Begräbnis /alte Frau/
Du hast Großes vollbracht. Mein Gott wer ist wie du du? Du ließest mich viel Angst und Not erfahren. Belebe mich neu, führe mich herauf aus den Tiefen der Erde /Ps 71, 19-20/
Eine unerschütterliche Hoffnung spricht aus diesen Worten des Psalmisten. Er legt sie einem Menschen in den Mund, den die Beschwernisse eines langen Lebens gebeugt haben, der reich geworden ist an Erfahrungen von Ängsten und Nöten. Dennoch ist sein Herz voll dankbaren Staunens, denn im Rückblick auf die Jahre seines Lebens darf er bekennen: Du hast Großes vollbracht. Mein Gott, wer ist wie du?
Wenn ein betagter Mensch sein Leben vollendet hat und zu Gott heimgegangen ist, dann sprechen wir von einem gesegneten Alter, von einem erfüllten Leben, das nun in Gott zur Vollendung gekommen ist. Zwar erfüllt Trauer unser Herz, weil ein Mensch, den wir geliebt haben, der uns nahegestanden ist, dem wir viel Gutes verdanken, von uns weggenommen worden ist. Mit ihm ist ein Stück unseres eigenen Lebens fortgegangen, hinübergegangen aus der Todesnacht in das Licht des neuen Lebens. heraufgeführt aus den Tiefen der Erde zur Freude der Vollendung in Christus. Man sagt: Die Toten nehmen nichts mit, nichts von ihrem Hab und Gut: aber sie nehmen all das mit, was sie uns bedeutet haben, so dass wir durch den Tod eines geliebten und verehrten Menschen spürbar ärmer werden. Was bleibt, ist dankbare Erinnerung , ist liebendes Gedenken und fürbittendes Gebet. Es bleibt schließlich der Platz leer, den das Leben dieses Menschen ausgefüllt hat, dessen Tod wir nun beklagen. Und damit verändert sich auch das eigene Leben: für manchen von uns besonders einschneiden und herb.
Wenn ein alter Mensch stirbt, ist sein Tod keineswegs das Ende seiner Lebensgeschichte: denn die geht weiter, weil der ewige Gott jeden von uns in seine Hand geschrieben hat. So viele Gesichter das Leben haben mag, so viele hat auch der Tod. Rainer Maria Rilke schreibt in einem Gebet: O Herr, gib jedem seinen eigenen Tod. Es gehört zur Würde des Menschen, sein eigene Leben leben und seinen eigenen Tod sterben zu dürfen. Darum ist die Frage nach dem Sinne meines Lebens unlösbar verbunden mit der Frage nach dem Sinn meines Sterbens. Was bedeutet mir das Leben, und was bedeutet mir mein Tod? Wir Lebenden wissen nur wenig vom Geheimnis des Todes, weil wir das Sterben von Menschen immer nur als Zuschauer erleben. Und das macht uns Angst. Wir wissen ja nicht, was da auf uns zukommt. Wir wissen nur, der Tod ist unausweichlich.
So bleibt angesichts der Trauer, die wir in dieser Stunde empfinden, auch im Hinblick auf den eigenen Tod, allein die Hoffnung auf Christus, der den Tod besiegt und das Leben neu geschaffen hat. Es ist die Hoffnung, die Mut macht, die Hoffnung, die darauf vertraut, dass in Erfüllung geht, was die Geheime Offenbarung des Johannes sagt. Er Gott, wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Offb 21,4.
Getragen von solcher Hoffnung, übergeben wir diesen toten Leib der Erde. Der Herr tröstet uns durch seinen Ostersieg. So stehen wir nicht ratlos und mutlos da. Vielmehr ist das Kreuz über den Gräbern unserer Toten Zeichen des Glaubens, Zeichen der Hoffnung und der Liebe, die stärker sind als die Macht des Todes, den wir sind zu einem Leben gerufen, das größer ist als das Geheimnis des Todes. Gottes Wege mit uns Menschen enden nicht im Tod. Fromme Utopie oder Botschaft des Glaubens? Vertröstung auf einen jenseitige Welt, von der niemand weiß, ob es sie gibt, oder wirksamer Trost aus der Verheißung Trost aus der Verheißung Jesu: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben. Deshalb hoffen und lieben und glauben wir nicht ins Blaue hinein, wenn wir uns auf den verlassen, der da sagt:Ich bin der Weg, der nicht im Tode endet; ich bin die Wahrheit, die wirklich frei macht; ich bin das Leben, zu dem der Vater im Himmel euch ruft.
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