Was ist die Liebe Gottes?

Was ist die Liebe Gottes?

Sie ist eine von Gott verliehene Tugend,wodurch wir  uns  ihm, dem höchsten Gute von Herzen hingehen,um durch Erfüllung  seines Willens ihm zu gefallen, und zur Vereinigung mit ihm gelangen. Damit sie diese Antwort  richtig auffassen und verstehen, muss ihnen folgende drei Punkte  näher erklären.

1. Die Liebe ist eine  von Gott verliehene   Tugend. Unter Tugend überhaupt haben haben wir hier die uns mitgeteilte Kraft  oder Gabe zu verstehen, durch welche wir fähig werden , zu tun was Gott  wohlgefällig  ist. Die Tugend  ist also etwas in uns  Bleibendes, eine  dauernde Beschaffenheit  unserer Seele und unterscheidet  sich von einer  einzelnen guten  Handlung,  die etwas Vorübergehendes ist. Wer z.B. das eine und  andere  Mal  aus irgend  einem Grunde den Zorn  unterdrückt und  an seinem Beleidiger  nicht Rache nimmt, der übt  die Handlung  eines Sanftmütigen, er besitzt  aber noch nicht die Tugend des Sanftmütigen, den diese fordert , dass wir  den festen  Willen  haben, bei  jeder Gelegenheit den  Zorn  in Schranken zu halten  und  Beleidigung  zu verzeihen.  Wird also  die Liebe Gottes eine Tugend genannt, so ist damit gesagt, dass sie eine in uns  befindliche Eigenschaft ist, die uns fähig macht, Gott zu lieben und diese Liebe bei jeder Gelegenheit im Werke zu offenbaren. Die Liebe ist eine von Gott verliehene Tugend. Wir sind durch uns selbst d.h. mittels unserer natürlichen Kräfte, durchaus nicht im Stande zum Besitze der Liebe Gottes zu gelangen., denn mit unseren natürlichen Kräften können wir nur Natürliches erreichen, die Liebe Gottes ist aber etwas  Übernatürliches und darum natürlichen Kräften  nicht erreichbar. Wenn wir also die Kraft und Fähigkeit besitzen, Gott zu lieben, so ist dieses  ein Werk  Gottes, oder mit anderen Worten, die Liebe ist eine von Gott  verliehene Tugend. So sagt der  heilige Johannes. Die Liebe ist aus Gott 1. Joh 4,7. Noch bestimmter  sagt der heilige Apostel Paulus. Die  Liebe Gottes ist ausgegossen  in unseren Herzen durch den heiligen Geist, der uns  gegeben ist. Röm 5,5. Die Liebe  wird  uns im heiligen Sakramente der Taufe, und wenn wir die durch eine schwere Sünde verloren haben, neuerdings im heiligen Sakramente der Buße  mitgeteilt. Schon das unmündige Kind  erhält durch die Taufe die Liebe Gottes. Es kann diese Liebe  freilich noch nicht  äußern , aber es  besitzt  doch bereits die Kraft oder das Vermögen wenn es sterben sollte, Gott ewig zu lieben, und  wenn  es am Leben bleibt, sobald  es zum Gebrauche der Vernunft gekommen ist, mit Hilfe   der göttlichen Gnade das Gebot  der Liebe  nach seinem ganzen  Umfange zu erfüllen. Wenn wir die uns mitgeteilte Tugend der Lieb fleißig üben, so können wir es in derselben zu einer großen Fertigkeit  bringen, so dass es uns leicht wird, Liebesakte zu erwecken und unser ganzes Denke und Wollen, Reden und Handeln nach den Vorschriften der Liebe einzurichten.

Nun fragen wir: Worin besteht die von Gott verliehene Tugend der Liebe? Sie besteht darin, dass wir uns an Gott  als an das höchste Gut, von Herzen hingeben. Wer Gott liebt, erkennt ihn als das höchste Gut, hegt gegen ihn das herzlichste Wohlwollen und wünscht ihm alles Gute. Dieses Wohlwollen gegen Gott treibt und drängt ihn , sich von Herzen an Gott hinzugehen.Was heißt aber, sich an Gott von Herzen  hingeben?  Es heißt , sich Gott  ganz und gar zur Verfügung stellen, ihm alles, was man hat und ist, zum Opfer bringen. Wenn wir jemanden eine Sache schenken oder verkaufen , so überlassen  wir ihm das Eigentumsrecht: er kann mit ihr nach belieben machen. Wenn wir uns also an Gott von Herzen  hingeben, so treten wir ihm  das Eigentumsrecht, über uns selbst ab.Wir überlassen ihm alles was wir besitzen, alle Güter und Kräfte des Leibes und der Seele. Wenn ihr Gott zu Liebe Haus und Hof, Felder und Wiesen, Geld und Gut ,kurz  euer ganzes Vermögen unter  die Armen verteilt, so wäre dies  wohl ein großes ,aber noch nicht ein vollkommenes Opfer, denn, ihr hättet Gott nur eure äußeren Güter, aber noch nicht euch selbst hingeben. Wenn ihr ferners Gott zu Liebe  allen Freuden und Vergnügungen der Welt entsagt, und  ein so strenges  Bußleben führt, wie die alten Einsiedler, so wäre dies noch kein vollkommenes Opfer, denn  ihr hättet Gott nur die Güter des Leibes, aber nicht euch selbst hingeben. Wenn ihr endlich Gott zu Lieb selbst den Martertod sterbend würdet, so wäre dies kein vollkommenes Opfer,denn ihr hättet Gott bloß  euer zeitliches Leben, nicht aber euch selbst hingegeben. Euch selbst d.h. euer Herz, euren Willen müsst ihr an  Gott hingeben. Dieses tut ihr dann, wenn ihr stets wollt, was Gott will, wenn ihr bereit seid, allem nachzukommen, was ihr als Gott wohlgefällig erkennt. Jesus, dir lebe ich, Jesus,dir sterbe ich, Jesus,dein bin ich tot und lebendig. Diese Hingabe an Gott bewirkt, dass wir uns bestreben, durch Erfüllung seines Willens ihm zu gefallen, und zur Vereinigung mit ihm zu gelangen. Es ist dem Leibenden eigen , dass er dem Geliebten in allem zu gefallen strebt. Damit wir aber Gott wahrhaft lieben, müssen wir allen unordentlichen Neigungen zum irdischen entsagen und uns an Gott, das höchste Gut, von Herzen hingeben, wir müssen uns bemühen, in allem seinen heiligen Willen nachzukommen, um ihm zu gefallen, und es muss unser ernstliches Verlangen sein, mit ihm vereinigt zu werden. und ihn zeitlich und ewig zu besitzen. Tun wir dieses dann lieben wir Gott.

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