24. Sonntag B Mk 8,27-35

24.Sonntag 2015 –  Auch Böses ist für etwas gut

Einführung

Das heutige Evangelium führt uns zur Besinnung. Was für eine Einstellung haben wir zum Kreuz, zum Leiden? Ist das Leiden, das Kreuz nur etwas unvermeidbar Böses, das wir ertragen müssen oder kann uns das Leiden, das Kreuz auch Gewinn bringen?

Predigt

Wer einen Gips auf dem Fuß hat, ist traurig, dass er zu Hause bleiben muss. Das durchkreuzt alle seine Pläne. Aber dann stellt er fest, dass er ein Buch vollständig gelesen hat, welches er, wenn er gesund wäre, nie ausgelesen hätte. Der Gips war also nicht nur ein Hindernis, sondern auch sinnvoll. Ein Mensch, der  den Zug versäumt, hat  Pech. Wenn er dann auf einen anderen Zug wartet, trifft er dort vielleicht einen Menschen, mit dem er einiges zu besprechen hat. Er stellt dann fest,  dass das Versäumnis ein Segen war. Zum Leben gehört auch die Fähigkeit, die Sachen von einer anderen Seite zu sehen. Zu dieser Erkenntnis kamen auch die Apostel. Auf der einen Seite sahen sie Jesus als einen populären Mann, der Wunder wirkte, der heilte, der Erfolg hatte, der klug erzählen konnte, dem die Menschenmenge folgte. Auf der anderer Seite sollten sie begreifen, dass auf Jesus der schreckliche und unausweichliche Tod wartete.

Der Evangelist Markus berichtet  im achten Kapitel seines Evangeliums von drei unterschiedlichen Situationen. Zuerst bekennt der heilige Petrus begeistert: “Du bist der Messias”. Dann sagt Jesus: “Der Menschensohn  muss vieles erleiden  und  von den  Ältesten, Höhenpriestern   und  Schriftgelehrten   verworfen  werden, er werde  getötet werden, aber  nach  drei  Tagen   auferstehen.” Und zum Schluss sagt Jesus:  “Wer  zu mir  gehören  will, der  verleugne sich  selbst, nehme sein  Kreuz  auf  sich  und  folge  mir nach.”

Jesus versuchte, seine Jünger zu erziehen. Er stellt Petrus die Frage: “Wirst du  in mir auch den Messias sehen, wenn ich bespuckt, mit Dornen gekrönt und geprügelt werde?   Wenn ich nicht mehr populär bin, sondern verurteilt werde? Wirst du an Gottes Versprechungen glauben, wenn du mich am Kreuz sehen wirst? Wirst du auch dann bekennen, dass ich der Messias bin?”  Petrus hat nicht  begriffen, dass Jesus der Gesandte Gottes ist, der zuerst gefeiert wird, dann aber leiden muss, um der Welt die Erlösung zu bringen. Für alle Apostel war es schwer, zu verstehen, dass Jesus verurteilt und erniedrigt wird. Sie erwarteten von ihm,  dass er die Freiheit bringt, aber als gefeierter Sieger. Gott aber hat  für seine Jünger  einen anderen Weg.  Jesus sagt: ” Wer  zu mir gehören will, der verleugne  sich selbst, nehme  sein Kreuz auf sich  und folge mir nach”. Das bedeutet,  seinen Egoismus zu verleugnen, weil die Konzentration nur  auf sich selbst und   nur den eigenen Sehnsüchten  und Träumen zu folgen, den Menschen nicht zum Glück gereicht. Immer müssen wir fragen: “Was ist der Wille Gottes? Was will Gott von mir?”

Der belgische katholische Ordensgeistliche Phil Bosmans schrieb zu diesem Thema: Die Nacht ist nie so dunkel, sodass du keinen Sterne findest. Keine Wüste ist so öde, sodass du kein Wasser findest.

Noch eine kurze Geschichte: Ein Leutnant sollte zum ersten Mal mit seiner Auserwählten zusammentreffen. Sein Herz klopfte heftig. In 6 Minuten wird er eine Frau sehen, die  er nie gesehen hatte. Wie haben sie sich ohne Begegnung kennengelernt? Er las in einem Ausbildungslager ein Buch über menschliche Versklavung. Er wunderte sich, wie das möglich sei, dass die Autorin in diesem Buches so genau in sein Herz sieht. Er suchte den Namen der Autorin im Telefonverzeichnis und erfuhr dadurch ihre Adresse. Da schrieb er ihr  einen Brief und er bekam Antwort darauf.  Es kam dann zu einem regen Briefwechsel zwischen den beiden.  Sie vereinbarten, sich zu treffen, aber er wurde versetzt in eine weit entfernte Gegend. Er verlangte von  der Frau ein Foto, aber sie schrieb ihm:  “Wenn ihre Gefühle zu mir wirklich echt sind, dann liegt es nicht daran, wie ich aussehe. Vielleicht bin ich sogar schön. Mich verfolgt stets der Gedanke, dass sie mich ausnützen würden. Ein solche Liebe würde mir nicht gefallen. Ich bin nur eine  ganz gewöhnliche Frau. Mich verfolgt auch der Gedanke, dass sie  mir nur deshalb schreiben, weil Sie einsam sind, weil Sie niemanden haben. Verlangen Sie nicht ein Foto von mir!  Kommen Sie nach New York, sie werden mich sehen, und dann können Sie sich ihre Meinung über mich bilden. Ich werde eine Rose angesteckt haben, damit sie mich erkennen.” Gesagt, getan! Dann war es so weit. Auf dem Bahnhof näherte sich ihm eine schlanke, große Frau mit blonden Haaren und blauen Augen. Er ging auf  sie zu. Die Frau sagte zu ihm: “Kennen wir uns?”  Da nahm er plötzlich wahr, dass die Frau keine Rose angesteckt hatte. Er wurde stutzig, schaute sich um und sah eine Frau mit Rose. Sie war zirka 40 Jahre alt, ein bisschen mollig und hatte ein wenig ergrautes Haar. Der junge schlanke Frau entfernte sich schnell. Schließlich ging er zur Frau mit der  Rose. Er stellte sich vor und  sagte: “Ich bin froh, dass Sie gekommen sind, um uns zu treffen.  Darf ich Sie zum Abendessen einladen?”  Die Frau antwortete ihm: “Ich weiß  nicht, was das bedeutet, aber diese schlanke Frau vorhin bat mich,  dass ich diese Rose anstecke. Außerdem hat Sie zu mir gesagt, wenn Sie mich zum Abendessen einladen, soll ich Ihnen sagen, dass sie im Restaurant auf Sie  wartet. Sie sagte mir, dass wäre eine Prüfung.”

Wir dürfen nicht auf der ersten Blick hereinfallen. Der zweite Blick  ist notwendig. Der erste Blick auf Jesus zeigt : Jesus wurde besiegt, er wurde erniedrigt. Der zweite Blick auf Jesus zeigt: Jesus ist Sieger, er ist mächtiger als der Tod. Das gilt zu bedenken. Verweilen wir niemals nur beim ersten Blick!

Dieser Beitrag wurde unter nicht eingereiht, Sonntagpredigt veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.