5.Sonntag im Jahreskreis A Mt 13-16

5. Sonntag im Jahreskreis A     Mt 5,13-16

Einleitung

Während eines großen Schneesturms in New Hampshire verbarrikadierten umgefallene Bäume die Straße.  Eine Frau, die mit dem Auto aus Hillsborough kam, konnte ihren Weg nicht mehr fortsetzen. Auch ein entgegenkommendes Fahrzeug einer Frau aus Stoddard musste stehenbleiben. Die beiden klugen Frauen aber fanden eine Lösung. Sie tauschten die Schlüssel der Autos und konnten so ihren Weg fortsetzen und ihr Ziel erreichen. Nach der Beseitigung des Hindernisses haben sie die Schlüssel und die Autos wieder zurückgegeben. Ist es nicht schön, wenn Menschen sich gegenseitig helfen und nicht gleich über Hindernisse schimpfen? Wir sollen Salz der Erde und Licht der Welt sein, so ist die Aufforderung Jesu an uns.  Im letzten Vers des heutigen Evangelium nach Matthäus heißt es: So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Predigt

Die Christen wussten von Anfang an, dass die Anwesenheit Gottes nur durch die Liebe der Menschen zur Geltung kommt. Je weniger Liebe und Dienst in der Welt, desto weniger ist Gott in der Welt anwesend. Wir sind aufgefordert, dass wir durch unsere Liebe Gott ermöglichen, dass er in der Welt zugegen ist.

Dionysios, ein bedeutender Bischof des 3. Jahrhunderts  hat in Briefen eindringlich über die Pest in Ägypten geschrieben. Er verglich dabei die Einstellung der Heiden mit der Einstellung der Christen zu dieser Situation.   Er hob  hervor, dass die Heiden in dieser Zeit aus Angst vor Ansteckung ihre Freunde und Angehörigen verlassen hätten. Sie hatten allerdings mehr Tote zu beklagen als die Christen, die einander treu geblieben sind. Die meisten Christen waren so voll Liebe zu ihren Nächsten, dass sie nicht einmal auf die eigene Sicherheit und Gesundheit Rücksicht nahmen. Sie besuchten die Kranken und behandelten sie mit Liebe, wobei auch viele daran sterben mussten. Man könnte sie durchaus als Märtyrer bezeichnen. Die Heiden benahmen sich ganz anders. Sie verjagten die Kranken, liefen auch von ihren Liebsten weg und warfen sogar Sterbende auf die Straße. Alles geschah nur, um eben eine Ansteckung zu vermeiden und trotzdem entgingen auch manche nicht dem Tode. Dieses Zeugnis aus Alexandria erklärt also, was es heißt, in unseren Nächsten Jesus zu sehen. Darum sagt Jesus: „Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.“

Zwischen Jesus und unserer heutigen Zeit sind über 2000 Jahre vergangen. Aber das gilt auch für uns heute noch. Wir sind seine Kirche und wir sollen lebendige Zeugen seiner Liebe sein.

Der Unterschied zwischen der römisch-griechischen und der christlichen Welt zeigt uns auch Interessantes auf.  Die Christen gingen in ihrer Liebe zu den Kranken so weit, dass man die Arztkunst in Griechenland als Kunst der Liebe bezeichnete. Als allerdings die Heiden die Christen beobachteten, wie sie die Kranken liebevoll betreuten, so nannten sie das Christentum als die Religion der Kranken.  Im römischen Reich war ein kranker Mensch uninteressant, er wurde aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Das soziale Empfinden der Christen aber äußerte sich im Interesse an den Armen und Kranken. An ihnen konnte man erkennen, welch ein großer Gott es sein muss, an den sie glauben. Er zeigte sich durch sie in den Taten der Liebe.

Im Mittelalter bauten die Orden,  zum Beispiel die  Benediktiner und die  Zisterszienser, aber auch andere Orden nicht nur Klöster, sondern auch Krankenhäuser und  Gärten, wo sie Heilpflanzen anbauten, sowie Waisenhäuser. Daraus kann man erkennen, wie diese Menschen die Liebe Gottes  verkündeten – nicht nur mit  Worten, sondern vorallem auch mit Taten der Barmherzigkeit. Durch dieses  Licht ihrer Liebe preisen sie den Vater.

Die bekannte dänische Schriftstellerin Karen Blixen, die von 1885 bis 1962 lebte, schrieb in ihrem autobiographischen Buch,,Erinnerunge an Afrika“ über mehrere Jahre ihres Lebens, die sie in einer Kakaoplantage in Kenia verbrachte. Sie schrieb:  Eines Tages kam zu mir ein junger Mann namens Kitau. Er war sehr gescheit, und er erfüllte seine Pflichten sehr gründlich. Ich habe ihn sehr schnell lieb gewonnen. Nach drei Monaten bat er mich, ihm ein Empfehlungsschreiben für Scheich Ali bin Salim zu schreiben. Ich wollte aber nicht, dass er weggeht und habe ihm vorgeschlagen, ihm sein Gehalt zu erhöhen. Er sagte zu mir: „Mir geht es nicht ums Geld. Ich überlege nur, ob ich Christ oder Moslem werden soll.“ Er kam also zu mir, um das Leben der Christen zu beobachten. Jetzt wollte er zu Scheich Salim gehen, um dort das Leben der Moslems zu beobachten. Dann wollte er sich entscheiden, was er wählen wird. So beendete die Schriftstellerin ihr Buch.

Fragen wir uns nun ganz aufrichtig: Würde jemand gerne Christ werden, wenn er drei Monate in meiner Familie mit lebt? Oder würde er lieber zu einer anderen Familie wechseln? Wir werden in Kürze wieder das Glaubensbekenntnis sprechen. Wir wollen in dieses Bekenntnis auch die Sehnsucht und die Bitte einschließen, stets Salz der Erde und Licht der Welt zu sein.

 

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