Allerseelen 2018

Einführung

Heute erinnern sich die Kirche an ihre Mitglieder, die das  Tor des Todes schon überschritten haben, aber noch nicht  vollständig  Gemeinschaft  mit Gott erreicht haben. Die Kirche will ihnen durch Gebete und Opfer helfen. Wir haben die Gräber unserer lieben Verstorbenen – mit denen wir einen Teil unseres Lebens gemeinsam verbracht haben –  geschmückt und besuchen sie am Friedhof, um für sie zu beten, damit ihre Seele die Herrlichkeit Gottes erreicht.

Predigt

Heute beginne ich mit einer Frage, die als  unangemessen erscheinen kann. Was passiert  mit einem Menschen, wenn er  in ein tiefes  Wasser fällt? Es kann ein Fluss, ein See oder ein Swimmingpool sein. Einige Kluge würden folgendermaßen antworten: Na,  er wird nass werden! Andere würden die Situation so analysieren: Wenn er nicht schwimmen kann, würde er wahrscheinlich  ertrinken. Oder wieder andere würden sagen:  Wenn er nicht weit vom Ufer entfernt ist und schwimmen kann, hat er  Chance zur Rettung. Noch jemand anderer  könnte sagen: Er kann zwar schwimmen, aber wenn er in einen Wirbel gelangt, könnte ihn dieser hinunterziehen und er wird ertrinken. Es würden da noch viele Möglichkeiten gefunden werden, diese Frage zu beantworten.

Nun kann man diese Frage auch auf das Leben von uns Menschen beziehen. Auch wir schwimmen im Fluss – nämlich im Fluss unseres Lebens, das auch so manche Klippen hat. Wir müssen lernen, so zu leben, dass wir im Fluss unseres Lebens nicht zu ertrinken drohen.

Beim Propheten Daniel lesen wir, dass jene, die andere zu Gott führen – mit anderen Worten gesagt – die andere im Fluss ihres Lebens unterweisen, als Sterne am Himmel glänzen werden. Das ist eine Einladung an uns alle, uns um andere anzunehmen, sie zu leiten und zu führen. Wozu soll das aber gut sein? Die Antwort darauf lautet: Wir sollen denen, die uns anvertraut sind, helfen, damit sie nicht für immer verloren gehen. Das geht nur mit Gottes Hilfe, nur so kann das Ziel des Lebens das ewige Glück sein.

Eine Ordensschwester, die in einer Klasse Religion unterrichtete stellte einmal in ihrer Klasse folgende Frage: Was ist das Gegenteil vom Leben? Angelika, eine ihrer Schülerinnen meldete sich und sagte laut: Das Gegenteil vom Leben ist der Tod. Die Ordensschwester antwortete darauf: Wenn es so wäre, dann müsste ich meinen Habit an den Nagel hängen, dann hat alles, was wir Christen machen, keinen Sinn. Angelika dachte lange über diese Antwort nach. Im normalen Leben ist doch das Gegenteil vom Leben der Tod. Das ist doch die Wahrheit. Erst viel später kam sie darauf, warum der Apostel Paulus sagte: Wenn Christus nicht von den Toten auferstanden wäre, wäre unser Glaube vergeblich. Jesus hat uns durch seinen Tod nicht das Ende gebracht.

Ein Dichter sagte einmal:  Der Tod ist nur ein Stück des harten Lebens. Wir wissen nicht, wie er das meinte, aber er sagte die Wahrheit. Der Tod ist nicht das Ende des Leben, der Tod ist ein Teil des Lebens. Der Tod ist das, was verbindet. Der Tod ist wie eine Brücke, die zwei Ufer eines Flusses verbindet. Wir gehen einfach über diese Brücke. Der verstorbene Mensch ändert die Lebensform, ab er endet nicht. Er lebt, obwohl wir seinen Leib ins Grab gelegt haben. Seine Seele lebt weiter. Das Leben wird nur verändert – und das ist also nicht das Ende.

Viele Heilige hatten Erscheinungen. Sie sahen, wie Seelen aus dem Fegefeuer zu ihnen kamen und sie um das Gebet baten, damit sie schneller aus dem Fegefeuer ins ewige Licht gelangen. Katharina Emmerich, deren Heiligsprechungsprozess schon im Gange ist, hat diese Seelen im Fegefeuer gesehen. Wir sollen für jene beten, denen der Glaube in ihrem Leben egal war. Lohnt es sich aber für die armen Seelen zu beten? Da müssen wir uns nur an das Gleichnis vom Verwalter denken, der noch zur letzten Stunde Tagelöhner ins seinen Dienst berufen hat. Da brauchen nur eine Blick auf den Kalvarienberg zu richten, wo Jesus den bußfertigen Schächer das Paradies versprochen hat. Es ist also möglich und gut, für die armen Seelen zu beten, damit sie in die Herrlichkeit gelangen können. Jeder hat aber bis zuletzt die Chance,  seine Sünden zu bereuen, denn Gottes Barmherzigkeit ist grenzenlos und er will, dass alle Menschen gerettet werden. Das Fegefeuer, wo wir noch geläutert werden können, öffnet uns die Tor zum Himmel. Es gibt auch viele Helfer, ich denke da besonders an Maria, die Mutter des Herrn.

Ganz wichtig ist, immer wieder um eine gute Sterbestunde zu beten – denn wir kennen weder den Tag noch die Stunde, wann der Herr uns heimholt. Wenn unser Leben gottgefällig war, dann ist mein Hinübergang nur wie ein Gang über eine Brücke, die ins Licht führt.

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