Hat Jesus Christus als Gott oder als Mensch gelitten?
Jesus Christus hat als Mensch, d.h. seiner menschlichen Natur nach gelitten.
Wenn du dich in den Finger schneidest, so tut es Dir das weh, du leidest Schmerz und zwar am Leib. Wenn deine Mutter schwer krank ist und du fürchtest, sie müsse sterben, so leidest du aber nicht am Leibe, sondern an der Seele. Jesus ist nicht gelitten als Gott. Als Gott konnte er weder leiden noch sterben. Er hat gelitten als Mensch. Weil aber dieser menschliche Leib und die Seele des Sohnes Gottes war.Und weil der Sohn Gottes Gott ist, so kann man sagen: Gott hat gelitten, nicht in seiner Gottheit, sondern in der menschlichen Natur. Jesus Christus ist viel gelitten. Einige der hauptsächlichsten Leiden, die der Sohn Gottes für uns erduldet hat, sind genannt in einem Gebet, das Ihr alle kennt, im schmerzhaften Rosenkranz. Damit ihr den schmerzhaften Rosenkranz mit rechter Andacht und Frucht für eure Seele betetet, will ich euch die einzelnen Geheimnisse kurz erklären:
1. Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat.
Kommt im Geist mit in den Öl garten. Da liegt ein Mann auf den Knien und neigt sein Haupt fast bis zur Erde. Sein Antlitz ist totenbleich und auf Stirne und Wangen stehen Blutstropfen und rieseln zur Erde hinab, während er doch nicht verwundet ist, er schwitz Blut. Es ist Jesus.Wie furchtbar leidet er. Jesus fast nicht mehr atmen kann vor Bangigkeit und Angst. Der Angst war so stark, dass sie ihm nicht gewöhnlichen Schweiß, sondern Blutschweiß auspresste. Was mag ihn wohl so gequält und geängstigt haben?
a/ die Angst vor dem bevorstehenden Leiden und Tode. Mit entsetzlicher Deutlichkeit sah er all die furchtbaren Martern, die auf ihn wartete. Es ist schon vorgekommen, dass solche, denen man ihre Hinrichtung verkündet hatte, in der Nacht vorher plötzlich graue Haare bekamen vor lauter Angst und Seelenqual.
b/ das zweite, was Jesus blutigen Angstschweiß auspreßte, war der Anblick all der Sünden, er auf sich nehmen, für die er büßen sollte. Hat es euch noch nie geträumt, ein böses Tier verfolge euch, wolle sich auf euch stürzen? Nicht wahr, da habt ihr Angst ausgestanden? Unendlich abscheulicher, als euch das häßlichste, schrecklichste Tier ist Jesu die Sünde. Denkt der hl. hl. Stanislaus, die hl. Oringa hatte einen solchen Abscheue vor der Sünde, dass ersterer in Ohnmacht fiel, Oringa sich erbrechen musste, wenn sie nur ein sündhaftes, unreines Wort. Jesus ist unendlich heiliger, deshalb ist auch sein Abscheu vor der Sünde unendlich größer. Und nun sah er mit einem Blick vor sich all die Sünden, die von Adam an bis zu jener Stunde begangen worden waren, alle die von dort bis jetzt, und die von jetzt bis zum Ende der Welt begangen werden. Und Jesus sah, wie sie sich gleichsam auf ihn stürzen wollten. Er sollte sie ja auf sich nehmen, er sollte vor seinem himmlischen Vater erscheinen mit allen belastet, wie wenn er selbst sie begangen hätte und für alle die Strafe erleiden.
c/ Endlich war noch ein Gedanke, der dem Jesus Blutschweiß auspreßte . Er sah nämlich voraus, dass viele Tausende und Millionen Menschen, die er so heiß und innig liebte, für die er so entsetzlich viel litt, ihm sein Leiden mit bitterem Undank vergelten und durch ihre eigene Schuld, in die Hölle kommen werden.
2. Jesus, der für uns ist gegeißelt worden. Nachdem Jesus gefangen, von den Hohenpriestern verurteilt, von den Juden die ganze Nacht hindurch verspottet und gequält worden war, übergab man ihn dem heidnischen Richter Pontius Pilatus. Dieser ließ Jesus, obgleich er ihn als unschuldig erkannte, geißeln. Die Riemen zersetzten bald die zarte Haut und Stacheln drangen in das Fleisch und rissen Stücke davon heraus, bald war an dem Leibe Jesu fast kein heiler Fleck. Alles war mit Blut überström.
3. Jesus, der für uns mit Dornen ist gekrönt worden.
Jesus habe gesagt. Ich bin der König. Nun wollten sie ihn deshalb verspotten. Die Könige tragen sonst bei feierlich Anlässen einen prächtigen Königsmantel , eine Krone auf dem Haupt und einen goldenen Stab. Die Soldaten setzten ihm eine Dornenkrone auf das Haupt , behandelten ihn wie einen Narrenkönig, beugten spöttisch vor ihm die Knie. Das Haupt ist der empfindlichste Teil am Menschen. Kopfschmerzen sin schon so wegtuend, ja sie arg werden, dass der Menschen vor Schmerz den Verstand verliert. Nun denkt, welcher Schmerz muss es gewesen sei, als diese Krone, dieser Kranz aus spitzend, stechenden Dornen Jesus aufs Haupt gedrückt wurde, als Dutzende solcher Dornen ihm in Kopf und Stirne drangen, als die Soldaten mit dem Rohrstock noch darauf schlugen, und die Dornen noch tiefer eintrieben. Welche entsetzliche Beschimpfung. Wenn man dem ärmsten Bettelmann ins Gesicht speien würde. Er würde sich empören ob dieser Schmach, in Zorn geraten, vielleicht auf den sich stürzen, der ihn so beschimpft. Und nun denkt. Elende Henkersknechte tun diese Schmach demjenigen, der der König der Herrlichkeit ist, der Herr der Welt vor dem Millionen Engel anbetend sich neigen.
4. Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat.
Als Jesus so schrecklich zugerichtet war durch die Misshandlungen, dass er kaum einem Menschen mehr ähnlich sah, zeigte Pilatus ihn den Juden, um sie zu bewegen, dass sie aus Mitleid begehren sollten, ihn am Leben zu lassen und sprach. Ecce homo. Seht welch ein Mensch. Allein die Juden, denen Jesus so unzählige Wohltaten erwiesen riefen. Ans Kreuz mit ihm. Und der ungerechte, furchtsame Pilatus gab nach und verurteilte Jesus zum Kreuztod. Man lud nun dem armen Jesus das schwere Kreuz auf die Schulter und er musste es selbst zur Richtstätte tragen. Das Kreuz war sehr schwer. Nun denkt , welche Schmerzen dies Jesus bereitete. Er war ohnehin todesmatt, hatte die ganze Nacht nicht geschlagen. Nun drückte das Kreuz entsetzlich auf seine Schulter und klebte seine Kleider in die offenen, brennenden Wunden. Deshalb stürzte Jesus auch dreimal zu Boden. Wenn nur ein Tier vor Elend und Mattigkeit niederstürzt, so hat man Mitleid gehabt und sucht dem armen Tier aufzuhelfen. Aber mit Jesus haben die Menschen nicht einmal so viel Mitleid gehabt, wie mit einem Tier. Denkt , wenn ihr so Jesus gesehen hättet, wie wäre es euch zu mute gewesen? Der Anblick war so grässlich, dass die Frauen,die ihn sahen, gleich zu weinen anfingen. Und alles dies, hat Jesus auch unsertwegen erduldet.
5. Jesus, der für uns ist gekreuzigt worden.
Als Jesus endlich auf dem Kalvarienberg angekommen war, rissen ihm die Soldaten die Kleider vom Leibe. Wenn Ihr euch geschnitten habt und verbindet die Wunden mit einem leinen Fleckchen und dieses klebt in die Wunde hinein, so tut es euch weh, wenn man es nachher auch noch so vorsichtig losmacht. Nun denkt, Jesus hatte Hunderte solcher Wunden an seinem Leib. Welch ein Schmerz muss es gewesen sein, als nun die rohen Henkersknechte mit aller Gewalt ihm die Kleider vom Leibe wieder aufrissen. Dann nagelten sie den Heiland ans Kreuz. Hast du schon schon recht Zahnweh gehabt? Der kommt vielmal daher, dass der Zahn hohl ist und der Nerv von der kalten Luft berührt wird. Solche Nerven sind aber bloß in den Zähnen, sondern auch sonst am ganzen Leib. Welch ein entsetzlicher Schmerz muss es gewesen sein, als die Soldaten die großen stumpfen Nägel ihm durch Hände und Füße trieben, so dass die Nerven zerrissen, die Gebeine zerschmettert wurden. Und welche Schmerzen erst, als Jesus so drei Stunden lang am Kreuze hing. Der Wurm, der getreten wird, kann sich noch krümmen und winden. Jesus konnte nicht einmal dies, denn er war angenagelt. Wollte er sich bewegen , so rissen die Nägel tiefer in Hände und Füsse. Wollte er sein Haupt anlehnen, so stieß er an die schmerzende Dorn krone. So hing er da zwischen zwei Mördern. Kein Martyrer hat auch nur den hundertsten Teil dieser Schmerzen gelitten- und dabei hatten die Martyrer oft solchen Trost, solche Freud vom Gott in ihrer Seele, dass sie in den Martern frohlocken. Jesus aber war ganz versenkt in Traurigkeit umzog. Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Wie wahr hat der Prophet von ihm gesagt. ,,Ó ihr alle, die Ihr vorübergeht, merkt und seht ob ein Schmerz dem meinen gleich sei. Jer.1,12. Ja, der Sohn Gottes Gottes, hochgelobt von den Engeln, hängt hier, wie versenkt in eine Hölle von Qualen. Warum hat Jesus dies gelitten? Er wollte büßen für unsern Geiz, unsere Habsucht. Er wollte büßen dafür, dass wir in schlechte Geselschaft gehen, darum hing zwischen zwei Mördern. Er wollte büßen für unsern Ungehorsam und unsere anderen Sünden, darum ist er Gehorsam geworden bis zum Tod am Kreuze. Blickt noch einmal im Geiste auf Jesus am Kreuz. Bedenkt, wer das ist, der da hängt. Seht wie Christus euch wehmütig anschaut mit seinen blutunterlaufenen Augen und sagt. Mein Kind. Ich hab dich so unaussprechlich geliebt, so unendlich viel für Dich getan und gelitten und nun machst du mir es so? Als nun Jesus drei Stunden gehangen, da rief er. Es ist vollbracht/das Werk der Erlösung/. Bei seinem Tod trennte sich, wie auch beim Tode anderer Menschen, die Seele von dem Leib. Die Seele stieg, wie Ihr hören werdet, in die Vorhölle, der Leib wurde ins Grab gelegt. Jesus ist wahrhaft seiner menschlichen Natur nach. Es hat schon Menschen gegeben, die meinten Jesus sei nicht wahrhaft gestorben, sondern er sei nur ohnmächtig gewesen. Allein das ist ganz unrichtig, ja, unmöglich. Denn nicht nur haben die Jünger und Soldaten bezeugt, dass Jesus tot war, sondern ein Soldat hat die Seite Jesu mit seiner Lanze durchstochen und ihm eine so tiefe Wunde beigebracht, dass später Tomas seine ganze Hand hineinlegen konnte, und dass sie bis ins Hetz drang. Es floß Blut und Wasser heraus. Wenn nun Jesus nicht schon tot gewesen wäre, so hätte er durch diesen Stich sterben müssen. Auch hätte er ja, da er drei Tage in dem verschlossenen Grabe lag, ersticken müssen. Es ist also ganz sicher, Jesus ist wahrhaft gestorben.
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