Darstellung des Herrn Lk 2, 22-40

Darstellung des Herrn 2017- Die abgegebene Sorge

Einführung

Beim heutigen Fest treten vier biblische Personen auf: Maria, Josef, Simeon und Hanna. Wir wollen uns anschauen, wie sich diese Personen verhalten. Ich denke, dass ihr Beispiel uns in unserer Situation   helfen kann, oder durch ihr Beispiel werden wir unsere Situation anders betrachten.

Predigt

Maria dankt wie jede jüdische Mutter nach der Geburt eines Kindes im Tempel für ihr Kind. Sie ist dankbar, aber sie hat  auch Befürchtungen. Wie sollte es weitergehen, wie wird ihr Leben sein? Es wurde ihr von Simeon im Tempel gesagt: Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. Maria übergibt diese Befürchtungen Gott. Vielleicht sagt sie zu Gott: Herr, du weißt am besten, was uns erwartet, ich lege meine Befürchtungen in deine Hände. Maria ist in dieser Situation nicht traurig, denn sie weiß, dass alle ihre Sorgen bei Gott gut aufgehoben sind.

Die zweite Person, über die aber sehr wenig gesprochen wird, ist Josef. Er sah, dass alles mit dem Geheimnis der Geburt des Kindes Jesus verbunden ist. Den Traum, den er hatte, zeigte ihm, dass er Maria nicht verstoßen soll, sondern dass er für Jesus sorgen soll. Dieses Rätsel begleitet uns durch unser ganzes Leben. Es gibt aber auch in unserem Leben viele Geheimnisse. Josef löste das Rätsel so, dass er alles Gott übergab. Wenn wir Menschen auch alle unsere Rätsel und Geheimnisse Gott übergeben wurden, würde unsere Seele zur Ruhe kommen.

Die dritte Person ist Hanna, eine Tochter Penuels. Sie war eine Witwe von 84 Jahren. Von ihr wird geschrieben, dass sie Tag und Nacht im Tempel war und mit Fasten und Flehen Gott diente. Sie war schon so hochbetragt, dass sie nichts anderes mehr machen konnte, als sitzen und beten.  Wenn wir ein Altenheim besuchen, sehen wir dort oft Menschen, die auch nichts mehr machen können. Aber auch diese Situation kann man Gott übergeben, Gott opfern, um einen neues Licht zu gewinnen. Opfern bedeutet nicht, etwas zu verlieren, sondern Gott zu gewinnen. Opfern bedeutet nicht, etwas geben zu müssen, was der Herr braucht, sondern es bedeutet, seine Situation in Gottes Hände legen. Dann wird sich diese Situation zum Guten wenden.

Die vierte Person ist der alte Simeon, der im Tempel betete: Nun lässt du, Herr deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, dass du vor allen Völkern bereitet hast. Das sagt uns, dass er nun sterben kann, denn er weiß, wohin sein Weg führt. Der Problem des Todes ist ein Problem der Menschen. Am Grab stehen wir alle ziemlich ratlos. Simeon aber zeigt uns, dass das Grab nicht das letzte für uns ist, denn ein gläubiger Mensch sieht schon das Tor des Himmels. Es hängt von jedem einzelnen Menschen ab, ob er verdammt wird, oder ob er gerettet wird.

Diese vier Personen zeigen uns vier verschiedene Lebensschwierigkeiten: 1. Befürchtungen 2. Rätsel    3. Ohnmacht  4. Angst vor dem Tod. Das Fest Darstellung des Herrn ist eine Aufforderung für uns alle, denn wir sind vor Lebensschwierigkeiten nicht gefeit.  Wichtig aber ist, den richtigen Blick dafür zu haben. Maria, Josef, Hanna und Simeon sind Beispiele dafür, wie wir unser Leben dem Herrn übergeben können.

Dazu möchte ich eine Geschichte erzählen: Sie hat sich in Marokko im Norden Afrikas ereignet. Während des 2. Weltkrieges waren dort Gefangenenlager. Als die Deutschen siegten, waren die Gefangenen Marokkaner und Franzosen. Nach dem Krieg änderte sich die Situation. Im Lager waren 1500 deutsche Soldaten, darunter auch ein Franziskanerpriester Gereon Goldmann. Er bemühte sich, ins Lager ein wenig Menschlichkeit zu bringen. Durch Gebete, heilige Messen und Beichten und auch durch die Gründung eines Gesangsvereins gewann er die Menschen für sich. Im Jänner 1946 wurde Gereon Goldmann abgeführt und ins Gefängnis gebracht. Er wurde beschuldigt, sich nur als Priester auszugeben und gar keiner zu sein. Er sollte ursprünglich der Befehlshaber des Konzentrationslager von Dachau gewesen sein. Vor dem Gericht, sagte Goldmann, dass das alles Lüge sei. Es wurden ihm aber 28 unterschriebene falsche Aussagen vorgelegt. Und so wurde er zum Tode verurteilt. Er sollte morgens um 3 Uhr erschossen werden. Um halb drei kam ein Oberleutnant mit drei Soldaten in seine Gefängniszelle. Der Oberleutnant befahl den Soldaten draußen zu warten und er ging hinein und ersuchte Goldmann um eine Beichte. Diese dauerte ziemlich lange und so wurden im Flur laute Stimmen hörbar. Daraufhin betrat ein anderer Oberleutnant die Zelle und berichtete, dass die Hinrichtung auf Intervention des französischen Botschafters im Vatikan nicht vollstreckt werden solle. Der Papst hatte um Gnade für den Verurteilten gebeten. Dieser Botschafter war Jacques Maritain, ein bekannter französischer Philosoph.

An den Vorkommnissen von Gereon Goldmann können wir sehen: 1. Die Befürchtung, was mit ihm sein wird 2. das Rätsel der falschen Beschuldigung, 3. die Ohnmacht im Gefangenenlager 4. die Konfrontation mit dem Tod. Der Priester Gereon Goldmann übergab das alles Gott und stellte fest, dass das Opfer kein Verlust sondern ein großes Geschenk war.

Bitten wir den Herrn um den Glauben, alle unsere Sorgen mit offenem Herzen ihm anvertrauen zu können, dann müssen wir keine Angst vor Opfern haben, die mit unserem Leben verbunden sind!

 

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