Jesus wird im Jordan getauft
Jesus wird im Jordan getauft.
Jesus war ungefähr dreißig Jahre alt, und das Volk hielt ihn für Josefs Sohn, als er von Galiläa an den Jordan kam, um sich von Johannes taufen zu lassen. Mit dieser Taufe wollte er den Grundstein für unser Heil legen und ein wunderbares Beispiel der Demut geben. Sehen wir nur, wie Jesus ganz arm und allein, ohne einen Diener, an den Jordan kommt. Er hatte noch keine Wunder gewirkt, so war er dem Volk noch nicht durch Wunderzeichen bekannt geworden. Ohne alles Ansehen, armselig und gleichsam verächtlich kam der König des Himmels zu seinem Freund Johannes, gerade zur Zeit , als dieser die Sünder, Zöllner und Pharisäer taufte, die scharenweise zu ihm strömten, um seine Predigt zu hören. Mitten unter diese Sünder stellte sich Jesus und wartete bis er an die Reihe kam, um getauft zu werden. Wer ist so vermessen, sich für einen Gerechten zu halten und sich andern vorzuziehen, da die Gerechtigkeit selbst sich unter die Sünder zählen lässt? Jesus verlangt, von Johannes getauft zu werden, dadurch erniedrigt er sich vor den Augen des Volkes und es machte den Anschein, als ob er sich sogar zu den Sündern zählte. Johannes predigte den Sündern, taufte sie und forderte sie zur Buße auf. Jesus stand mitten unter ihnen, und wollte sich mit ihnen taufen lassen. Oh, Schönheit des Himmels, oh Quell der Reinigkeit, was hast du mit der Taufe gemein? Jesus, du makelloses Lamm, wenn ich die Taufe der Buße empfange, wie könnte ich sündhafter Mensch dem stolzen Wahne mich hingeben, als wäre es für mich nicht notwendig, im Bade der Taufe der Buße gereinigt zu werden, da ich so oft von Sünden befleckt bin?
Aber nicht bloß ein Beispiel der Demut ist für uns die Taufe Jesu. Auch ein großes Geheimnis der Gnade liegt darin verborgen, das Johannes mit den Worten enthüllt, die er zu dem Volk sprach: “Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt.” Jesus hat keine Sünde begangen und keine Ungerechtigkeit kann an ihm gefunden werden. Aber der göttliche Vater hat unsere Sünden und Missetaten auf ihn gelegt, damit wir in ihm und durch ihn abgewaschen und gereinigt werden. Nun begreifen wir die Bedeutung, die in der Taufe Jesu liegt. Sie war ein Zeugnis, dass der Gottmensch sich als Bürgen für unsere Sünden und als Erlöser der ganzen Menschen darstelle, dass er unsere Schuld auf sich nehmen und durch sein Verdienst tilgen wolle, dass er das Wasser , mit welchem er sich taufen ließ, durch seine Berührung heilige und zu einem Bade der Reinigung bereite, das unsere Sünden abwasche. Treffend schreibt hierüber Ludwig von Granada: ,,Wir sollen, wenn wir an den Herrn denken, keineswegs an einen einzelnen Menschen denken – in ihm war das ganze menschliche Geschlecht wie die Glieder in dem Leib vereint. Die Gottheit konnte durchaus keiner Gnade bedürfen – die Menschheit aber konnte durch sich selbst keine Gnade verdienen, es vereinigte sich daher die Gottheit mit der Menschheit, auf das sie verlangte und erlangte. Mit Recht weigerte sich Johannes anfangs, Jesus zu taufen, denn er erkannte in ihm Gottes Sohn, von dem er selbst getauft zu werden bedurfte. Als aber Jesus ihm erwiderte – Lass es nur zu, denn nur so können wir den Willen Gottes erfüllen – da taufte ihn Johannes. Denn nun wusste er, dass den taufte, der als Gottmensch und Erlöser die Ungerechtigkeit aller Menschenkinder auf sich nahm, um die ewige Gerechtigkeit herbeizuführen. Gewaschen wurde demnach nicht Christus, sondern wir, denn für uns, die wir gereinigt werden sollten , heiligte er das Wasser und setzte die Taufe ein. An diesem Tage vermählte sich Christus mit der Kirche wie ein Bräutigam mit seiner Braut, denn durch die Taufe wurden wir alle ein Leib mit Christus, geheiligt durch ihn. Einer tauchte in die Fluten und wusch alle. Einer stieg hinab , auf dass wir alle emporsteigen. Einer nahm die Sünden aller auf sich, auf dass alle Sünden in ihm getilgt würden. Oh, unschätzbare Gnade der Taufe. Wie kann ich dafür nicht genügend danken?
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