3.Fastensonntag B Joh 2,13-25

3.Fastensonntag 2018 – Sich selbst kennen

Der dritte Fastensonntag sagt uns, dass wir in der Mitte der Fastenzeit angelangt  sind. Das heutige Evangelium über die Reinigung des Jerusalemer Tempels durch Jesus ist für uns eine Aufforderung, damit uns bewusst wird, dass wir Verantwortung tragen für den Zustand unserer Seele.

Predigt

Im Jerusalemer Tempel wurde durch Mose aufgrund seiner Berufung durch Gott  genau festgelegt, wo und was  dort stattfinden kann, wer und warum man sich dort aufhalten kann. Der Tempel war ein Heiligtum, und es wurden dort blutige und unblutige Opfer dargebracht. Zugang dazu hatten nur die Priester und die gläubigen Juden.  Im Tempelvorhof entwickelte sich bald etwas, was eigentlich nicht dorthin gehört. Man erkannte, dass man dort gute Geschäfte machen kann. Daher können wir das Verhalten Jesu gut verstehen, wenn er den Tempel reinigen will. Er zeigte ihnen, wer er ist und was ein Tempel eigentlich sein sollte. Er stellte sich als Messias vor und daher sei es auch sein Recht.

Diese Begebenheit spielte sich kurz vor Ostern ab, zu einer Zeit, wo sich die Juden immer an ihre Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei erinnerten. Warum das so war damals, das vergaßen viele bei solchen Gedenkfeiern. Sie kam im Tempel zusammen, kamen von überall her gereist, brachten ihre Opfer dar und machten auch gute Geschäfte. Das Volk hatte ja den Messias erwartet, der kommen werde, um es von den verhassten Römern zu befreien. Jesus aber kam in einer anderen Sendung. Er kam mit der Absicht, die Menschen von der Sklaverei der Sünde zu befreien, also die Menschen zu erlösen. Die Juden verstanden das nicht, denn ihre Sehnsüchte waren andere. Jesus wurde also zornig, als er zum Tempel kam und sah, dass dieser von den Juden entweiht wurde. Er vertrieb daher mit einer Geißel in der Hand die Geldwechsler aus dem Tempel.

Heute können wir vermutlich diese Tun von Jesus verstehen. Jesus schwieg nie dazu, wenn er sah, dass etwas unrecht war. Jesus sprach nicht nur davon, sondern er handelte. In diesem Zusammenhang können wir uns an Worte des Apostels Paulus erinnern, die er in einem Brief an die Korinther schrieb: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?

Wie die Juden den Jerusalemer Tempel entweihten, so können wir den Tempel unserer Seele durch die Sünde entweihen. Wir zerstören durch die Sünde das Heiligtum Gottes in uns. Unser Innerstes wird durch die Sünde zu so einem Marktplatz. Man kann dort seinen Gott, seine Seele und sein ewiges Leben verkaufen. Es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den Verkäufern im Jerusalemer Tempel und den Menschen von heute. Das ist die Sehnsucht nach  materiellen Gewinnen. Vielleicht sagen wir: Wir machen das doch für die Menschen, wir helfen dadurch den Menschen. Das ist gut und richtig, aber widmen diese Menschen auch dem Gebet und dem geistlichen Leben einen ebenso hohen Stellenwert? Sie sind zwar keine Verbrecher und auch keine Atheisten, nur ist eben ihre Priorität dem Geld mehr zugewendet als der Verehrung Gottes. Sie sind anständige Menschen, denken dass alles in Ordnung ist, was sie machen, aber wie schon gesagt, etwas fehlt in ihrem Leben. Ich denke da wieder an die Tempelreinigung Jesu. Wenn da alles wirklich in Ordnung gewesen wäre, dann hätte Jesus nicht die Geldwechsler und die Viehhändler vertrieben. Jesus duldete nicht, dass im Herzen der Menschen nicht Gott an erster Stelle ist. Dieses Problem ist nicht nur ein Problem von damals, sondern auch von heute. Auch heute bekommt Gott nicht den ihm gebührenden Platz.

Ich möchte auch auf die Gefahr des Reichtums hinweisen. Wie leicht wächst die Sehnsucht nach Reichtum und beherrscht die Menschen. Ein Bekannter von mir, ein Priester in der Slowakei hat einmal gesagt: Es gibt viele Leute, die gehen jeden Sonntag in die Heilige Messe, aber wochentags bauen sie fleißig an ihrem irdischen Königtum. Die Menschen bezeichnen sich zwar als gläubig, aber Geld und Reichtum sind wichtiger als Gott. Es gibt dann aber noch andere schlimme Fälle: Es gibt Menschen die wegen der Erlangen eines großen Reichtums Betrügereien und Freveltaten begehen. Nicht so selten handelt es sich dabei auch um Katholiken.

Und nun noch eine Begebenheit: Ein ehemaliger Mitschüler von mir – er ist auch Priester geworden und ist nun Dechant – beerdigte vor cirka 15 Jahren neun Mitglieder eine Mafia-Bande. Sie alle wurden erschossen. Sie haben viele Übeltaten vollbracht. Und überdenken wir einmal das: Alle diese Menschen besuchten als Kinder den Religionsunterricht, waren bei der ersten Heiligen Kommunion und wurden gefirmt. Aber die Sehnsucht nach Geld, nach großem Reichtum führte sie zu dieser Mafia-Bande, denn dort hatten sie Gelegenheit zu viel Geld zu kommen. So ist es aber nicht nur in der Slowakei, es gibt solche Banden in Italien oder in Mexiko – und alle besuchten ebenso den Religionsunterricht, erhielten die Sakramente, waren daher keine Atheisten. Aber Gott war nicht in ihrer Seele und nahm nicht den ersten Platz in ihrem Leben ein. Gott sei Dank lehnt die Mehrheit der Menschen diese Mafia- Banden ab. Und das ist gut und richtig so, aber die Mehrheit der Menschen lehnt auch eine innige Beziehung zu Gott ab. Sie folgen der Lehre Jesus nicht nach und stellen Gott nicht in den Mittelpunkt – und das ist nicht gut!

Dieser Beitrag wurde unter Sonntagpredigt veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.