5.Sonntag der Osterzeit A Joh 14,1-12

5.Ostersonntag A 2014

Jeder behauptet, dass er die Wahrheit hat.

Einleitung

Etwas ganz Alltägliches: Wir stolpern, wir fallen, wir verstauchen uns den Knöchel und wir hinken. Die Bewegung ist eingeschränkt, wir können schwer gehen und es behindert uns, jemanden einen Besuch abzustatten.

Hinken können wir aber nicht nur durch verstauchte Knöchel, sondern auch im geistlichen Leben. Was versteht man unter Hinken? Einfach gesagt, das bedeutet, nicht aufrecht gehen zu können. Im geistlichen Leben bedeutet das, dass wir wegen unserer Fehler, unserer Sünden,  unseres Egoismus  hinken.        

Jesus sagte:  “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.”  Wir sollten nicht hinken, sondern aufrecht mit Jesus schreiten, um ans Ziel zu kommen.

Predigt

Wie sollen wir die Worte von Jesus: ” Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben”  verstehen?    Vielleicht so: Ich bin der Weg, der zur Wahrheit führt und die Wahrheit führt zum Ziel.  Oder:  Ich bin der Weg, weil ich die Wahrheit bin, die das Leben ist.  Oder noch anders:  Ich bin der Weg, der durch die Wahrheit zum Leben führt. Mögen uns diese verschiedenen Auslegungen dazu helfen, die Worte von Jesus zu verstehen und Orientierung zu sein.

Die Gesellschaft hinkt oft deshalb, weil sie sich verschiedene Meinungen, Ideologien und Strategien ausdenkt, die oft kontraproduktiv sind. Berechtigterweise fragen wir uns aber: Wie es  möglich ist, dass es so viele Menschen gibt, die einen anderen Weg haben? Ich denke da an die verschiedenen Religionen, wo jeder behauptet die Wahrheit zu haben. Mohammed sagte im 7.  Jahrhundert:  Ich bin der Weg und die Wahrheit und  daraus  entstand der Islam. Dasselbe sagte Buddha  im 5.  Jahrhundert und seine Nachfolger nennen sich Buddhisten. Im 16. Jahrhundert behauptete Martin Luther, dass er die Wahrheit hat. Es  spalteten sich die  Protestanten ab und später kam Kalvin und seine Nachfolger sind die sogenannten  Reformierten. Und heutzutage gibt es noch viele andere Religionen und jede behauptet, die Wahrheit zu haben.

Wo aber ist die Lösung? Die Lösung ist nicht ein Synkretismus. Darunter versteht man die Vermischung religiöser Ideen und Philosophien. Sicherlich ist in jeder Religion ein Körnchen des Guten und Wahren vorhanden, aber sich aus jeder Religion ein bisschen etwas herauszunehmen, würde zur Entstehung einer neuen Religion führen. Die Lösung ist aber auch nicht der Relativismus, also das Infragestellen religiöser Wahrheiten.

Wie können wir also eine Lösung finden? Wenn wir glauben, dass Gott alle Menschen erlösen will, dann bezieht sich diese Aussage auf alle Menschen. Es ist nicht unsere Aufgabe, andere Theorien zu überarbeiten. Eine Aussage der seligen Mutter Theresa will ich Ihnen nicht vorenthalten. Sie sagte einmal: “Am Anfang habe ich gedacht, dass es meine Aufgabe ist, andere Menschen zum Glauben zu bekehren. Später habe ich gelernt, meine Aufgabe sei es,  zu lieben und durch diese Liebe, die die Menschen spüren, bekehren sie sich zu Gott.”

Wir sollen auch immer wieder bedenken, dass jene Religionen, die befehlen,  zu hassen, Zwietracht zu stiften, Menschen letztlich auch dazu führen, dass sie zu töten bereit sind. Zukunft hat nur eine Religion, die zu lieben und zu achten lehrt.  Wir sind aber auch Menschen, die auf dem Weg zum ewigen Ziel “hinken”, wir sind eben auch Menschen, die Fehler machen. Da ist es ganz wichtig, sich an die klaren Instruktionen von Jesus zu halten, wenn er sagt: “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.” Das bedeutet, sich an Jesu Wahrheit zu halten, in Liebe zu ihm, in Einheit mit ihm – und nach seinem Wort zu leben.

Ein Philosophieprofessor aus Paris fragte einmal seine Studenten: Welches Land ist das wichtigste auf der Welt?
Alle sagten einstimmig: Natürlich Frankreich! Und welche französische Stadt ist die bedeutendste? Natürlich Paris. Und welche Universität in Paris ist die wichtigste? Die Antwort darauf kann jeder erraten – natürlich unsere! Und welcher Lehrstuhl ist der wichtigste? Natürlich der Lehrstuhl der Philosophie! Und wer ist der Leiter des Lehrstuhls? Sie, Herr Professor! Viele denken ähnlich über ihre Wichtigkeit, über ihre prophetische Sendung. Die Sehnsucht des Menschen, wichtig und mächtig zu sein ist allgegenwärtig. Gegen diese eigentlich stolze Sehnsucht spricht sich Jesus aus, wenn er einlädt zur Liebe, zum Dienen, also zur Demut.

Sind wir dankbar dafür, dass er Licht für uns ist! Wir können es immer wieder hören  in den Evangelien, die davon sprechen!  So können wir unterscheiden, was nur rein menschlich ist und was göttlich ist, was nur vorläufig ist und was auf ewig Bestand hat. Wir werden niemals irre gehen, wenn wir uns bemühen, zu lieben. Die Liebe ist die größte Wahrheit.

 

Dieser Beitrag wurde unter Sonntagpredigt veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.