2. Sonntag der Osterzeit B Joh 20,19-31

Sonntag  der göttlichen Barmherzigkeit

Einführung

Die Kirche feiert heute das Fest der göttlichen Barmherzigkeit. Zum erstenmal führte dieses Fest in seiner Diözese in Krakau der Kardinal Franz Macharski ein. Das war im Jahre 1985. Später erlaubte Papst Johannes Paulus II, dieses Fest in allen Diözesen in Polen zu feiern. Am 30. April 2000 gab Papst Johannes Paulus II bei der Heiligsprechung von Schwester Faustina das Dekret heraus, in dem er das Fest der göttlichen Barmherzigkeit für die ganze Kirche anordnete.

Predigt

Es gibt Menschen, die nur an das glauben, was sie sehen, worüber sie sich mit ihren Sinnen überzeugen können. Höhere Werte interessieren sie nicht. Glaube und ewiges Leben interessieren sie nicht. Sie sind überzeugt, dass diese Dinge nicht existieren. Es gibt aber auch Menschen, die durch die Naturgesetze der Physik, der Chemie, der Astronomie sie zum Glauben an Gott kamen. Zum Gedanken auf   die Existenz der menschlichen Seele.

Wir kennen die Geschichte des heiligen Thomas, der an die  Auferstehung von Jesus nicht glauben wollte. Als Jesus ihn aufforderte, seine Finger in seine Male und seine Hand in seine Seite zu legen, bekannte  Thomas seinen Glauben mit den Worten: Mein Herr und mein Gott. Der Theologe  Hans Urs von Balthasar kommentiert das heutige Evangelium in diesem Sinn, indem er zwei Sachen erklärte. Jesus verzeiht die Sünden der ganzen Welt. Für diese Sünden starb Jesus am Kreuz und so versöhnte er die Menschheit mit dem Vater. Jesus gibt den Apostel durch den Heiligen Geist die Macht,  den Menschen die Sünden zu vergeben. Die Vergebung der Sünden bekommen wir im Sakrament der Versöhnung, in der Beichte. Hans Urs von Balthasar  sagte, dass die heilige Beichte nicht eine Strafe sei, sondern ein Werk der göttlichen Barmherzigkeit. Die heilige Schwester Faustina sah Jesus und glaubte ihn. Der heilige Thomas sah zuerst Jesus nicht, dann sah er Jesus und hört die Worte von Jesus: Glücklich sind die, die  nicht  sehen und doch glauben.

Die Ereignisse der Gefangenschaft, der Verurteilung und der Kreuzigung Jesu waren für Thomas wie eine kalte Dusche. Thomas ging weg, als man  Jesus gefangen nahm. Mit dem Tode Jesu sah er alles einstürzen, was er während der drei Jahre, in der er in die Schule Jesu gegangen war, erlebt hatte.   Thomas fühlte sich enttäuscht und sogar betrogen. Kam Thomas zu den Apostel zurúck aus  Angst vor den Juden? In seinem Inneresten hatte er eine Menge an Fragen, auf die er keine Antwort fand. Er glaubte den Reden der Apostel nicht, als sie sagten: Wir haben den Herrn gesehen.  Ist er ungläubig? Er stand unter dem Einfluss der schweren Vorkommnisse und unterlag ihnen. Er schaute auf alles nur mit seinen leiblichen Augen. Er hatte die Begeisterung für Jesus verloren.

Heute können wir Thomas dankbar sein für sein Verhalten vor der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus, aber auch nach der Begegnung mit ihm. Aber wir sollen auch Schwester Faustina dankbar sein für die Übermittlung der Botschaft von Gottes Barmherzigkeit. Glauben bedeutet, anzuerkennen, dass Gott treu ist. Auf verschiedene Art  bekannten die beiden, der Heilige Thomas und die Heilige Schwester Faustina,  den Glauben  an den Herrn.

Viele Menschen nehmen auch heute den Glauben an den auferstandenen Christus nicht an. Sie kennen die Schönheit des Lebens aus dem Glauben nicht. Es ist notwendig, sich für Gott zu öffnen und aufrichtig – so wie Thomas – den Glauben zu bekennen. Thomas und Faustina könnte man als  Patrone für aufrichtig Gott suchende Menschen bezeichnen.   Es ist möglich Gott zu finden, wenn wir es wollen und wenn wir uns der Gnade Gottes anvertrauen.  Wissenschaftliche Beweise sind dazu nicht unbedingt notwendig. Die Wissenschaft erzählt über viele  interessante Ereignissen und Erfindungen. Die Wissenschaftler hätten viele Sachen nicht erfinden können, wenn sie nur das geglaubt hätten, was sie mit den Augen sehen können.  Zum Beispiel entdeckte im Jahre 1781 der englische Astronom Frederick William Herschel den siebten Planeten des Sonnensystems – den Planeten Uranus. Die Astronomen errechneten  die Umlaufbahn dieses Planeten und sie waren überrascht, als sie festgestellt haben, dass der Planet von ihrer berechneten Bahn  örtlich abweicht. Damals überlegte der französische Astronom  Le Verrier folgendes: Das muss eine besondere Kraft sein, die auf den Planeten Uranus wirkt.  Das muss ein achter Planet sein, der das verursacht. Le Verrier berechnete mit mathematischer Genauigkeit, wo sich dieser neue Planet befinden könnte. Er berechnete die Größe, den Umfang und  die Dichte dieses Planeten. Als er das alles gemachte, schrieb er seinem Freund,  dem Astronomen  Gall, damit er einen unbekannte Planet in der Sternengruppe Capricoranus suche.  Gall erhielt den Brief 23. September und noch am selben Abend hat er diesen Planeten gesehen.  Die ganze wissenschaftliche Welt war überrascht, wie es möglich ist, so eine große Entdeckung zu machen und dabei sein Zimmer nicht zu verlassen. Auf welche Art und Weise geschah die Entdeckung? Er glaubte an etwas,  was er nicht gesehen hatte.  Er sah diesen Planeten nicht, aber er glaubte an seine Existenz. Seine Argumentation: Ich glaube nur das, was ich sehe, das ist ganz falsch  oder ist unrichtig, ich möchte nicht sagen ,,primitiv”. Es gibt viele Sachen, die wir nicht sehen, und sie existieren doch. Wir Christen glauben auch,  wenn wir nicht sehen. Und zum Schluss noch eine Bemerkung:  Der französische Astronom Le Verrier kam durch diese Überlegungen darauf,  dass der achte Planet existieren muss und er irrte sich nicht. Auch wir sollen  durch die Überlegung darauf kommen, dass Gott einfach existieren muss. Es ist aber notwendig,  über solche Sachen nachzudenken.

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