17. Sonntag B 2015 Joh 6,1-15

17. Sonntag B 2015 –  Sich setzen in die Anwesenheit Gottes

Einführung

Den einfache Satz: “Lasst die Leute sich setzen” verwendete Jesus, um die Aufmerksamkeit der Menschen auf wesentliche Sachen zu richten. Die Vermehrung des Brotes war ein Zeichen dafür, dass Jesus der Messias ist. Seine göttliche Macht überschreitet die Macht der natürlichen  Welt. Es ist schön, dass Jesus zu  diesem Wunder  auch die Apostel gebrauchte.  Ihre Aufgabe war es, den Leuten aufzutragen, sich zu setzen.

Predigt

Jesus sandte  seine Apostel nicht, um Lebensmittel zu kaufen, oder  die Reichen von den Armen zu trennen.  Es war aber auch nicht leicht, die Menschen dazu zu bewegen, sich an einem einsamen Ort niederzusetzen und zu warten.

Tag für Tag verrichtet der Mensch die verschiedensten Aufgaben. Der Mensch  baut, schreibt, fährt, rechnet… Das alles bedeutet Aktivität. Diese Aktivität ist meist gewinn- und profitorientiert.   Jesus lädt auch uns ein, uns  in die Anwesenheit Gottes “zu setzen”.  Das ist die Aufforderung, alles dem Herrn  anzuvertrauen. Unser Leben soll ganz auf Gott hin ausgerichtet sein. Hier geht es nicht um Faulheit oder Bequemlichkeit, sondern um unser Leben aus dem  Glauben. Daraus ergeben sich drei Blickwinkel:

Der erste Blickwinkel ist die Orientierung auf geistliche Werte hin. Es ist nicht wichtig, ob Montag oder Dienstag ist, oder ob Morgen oder Abend ist. Wichtig ist, dass wir auch die geistlichen Werte suchen. Wichtig ist, dass wir Zeit finden für das Gebet und für die Heilige Messe. Wichtig ist, dass wir unsere Sünden bekennen und bereuen und unsere Fehler bekämpfen. Wichtig ist es also, Gott ganz im Blick zu haben.

Der zweite Blickwinkel ist die Entdeckung der Bedeutung  für alles, was wir alltäglich tun.  Jesus lehrte die Menschen übernatürliche Dinge zu erkennen. Er vermehrte das Brot und sättigte damit die Menschen. Das war eigentlich eine alltägliche materielle Sache. Gott sorgte sich also um die Menschen. Aber das geschah ganz anderes als von Mensch zu Mensch. Der Mensch sagt: Das mache ich alles selbst, das Essen zubereiten, eine Wohnung schaffen, verschiedene Arbeiten verrichten. Aber er wird feststellen, dass er einige Sachen nicht selbst machen kann, da kann er nur Gott darum bitten. Ich denke da an die Gesundheit, das Glück, die Ruhe der Seele. Die alltäglichen Sachen kann ich selbst erledigen, die außergewöhnlichen Sachen schenkt mir Gott. Das ist der Unterschied. Aber Gott kümmert sich natürlich auch um die alltäglichen Sachen.

Der dritte Blickwinkel ist die Erkenntnis, dass alles ein Geschenk ist. Wie wir die Brotvermehrung bewundern, so sollen wir auch das Wachstum des Korns auf den Feldern, das Reifen des Obstes auf den Bäumen, überhaupt unsere Natur bewundern. Das alles ist wahrlich ein Wunder der Schöpfung Gottes.

Der deutsche Schriftsteller Heinrich Böll schrieb ein Buch mit dem Titel: ,,Und sagte kein einziges Wort”.  Er beschreibt in diesem Buch die Situation der Familie Bogner nach dem zweiten Weltkrieg. Diese Familie hatte drei Kindern, und sie wohnten äußerst beengt in nur einem Zimmer. Das Elend dieser Familie wurde  mit dem Reichtum des kinderlosen Ehepaares Frank konfrontiert. Frau Frank war  die Leiterin eines katholischen Vereins. Sie besuchte jeden Tag die heilige Messe und kommunizierte täglich. Aber sie war gegenüber der  Armut der Familie Bogner ganz gleichgültig. Der Autor fragte sich also, ob es genug sei, Jesus nur mit dem Mund zu empfangen, und Jesus nicht zu sehen  in den Mitmenschen. Wir wissen, dass Jesus nicht taub war gegen die Not der Mitmenschen und sich durchaus um den materiellen Bedarf der Menschen kümmerte, wie uns das heutige Evangelium klar vor Augen führt.

Jede Zeit braucht allerdings  etwas anderes. Wir leben 70 Jahren nach dem Krieg. Viele Menschen sind materiell gut versorgt und reich, doch  sie sind geistig arm. Wir sollen ihnen den Weg zu den geistigen Werten zeigen. Die materiellen und geistigen Werte müssen im Leben der Menschen ausgeglichen sein. Wir dürfen  niemals die materiellen noch die geistige Sachen verachten oder vernachlässigen. Jesus zeigt uns, wie  wir unser Leben gestalten sollen. Lernen wir von ihm!

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