Zur Erstkommunion
Als ich über die Predigt nachdachte, fiel mir ein Erlebnis ein, das ich schon vor vielen Jahren hatte. In den Ferien war ich mit einer Jugendgruppe in einer Herberge in der Hohen Tatra, einem Gebirgszug in meinem Heimatland, der Slowakei. Am Abend zeigte uns die Herbergsmutter eine große Plastiktüte mit Brot. Sie sagte: Das habe ich im Papierkorb gefunden, es wurde weggeworfen.
Brot aber ist etwas sehr Wertvolles und kostet Geld, das wisst ihr sicherlich alle. Aber scheinbar haben die Leute so viel Geld, dass sie leicht wieder frisches Brot kaufen können und das alte Brot einfach wegwerfen.
Dazu eine Geschichte: Ein Zeitungsschreiber wollte einmal genau wissen, wie wertvoll Brot ist. Er kauft einen Laib Brot und stellte sich damit an eine belebte Straßenecke in verschiedenen Städten der Welt. Allen Leuten, die vorbeikamen, wollte er das Brot geben, aber allerdings unter der Bedingung, dafür eine Stunde lang zu arbeiten. In der deutschen Stadt Hamburg wurde er nur ausgelacht. In Nigeria, einem Land in Afrika waren viele Leute bereit, für dieses Brot sogar drei Stunden lang zu arbeiten. In Neu-Delhi in Indien hatten sich rasch Hunderte von Menschen angesammelt, die für dieses Brot einen ganzen Tag lang arbeiten wollten. Warum wohl diese Unterschiede? Ich glaube, das Brot ist jedem so viel wert, als er Hunger hat.
Dazu noch eine Geschichte von einem Bischof aus Rußland. Vielleicht habt ihr schon gehört, dass in vielen Ländern der Welt auch Christen wegen ihres Glaubens verfolgt und ins Gefängnis gesperrt werden. Es ist verboten, sich zu Jesus zu bekennen. So geschah es auch mit diesem Bischof. Er wurde verhaftet, kam in ein Straflager und wurde in einem feuchten und modrigen Kellerraum eingesperrt, der voll von Ungeziefer war. Dort war er aber nicht allein, sondern mit anderen 20 Mitgefangenen, die kaum Platz hatten, zu stehen. Es war nur so viel Platz, dass immer nur einer am Boden liegen und schlafen konnte. Wie sehr sehnten sie sich nach einem warmen Bett und sie vermissten auch ihre Familien. Ab und zu erhielten sie ein kleines hartes Stückchen Brot. Sie aber sehnten sich nach einem winzigen Stückchen weißen Brotes.
Vielleicht könnt ihr erraten, was sie damit meinten? Sie sehnten sich nach dem Gottes-Brot, dem Leib Christi. Einmal hatte ein Wärter Mitleid und besorgte heimlich etwas weißes Brot und ein bisschen Wein. Einer der Gefangenen hatte einen Becher bei sich. Nun legte sich der Bischof auf den einzigen Liegeplatz und auf seine Brust, auf die schmutzige Sträflingsjacke, legte er das Brot und stellte den Becher mit Wein dazu. Dann sprach er liegend die Texte der Heiligen Messe, die er auswendig konnte, vorallem die Worte der Heiligen Wandlung. Jeder Gefangene bekam ein winziges Stückchen des gewandelten Brotes und sie weinten dabei vor Freude. Jetzt wussten sie: Wir sind nicht mehr allein, Jesus ist bei uns, verborgen im Brot. Gott liebt uns auch im Gefängnis. Erst nach vielen Jahren kamen sie frei und bekannten, dass sie ohne dieses Brot niemals diese Zeit im Gefängnis überstanden hätten.
Wir haben uns gefragt: Wie wertvoll ist Brot? Wir haben unterschiedliche Antworten gehört: Brot ist wertlos. Brot ist wichtig, weil es den Hunger stillt. Für Brot lohnt es sich, zu arbeiten. Brot ist wichtig, weil es uns Jesus schenkt. Jesus aber sagte auch zu seinen Jüngern: Es gibt nicht nur Brot, dass ihr für euren Leib, also zum Leben braucht, denn danach habt ihr wieder Hunger. Ich sollt auch das Brot suchen, dass ewiges Leben schenkt. Es ist das Brot für die Seele, das Brot, das für die Ewigkeit satt macht. Die Jünger antworteten darauf: Herr, gib uns immer von diesem Brot! Auch wir sollten bitten: Herr, gib uns immer von diesem Brot! Und auch uns antwortet Jesus: Ich bin das Brot, das Leben gibt. Das Brot, das ich euch gebe, ist mein Leib. Liebe Kinder! Heute ist der Tag, an dem ihr dieses Brot zum ersten Mal empfangen dürft. Das soll auch von Herzen froh machen. Liebe Schwestern und Brüder! Wie wertvoll Brot ist, haben wir uns gefragt und die älteren Menschen werden sich sicherlich noch an Zeiten nach dem Krieg erinnern, als Brot ganz wichtig und kostbar war. Damals war aber auch das eucharistische Brot für alle wichtig, vieles hätte man ohne die Kommunion nicht durchstehen können. Je besser aber die Zeiten wurden und umso mehr es zu essen gab, desto geringer wurde der Hunger, leider auch der Hunger nach dem Brot des Himmels.
Liebe Eltern! Ich habe eine Bitte an Sie: Bewahren Sie sich mit ihren Kindern die Treue zu Jesus! Beten Sie mit ihren Kindern! Kommen Sie mit ihren Kindern regelmäßig zum Gottesdienst! Dort wird Jesu Liebe und Gemeinschaft mit uns konkret erfahrbar. Die Zukunft unserer Kirche hängt nicht von der Kirchensteuer oder irgendwelchen Privilegien ab, sondern von Menschen, die Gottes Liebe in ihrem Leben erfahren haben und dieser Liebe treu bleiben und darauf mit ihrem christlichen Leben antworten.
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