16. Sonntag B Mk 6,30-34
16. Sonntag B 2015 Sie waren wie Schafen ohne Hirte
Einführung
Der deutsche Präsident Konrad Adenauer erwarb sich große Verdienste für den Wiederaufbau Deutschlands. Er hatte im Amt einen Angestellten, der in der Arbeit oft einschlief. Er begründete das damit, dass er in der Nacht nicht gut schlafen könne. Er fragte den Präsident, ob er eine gute Arznei gegen die Schlaflosigkeit kenne. Und Adenauer antwortete ihm: „Versuchen Sie zu arbeiten! Wenn der Mensch hart arbeitet, dann schläft er wie ein Sack.“ Den Ausspruch: … und ruht ein wenig aus… wird nur der verstehen, der vorher hart gearbeitet hat.
Predigt
Die Apostel kamen zu Jesus und berichteten ihm von ihren Erfolgen bei der Verkündigung des Evangeliums. Aber außer den Aposteln kamen auch viele andere Menschen, die viele Fragen und Bedürfnisse hatten. Jesus sah, dass die Apostel müde waren, darum sagte er zu ihnen: ,, Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus.“ Jesus wusste, wenn die Apostel sich ausruhen, werden sie wieder neu physische und geistliche Kräfte für ihr Apostolat schöpfen können.
Auch uns gelten diese Worte von Jesus: “ Kommt an einen einsamen Ort … und ruht ein wenig aus! Kommt in die Kirche, kommt in die Stille, geht in die Einsamkeit! Immer, wenn ihr euch zurückzieht, stellt ihr euer Leben ins Licht der Anwesenheit Gottes!“ Unsere Vergangenheit und Zukunft sollen wir mit dem Blick Gottes sehen. Unsere vergangene Taten waren manchmal lobenswert, ein anderes Mal wieder nicht. Wir brauchen immer wieder Vergebung. Was in Zukunft geschehen wird, das kennen und wissen wir nicht, darum brauchen wir Hoffnung. Der Blick durch Gottes Augen gibt unserer Seele Ruhe. Das ist der erste Sinn des Gebetes. Der zweite Sinn ist ,,die Vergegenwärtigung“ vor Gottes Angesicht.
Sehr oft ist der Mensch von sich selbst zu sehr überzeugt. Er meint, dass das Leben besser wird, wenn er sich verheiratet, wenn er ein neues Auto kauft, wenn die Schwiegermutter liebenswürdiger wird, der Chef toleranter wird und so weiter. Aber wahr ist, dass der Mensch nie glücklicher ist, als gerade jetzt in diesem Augenblick. Wichtig ist, sich zu entscheiden, glücklich zu sein – ,,jetzt“ und trotz allem, was kommt. Den Traum von einem wahren Leben, wie wir es uns vorstellen, gibt es nicht. Das ist Selbsttäuschung, denn es wird immer wieder Hindernisse im Leben geben. Ich kann nicht sagen: Diese Arbeit beende ich, die Rechnungen bezahle ich und nun beginnt das richtige Leben. Erst im Gebet begreift der Mensch, dass es Hindernisse im Leben gibt. Wir müssen nicht warten, bis wir die Schule beendet haben, bis wir 10 kg abgenommen haben, bis wir ein neues Auto gekauft haben, oder bis wir die Hypothek getilgt haben. Es ist vergeblich zu warten, bis irgendwann, weil das Glück jener Augenblick ist, den wir gerade erleben. Leben bedeutet aber auch, Hindernisse zu überwinden.
Das folgende Vorkommnis bestätigt das: Ein Mann war jung, reich, in allem erfolgreich, was er unternahm. Er hatte eine wunderschöne Frau und wohlgeratene Kinder. Als er einmal von der Arbeit nach Hause fuhr, blieb er bei einer Ampelkreuzung stehen, obwohl die Ampel Grün zeigte. Er hielt den Verkehr an, weil ihn ein Herzinfarkt dazu zwang. Zum Glück hat er das überlebt. Der Auftrag des Arztes, sich zu schonen war für ihn schwierig, denn für ihn bestand das Leben nur aus Arbeit. Es zwang ihn aber dazu, die Art seines Lebens zu ändern. Er wurde sich dessen bewusst, dass er für alles Geld, das er verdiente, sich keinen einzigen Herzschlag kaufen konnte. Wie viele Herzschläge hatte er schon vergeudet? Er begann, sich mehr der Familie und der Natur zu widmen. Auch fing er an, die Kirche zu besuchen. 30 Jahre später sagte bei seinem Begräbnis sein Nachbar folgendes: „Mein Freund hat mir eine Lektion über den Herzschlag erteilt. Er war überzeugt, dass jeder Herzschlag ein Geschenk Gottes ist. Es hängt davon ab, in was wir alles investieren. Schnell kann man auch etwas vergeuden. Mein Freund verbrachte durch diese Einsicht ein glückliches und vollwertiges Leben.“
Niemand von uns weiß, wie viel Herzschläge uns noch bleiben. Wir hoffen, noch genug, um viel Gutes tun zu können. Sagen wir Dank für dieses Evangelium, das wir heute gehört haben. Es bereichert unser Leben und führt zu einer guten Entwicklung.
Dieser Beitrag wurde unter
Sonntagpredigt veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den
Permalink.