, dass unsere Seele krank ist, dass wir in der Sünde leben.

Das Problem ist, dass viele Menschen ihre Sünden nicht erkennen. Bei anderen Menschen allerdings sehen sie die Sünden ganz genau. Wenn jemand sie auf ihre eigenen Sünden verweist, haben sie Hunderte von Ausreden und Entschuldigungen. Christus kann uns nur rein machen, wenn wir zu ihm kommen und sagen: Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen!

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