1.Adventsonntag C 2015 Lk 21, 25-27

Einleitung

Von der Adventzeit sagen wir, dass diese Zeit die Vorbereitung auf Weihnachten sei. Wir wissen, dass das die Wahrheit ist, aber nicht die völlige Wahrheit. In dieser Zeit ist es genauso wichtig, sich zu fragen: Was für eine Richtung hat unser Leben? Wohin gehen wir? Das Böse, das in den Menschen und in der Welt ist, ist das Zeichen dafür, dass die Menschen sich von Gott abgewendet haben. In der Adventzeit sollten wir darüber nachdenken, warum sich Menschen von Gott entfernt haben.

Predigt

Über Menschen sagt man,  sie seien Wesen, die ständig unterwegs sind. Seit unserer Geburt gehen wir immer wieder irgendwo hin. Ständig haben wir Pläne und Ziele vor uns, die wir verwirklichen wollen. Wenn wir diese Pläne und Ziele nicht hätten, könnten wir nicht existieren. Wir aber fragen oft: Was erwartet mich heute, morgen, in einer Woche, in einem Monat…? Da wir mit den anderen Menschen zusammenleben, fragen wir auch:  Worauf zielt diese Welt hin? Wir beantworten  diese Frage mit gemischten Gefühlen. Momentan bewegt uns die  Frage des Terrorismus, die Frage der Flüchtlinge, der Kriege. Wird es der Menschheit gelingen, diese Probleme und  Konflikte zu lösen oder sind sie ein Vorsignal für eine noch viel größere Katastrophe?  Wir fragen uns: Wie wird das endet? Die Menschheit hat ihr Schicksal aber in ihren Händen. Jesus warnt uns: Gebt acht, damit eure Herzen nicht mit Völlerei, Trunksucht und mit den Sorgen des Leben belastet werden! Diese Worte können wir so verstehen, wie sie gesagt wurden, aber auch im übertragenen Sinn. So wie diese Worte gesagt wurden, bedeutet dies, dass jeder einzelner Mensch durch  Völlerei, durch Trunksucht sein eigenes Leben vernichten kann.

Ich erinnere mich daran, ich war zirka zwei Jahre Kaplan und im Dekanat hatten wir einen älteren Priester. Er wog 150 kg und sein Leben war  mühsam. Einmal war eine Sitzung in einem Saal. Zum Saal führte eine steile Stiege. Wir Priester halfen ihm beim Stiegensteigen. Zum Schluss aber ist er zu Boden gefallen, und wir Priester waren nicht fähig, ihn vom Boden aufzuheben. Und dieser Priester weinte, er weinte über seine Ohnmacht. Ich erinnere mich auch daran, was für Schwierigkeiten bei seinem Begräbnis waren.

Aber diese Worte Jesu von vorhin können wir auch im übertragenen Sinn verstehen und das bedeutet:  Durch materielle Sachen, besser gesagt, durch den unrichtigen Gebrauch materieller Sachen vernichten die Menschen die gegenseitigen Beziehungen. Man kann das in der Familie und auch  in der Politik sehen.  Die Menschen sind   durch Geld, Reichtum und Macht wie  betrunken.

Vor paar Jahren habe ich davon gelesen, dass in einem Land in Afrika, wo die Menschen sehr arm waren, Europa ihnen finanzielle Hilfe zuteil werden ließ,  aber die Menschen dort hatten von dieser Hilfe keinen Nutzen, weil ein paar Beamte alles für sich behielten.  Es ist kein Geheimnis, dass Millionen von Menschen hungern und ein paar Menschen einen riesigen Reichtum besitzen und nicht bereit sind, zu teilen. Das  führt alles zu Egoismus, Korruption und erhöht die Spannung unter den Menschen.

Das heutige Evangeium endet mit dem Aufruf: Wacht und betet… Jesus ermuntert uns zur christlichen Weisheit. Sie soll uns dazu  führen, dass wir wissen, wie wir in unserer Zeit leben sollen. Wachsam sein bedeutet acht geben, damit uns die erwähnten Untugenden nicht vernichten. Ein kluger Mensch sollte aus seiner eigener Vergangenheit und aus der Geschichte der Welt lernen. Wachsam sein bedeutet, dass wir anders leben sollen als Menschen, für die der  einzige Wert nur materielle Dinge sind. Mit der Wachsamkeit ist auch das Gebet verbunden.

Nützen wir diese Tage des Advents, die wir vor uns haben, damit wir in unserem Leben ändern, was wir ändern sollen. Vielleicht leben wir nicht richtig. Vielleicht braucht unser Leben eine Korrektur.  Jesus kommt nicht wegen unserer  weihnachtlichen Atmosphäre. Er kommt nicht deshalb, damit wir voll weihnachtlicher Zartheit ins sein kindliches Gesicht schauen können, damit wir mit ihm über die eigenen Probleme und die Weltprobleme meditieren können.  Er kommt darum, weil er will, dass wir  unser Leben radikal ändern. Das soll aber nicht nur für paar Tage sein, sondern für immer, bis zum Ende unseres Lebens. Jesus wurde schon geboren. Er aber wartet, bis auch wir, zu wirklichen Christen geboren werden.

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