9.Sonntag B im Jahr Mk 2,23-3,6

9.Sonntag 2018-  Ist heute der kirchliche Sonntag noch aktuell?

Einführung

Ein Pharisäer stellt Jesus folgende Frage: Schau dir das nur an, warum  tun deine Leute das, was  am Sabbat nicht erlaubt ist? Die Frage war die Reaktion auf die Tätigkeit der Apostel, die durch  die Kornfelder gingen und im Gehen Ähren  abrissen und sie aßen. Die Pharisäer hielten das Tun der Apostel für einen Verstoß einer Vorschrift, die Gott durch Mose den Juden gab: Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat. Man kann sich vorstellen, dass die Pharisäer natürlich über das Tun der Apostel entrüstet waren. Diese wollten nur ihren Hunger stillen. Für die Pharisäer war aber jede Arbeit am Sabbat verboten.

Predigt

Jesus wollte dem  Sabbat seine ursprüngliche Bedeutung zurückgeben. Daher wies er darauf hin, dass an erster Stelle der Mensch sei und dann alle andere Vorschriften. Er sagte deshalb: Der  Sabbat ist  für den Menschen da,  nicht der  Mensch für den Sabbat. Deshalb  ist der  Menschensohn Herr auch über  den Sabbat. Jesus war nicht für eine  blinde Einhaltung der Tradition. Ihm ging es um die Liebe zu Gott und zu den Menschen.

Für uns Christen ist  der Sonntag ein Feiertag. Seit ältesten Zeiten feiern die Christen den Sonntag als einen festlicher Tag, weil Jesus am Sonntag auferstanden ist und  weil der Heilige Geist am Sonntag auf die Apostel herabgekommen ist.

Es soll uns bewusst werden, dass es an diesem Tag nicht genug ist, nicht zu arbeiten, sondern wir sollen eine Zeit des Sonntages der kirchlichen Feier, der Heiligen Messe widmen. Wir sollen uns Gott zuwenden und an das Ziel unseres Lebens denken – es ist das ewige Leben bei Gott. Dazu sind wir gesandt und dazu ist der Sonntag der Tag des Herrn. Wir sollen ihn feiern, wir sollen Gott ehren und danken für das Geschenk des Sonntags.

Wir sollen die Zeit Gott widmen, ebenso aber auch unseren Nächsten. Der Sonntag ist also auch ein Tag, an dem wir uns an die Werke der leiblichen Barmherzigkeit erinnern sollen. Das heißt: Kranke, Alte und Verlassene besuchen! Der Sonntag soll auch ein Familientag sein, am Nachmittag ist noch genug Zeit um zu wandern oder Sport zu betreiben. Sollte man einmal am Sonntag einen längeren Ausflug geplant haben und daher keine Möglichkeit haben, die Sonntagsmesse zu besuchen, so gibt es die Sonntagvorabendmesse am Samstag. Es ist aber nicht richtig, die Heilige Messe deshalb am Sonntag nicht zu besuchen, weil ich ausschlafen möchte oder auch etwas zu arbeiten habe.

Die Heilige Messe ist wichtig für das seelische Heil, aber auch das Erleben der christlichen Gemeinschaft wird dadurch gefestigt. Es gibt auch eine Sonntagspflicht, wo es heißt: Jeder Christ von 7 bis 60 Jahren ist verpflichtet an der Heiligen Messe teilzunehmen. Eine Nichtteilnahme ohne berechtigte Gründe ist sündhaft. Leider sind in den letzten Jahren die Messbesucher deutlich weniger geworden. Ich glaube, dass muss ich Ihnen eigentlich nicht sagen, Sie sehen es!

Ich sehe das auch aus eigener vieljähriger Erfahrung, ich bin ja jetzt schon 64 Jahre. Als ich noch ein Kind war, waren die Kirchen in meiner slowakischen Heimat in der Stadt Bratislava überfüllt, obwohl wir den Kommunismus hatten und die Einwohner nur halb so viele waren wie heute. Heute besuchen in Bratislava wesentlich weniger Menschen die Heilige Messe und hauptsächlich sind das nur alte Menschen. Als ich ein Kind war, waren auch mindestens hundert andere Kinder anwesend. Das ist nicht nur meine Erfahrung in meiner Heimat, ähnlich ist es auch anderswo, ähnlich und vielleicht noch gravierender hier in Österreich.

Man sollte sich fragen: Warum besuchen heute so wenige Menschen die Sonntagsmesse? Da wird es verschiedene Gründe geben. Es mag die Einstellung zum Christentum und zu geistlichen Werten sein, die sich  zum Negativen hin geändert hat. Die große Entwicklung der Technik und der Wissenschaft begeistert viele Menschen und infolgedessen bleibt keine Zeit mehr für geistliche Werte. Sie werden dann eher unwichtig und wertlos. Es hängt sehr davon ab, was die Menschen in ihrem Leben suchen, weltliche oder geistliche Werte. Es hat keinen Sinn jemanden zum Besuch der Sonntagsmesse zu zwingen, ihnen zu sagen, dass sie dort mit Christus in Verbindung treten können, wenn ihnen dies alles nichts bedeutet.

Ich möchte das noch auf ein andere Weise erklären: Jede Tätigkeit hat sein Ziel. Wenn ich z.B. einen Englisch-Sprachkurs besuche, ist für mich das Ziel, dass ich mit Menschen auf der ganzen Welt kommunizieren kann und dass ich auch Nachrichten in englischer Sprache lesen kann. Wenn mich das nicht interessiert, dann werde ich diese Sprache auch nie richtig lernen.

In der Heiligen Messe hören wir das Wort Gottes, das Evangelium, die frohe Botschaft – und wir lernen daraus, richtig zu handeln, damit unser Leben sinnvoll ist.  Aber heute wollen viele Menschen gar nicht nach dem Evangelium leben, sondern nur was ihren Vorstellungen entspricht. Sie suchen nicht nach Christus, deshalb können sie ihn auch nicht kennenlernen. Ihr Ziel ist nicht das ewige Leben, sondern nur der Wohlstand auf dieser Erde. Für die Erreichung dieses weltlichen Ziel sind sie bereit, Opfer zu bringen. Doch dabei können sie den Schatz des Glaubens nicht erkennen.

Es gibt aber noch andere Ursachen, warum die Menschen die Heilige Messe am Sonntag nicht besuchen. Da ist vor allem auch die Geschäftigkeit, die tagtäglich auf viele zukommt und sie wollen sich dann am Sonntag ausruhen. Alle wollen immer mehr arbeiten, damit sie einen gewissen Lebensstandard erhalten können. Viele wissen, dass das nicht richtig ist, aber es ist schwer, solche Menschen zu belehren, dass eine Beziehung zu Gott ihre Lage verändern könnte. Es ist schwierig, ihnen das zu vermitteln – und wir können auch keine Wunder erwarten, wenn wir darüber predigen. Eine Änderung der Einstellung und die Befreiung aus dem Gefangen-Sein in materiellen Sachen ist nur mit der Hilfe Gottes möglich. Glaube ist Gnade. Wir können nur vertrauen und hoffen, dass die Menschen doch einmal erkennen, dass das, was Christus uns gibt, viel mehr wert ist als das, was uns die Welt anbietet. Wir sollten dafür unser Gebet verstärken!

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