27.Sonntag B Mk 10,2-16

27.Sonntag B 2015, Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen

Einführung

Im Evangelium werden wir von Jesus  über die Ehe hören. Seine Worte sind auch heute aktuell. Wenn sich die Menschen nach drei Jahren Ehe scheiden lassen, sollte man sich die Frage stellen:  Haben Sie Abnützungserscheinungen? Haben Sie vergessen, was Sie sich versprochen haben? Ich nehme dich vor Gottes Angesicht an als  meine Frau, als meinen Mann. Ich verspreche  dir  die Treue in guten und  bösen Tagen, in Gesundheit  und Krankheit. Die Scheidung bedeutet also, dass die Liebe sich abgenützt hat.

Predigt

In den westeuropäischen Ländern werden die Hälfte der Ehen geschieden. Das Problem der Ehescheidung existierte schon von 2000 Jahren, aber nur in einem minimalen Ausmaß. Die Pharisäer wollten Jesus auf die Probe stellen und fragten ihn: “Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlassen?”  Er antwortete ihnen: “Was hat euch Mose geboten?” Sie sagten:  “Mose hat es gestatten, einen Scheidebrief auszustellen.” Jesus sprach zu ihnen: “Wegen eurer Herzenshärte hat er  dies gestattet. Die ursprüngliche Absicht Gottes war anders. Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch  nicht trennen.”

Die Bibel schreibt positiv über die Ehe. Sie ist das Ideal, eine Gabe der Liebe. In einem weiteren Kapitel wird aber auch über das Versagen der Menschen gesprochen,  über die Sünde und ihren Folgen. Wir lesen in der Bibel, dass der Trotz des Menschen und die Lust, sich den Himmel auf Erden zu machen, groß ist. Das sind Folgen der Erbsünde. Dadurch entsteht Zwiespalt unter den Menschen, der Egoismus beherrscht die Menschen. Das tut der Ehe nicht gut.

Es ist wichtig, zurückzukommen auf das, was einer Ehe gut tut, nämlich Liebe, Sympathie und Freude. Wenn in einer Ehe die Selbstsucht Oberhand gewinnt, schadet dies enorm. Durch Jesu Tod werden wir erlöst und befreit. Er macht uns zu neuen Menschen. Das lehrt uns die  Kirche. Wenn man ein eheliches Problem lösen will, bedarf es der Vergebung der Sünden. Gott macht  von Sünden frei, wenn man sie bereut. Dieses Angebot soll genützt werden. Wenn man sein egoistisches Verhalten negiert, wird es nicht zu einer Ehescheidung kommen.

Was bedeutet es,  das Sakrament der Ehe zu empfangen? Wenn ein erwachsener Christ seine Frau betrachtet, dann sieht er  ihre Gestalt, ihre Persönlichkeit, ihr  Lächeln als Gabe Gottes. Die Frau sieht in ihrem Mann, den sie zu ihrem Ehemann erwählt hat,  ein Geschenk Gottes. Eine gut gelungene Ehe ist nichts Selbstverständliches. Eine Ehe zu leben, bedeutet: füreinander zu leben, sich für den anderen aufopfern, ihm zu dienen.

Es ist ein Unterschied zwischen einer Zivilehe und einer Ehe, die in der Kirche geschlossen wurde.  Auch am Standesamt ist die Ehe ein Bund zweier Menschen, die sich einander schenken. Aber mit Gott rechnet man nicht. Diesen Bund kann man annullieren. Man erkennt den anderen nicht als Gabe Gottes.  Der Partner, die Partnerin werden eher als Gegenstand betrachtet.

Das Christentum verkündet: Die Ehe ist ein Sakrament. Ein Sakrament ist ein Verbindung  mit Gott. Gott verspricht den  beiden Menschen, dass er ihre Liebe segnen wird, damit sie sich positiv entwickeln kann. Wenn um uns herum so viele zerstörte und geschiedenen Familien sind, ist das deshalb, weil die Menschen sich dessen zu wenig bewusst sind, wozu Gott sie berufen hat und sie mit ihm zusammenarbeiten sollen.

Viele Menschen sagen heute: “Ich bin ledig, aber ich habe eine Freundin, einen Freund.” Hier ist ein Widerspruch. Diese Menschen leben in der Nacht wie Eheleute, tagsüber aber wie  Unvermählte. Viele Menschen – hauptsächlich junge Menschen sagen heute: ” Zur Ehe brauchen wir kein Papier.” Wenn wir dieses Argument gutheißen, dann können wir sagen: “Zur Heilung der Menschen brauchen wir  kein Papier, wichtig ist nur unser Wissen. Wenn es so wäre, dann kann  jeder Mensch in jedem Krankenhaus operieren und die Menschen heilen, ganz ohne Doktortitel.  Der Titel ist nicht wichtig. Wir aber wissen, dass das nicht so ist.  Wer heute Arzt werden will, muss viele Prüfungen ablegen. Nicht alle sind fähig, diese Prüfungen abzulegen.

Auch zu einem  Eheleben sind nicht alle Menschen fähig. Viele Menschen sind für die Ehe nicht  oder nicht gut vorbereitet. Daher  ist es kein Zufall, dass heute sich so viele Menschen  scheiden lassen. Für viele Menschen ist die Ehe nicht etwas, wofür  sie vor Gott verantwortlich sind.  Leider sind auch in mehreren christlichen Familien die materiellen Interessen vorrangig. Gott ist dort nicht anwesend. Es ist ganz natürlich, dass solche Leute für einander keine Opfer bringen wollen. Jeder schützt seine eigenen Interessen und Rechte. In der christlichen Ehe aber sollen ein Mann und eine Frau unzertrennbar verbunden sein.

Das beweist auch die folgende Geschichte: Katharina Jagiellonica war die Ehefrau des schwedischen Prinzen Johann, dem zweiten Sohn Königs Gustav I Wasa. Als dieser wegen Landesverrates zu einer  lebenslangen Haft verurteilt wurde, bat Katharina den schwedischen König Erik, dass sie ihm im  Gefängnis besuchen dürfe.  Der König wollte sie davon abhalten. Er meinte: “Wissen Sie,  ihr Mann wird nie mehr das Tageslicht sehen können!” Da antwortete sie: “Ich weiß es, aber ob er im Gefängnis oder auf freiem Fuß ist, schuldig oder unschuldig ist, er bleibt immer mein Mann.” Da meinte König Erik: “Nachdem, was geschah, kann Sie doch nichts mehr an ihn binden.” Katharina zog daraufhin ihren Ehering vom Finger und reicht ihn dem König mit den Worten: “Lesen Sie,  Majestät, was da draufsteht!”. Auf dem Ring waren die  zwei lateinischen Worte:  Mors sola – zu lesen. Das heißt: Nur der Tod kann uns scheiden! Katharina lebte mit ihrem Mann 17 Jahre lang im Gefängnis, bis König Erik starb und ihr Mann wieder  auf freiem Fuß war.

Ehe bedeutet also, zueinander zu stehen, auch wenn der andere in einer schwierigen Situation ist und  ihm zu helfen. Seien wir dankbar für die Ehe und kehren wir zu den ursprünglichen Werten der Ehe zurück!

 

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