Die Arbeit
Wir haben bis jetzt die Geisteskräfte betrachtet, von denen es abhängt, ob wir gute Charaktere werden oder nicht. Schauen wir nun welchen Einfluss unsere Beschäftigungen auf unsern Charakter haben. Welches sind unsere wichtigsten Beschäftigungen? Gebet und Arbeit, gemäß dem Spruch: “Bete und arbeite!”. Den größten Teil unserer Zeit nimmt die Arbeit in Anspruch. Sprechen wir von ihr zuerst. Die Arbeit ist eine große Hilfe ist, gute Charaktere zu werden. Gott will die Arbeit. Solange die Welt heidnisch war, war die Arbeit, besonders die körperliche Arbeit, verachtet. Zumeist mussten die Sklaven die Arbeit verrichten. Die Sklaven aber wurden als eine niedrige Menschenklasse angesehen, die nicht viel besser sei als die Tiere. Als sich die christliche Religion verbreitete, bekamen die Menschen von der Arbeit einen ganz anderen Begriff. Ihr wisst ja schon was uns unsere Religion über die Arbeit lehrt. Wann ist in der biblischen Geschichte und auch in der Heiligen Schrift selbst zum ersten Male von der Arbeit die Rede. Bei der Erschaffung der ersten Menschen heißt es. Gott setzte den Menschen in das Paradies, damit er dieses bebaue und bewahre. Gott hat also den Menschen von Anfang an für die Arbeit bestimmt. Im Paradiese war die Arbeit für den Menschen keine Last und ein Vergnügen. Nach der Sünde ist es freilich geworden. Was hat da Gott zu Adam von der Arbeit gesagt? Die Erde sei verflucht wegen deiner. Dornen und Disteln soll sie dir tragen und im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen. Seitdem fällt die Arbeit dem Menschen oft recht schwer , sie ist jetzt eine Buße. Sie bringt dem Menschen noch immer auch viel Freude. Gott hat die Menschen immer wieder zur Arbeit ermahnt. Mit welchen Worten? Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Geschäfte verrichten, der siebente Tag, aber ist der Ruhetag des Herrn, deines Gottes. Am meisten aber hat Jesus die Arbeit zu Ehren gebracht. Wodurch? Dadurch, dass er selbst bis zu seinem 30. Lebensjahr in der Werkstätte seines Vaters arbeitete. Auch schon dadurch, dass er sich einen Handwerker, einen Zimmermann, zum Nährvater wählte. Und zur Mutter wählte er sich keine Salondame, sondern eine Jungfrau, die fleißig arbeitete. Wodurch hat Jesus während seines Lehramtes gezeigt, dass er die Arbeit und die arbeitenden Menschen liebte? Dadurch, dass er die arbeitende Männer, hauptsächlich Fischer zu seinen Aposteln wählte. Dadurch, dass Jesus seinen Apostel die Füße wusch, ein Dienst, den sonst Diener und Sklaven leisteten. Jesus hat ferner durch verschiedene Gleichnisse gezeigt, wie sehr er die Arbeit schätzte. Durch welche Gleichnisse? Durch das Gleichnis vom Sämann, in welchem er Gott selbst mit einem Sämann darstellte. Durch jenes von den Arbeitern im Weinberg, wo die Rede von einem Hausvater und von Arbeitern im Weinberg ist. Der Hausvater ist Gott, die Arbeiter sind die Menschen. Durch das Gleichnis von den zehn Minen, wo ein vornehmer Mann seinen Dienern Geld übergibt und ihnen aufträgt, damit zu wirtschaften. Unter den Apostel Jesu hat besonders der hl. Paulus nachdrücklich gelehrt, dass jeder Mensch arbeiten soll. Wer nicht arbeiten will. soll auch nicht essen, schreibt er in seinem zweiten Briefe an die Thessalonicher 3,10. Durch all dieses ist die Arbeit zu hohen Ehren gekommen, und seitdem die Welt christlich wurde, schätzen es sich die vornehmsten Personen zur Ehre zu arbeiten und zwar körperlich zu arbeiten. Der erste christliche Kaiser, Konstantin der Große erbaute in Rom an der Stelle, wo der hl. Petrus begraben ist, eine Kirche und arbeitete daran selbst mit, indem er Erde ausgrub und wegführte. Seine Mutter die hl. Helena bediente in Jerusalem gottgeweihte Klosterjungfrauen bei Tisch, half ihnen bei Waschen der Hände und leistete ihnen auch sonst Mägdendienste. Die hl. Landgräfin Elisabeth bediente selbst die Kranken, brachte den Armen Esswaren in ihre Wohnungen. Besonders fleißig wurde von jeher in den Klöstern gearbeitet und das Beispiel der Klöster wurde vom christlichen Volke nachgeahmt.
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