Nicht mit dem Scheine der Tugend und Vollkommenheit dürfen wir uns begnügen; wir müssen in Wahrheit tugendhaft und vollkommen sein, oder es zu werden uns aus allen Kräften bemühen. Wahre Nachfolger Christi müssen wir sein. Und wenn wenn wir noch nicht sind, so müssen es wenigstens zu werden suchen. Sache ja nicht: Jesus, war der Sohn Gottes, seine über alles erhabene Tugend kann ich doch nicht erreichen. Erreichst du sie nicht ganz, so bemühe dich doch nur ihr immer näher zu kommen. Der Mond leuchtet nicht so hell wie die Sonne, und doch ist das Mondlicht gleichfalls ein gar freundliches Licht. Die Wiesenblume ist nicht so schön,wie die volle Gartenrose, doch sieht man auch sie gar gerne. Ebenso ist unsere Tugend Gott wohlgefällig, wenn sie auch nicht die Tugend Jesu ganz erreicht. Nie aber dürfen wir in unserem Ringen nach Tugend und Vollkommenheit ermüden. Nie dürfen wir dabei sagen oder denken. Es ist genügt.
Bildet euch ein, sagt der berühmte Gerson . Ein reicher adeliger Familienvater hatte viele Söhne, deren jeder sehr tüchtig war, den Flor des Hauses zu befördern und durch Fleiß und gute Gesittung der Familie Ehre zu machen. Sie alle tun das wirklich mit Ausnahme der eines einzigen, denn während die übrigen tun, was sich für Söhne eines solchen Vaters ziemt, will er allein aus bloßer Trägheit und Niederträchtigkeit im Hause sitzen und die Zeit töten, nicht aber irgend etwas , das seiner Geistesgaben oder des väterlichen Adels würdig wäre zur Hebung des Hauses vornehmen, obwohl er es eben so gut, wie alle übrigen tun konnte. Oft sagte er. Was ich habe, ist mir genug . Ich verlange weder an Ehre, noch an Vermögen irgend einen Zuwachs und wollte sich deshalb auch nicht bemühen. Der Vater ruft ihn zu sich, bittet ihn, spricht ihm zu, stellt ihm seine Tüchtigkeit und gute natürliche Anlage,den Adel seiner Familie, das Beispiel seiner Ahnen und seiner gegenwärtigen Brüder vor. Wenn nun der Sohn alles dessen ungeachtet, aus seiner Untätigkeit nicht herausgehen und keinen Fuß regen will, um ein wackerer Mensch zu werden, ist es nicht klar, das der faule Sohn den Unwillen des Vaters in hohem Grade rege machen müsse? Auf dieselbe sind wir Söhne Gottes und Brüder Jesu Christi. Unser himmlischer ermahnt und ermutigt uns zur Vollkommenheit. Meine Söhne begnügt euch nicht, mit einem Alltagsleben, sondern seid auch ihr vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist. Wollt ihr die Augen auf euren ältesten Bruder werfen, welcher Jesus Christus ist. Oder,wenn der Anblick eines so erhabenen Musters eure blendet, seht auf eure anderen anderen Brüder. Sie waren eben so schwach wie ihr, geboren in Sünden wie ihr, voll von Leidenschaften, Versuchungen und bösen Neigungen, wie ihr. Die Kirche stellt uns das Beispiel unserer Mutter und der Heiligen vor. Oder wollt ihr den Gegenstand noch mehr aus der Nähe nehmen, seht hin auf die Beispiele eurer Brüder und Schwester. Betrachtet das Leben der heiligen Jacques-Desiré Laval, Francisco Coll, Enrique Osso y Cervello, Jose de Anchieta, Pedro Betancur, Maria Anna Salla, Bartolo Longo, Luigi Giovanni Orione, Luigi Scrosoppi, Riccasdo Erminio Filippo Pampuri, Petrus Donders, Maria -Rosa Durocher, Angela Guerrero y Gonzales, Maria Gabriela Segheddu, Luigi Versiglia usw. Wenn aber einer bei allem dem keinen Mut zu einem tüchtigen Unternehmen fasst, sondern sich mit einem gewöhnlichen Leben begnügt, liegt es nicht klar am tage dass er von dem himmlischen Vater nicht als Sohn, von seinen Brüdern nicht als Bruder anerkannt zu werden?
Dieses also sagen wir zu dem Zwecke, dass wir hohe und edle Gesinnungen annehmen und Augen und Herz stets auf große und rühmliche Dinge hingekehrt halten mögen , damit, wenn wir auch in Folge unserer Schwachheit, nicht soweit gelangen, wir wenigstens nicht gar zu viel zurückbleiben mögen. Begehrt und wünscht euch die kostbarsten Dinge um wenigstens zu den mittelmäßigen zu kommen, denn wenn ihr das Augenmerk bloß auf das Mittelmäßige, und nicht auf das ,was darüber ist, richtet, werdet ihr nicht einmal dieses erreichen , sondern noch weit dahinter bleiben.