Allerseelen 2021 Joh 11,17-27

Jesus, der  sagte: Wer an mich  glaubt wird leben, auch wenn er stirbt, sei mit euch.

Heutzutage besuchen wir mehr als anderes Mal  die Friedhöfe. Wir gehen langsam an den Gräbern vorbei und erinnern uns an unsere Lieben. Der Anblick an Grabsteinen, auf denen Namen und Daten eingemeißelt sind, stellt uns bestimmte Menschen vor Augen. Die Verstorbenen, die hier lebten, unter uns. Herbstliche Friedhöfe sind auch deshalb so schön, weil sie voller Licht sind. Es gibt kaum ein Grab, in dem keine Kerzen brennen.

Jesus, du  bist uns vorausgegangen zum Vater. Herr, erbarme dich unser. 

Du hast uns das Leben der Herrlichkeit verheißen. Christus, erbarme dich unser.

Du lässt  nicht verloren gehen, die  dir gefolgt sind. Herr, erbarme  dich unser.

Ein Priester erinnert sich, dass er als kleiner Junge gerne mit seinen Eltern an Allerseelen Kerzen anzündete. Wenn er eine Kerze auf dem Grab seiner Großmutter anzündete, hatte er immer das Gefühl, dass seine arme Großmutter sich auch auf diesen Moment freute. Wenn einer ihrer Nachkommen kommen würde, um eine Kerze für sie anzuzünden. Und obwohl ein dunkler Friedhof auf die Menschen abschreckend wirkt, schafft er heutzutage selbst an diesen Orten des Gedenkens eine so heimelige Atmosphäre. Die brennenden Kerzen tragen dazu bei. Sie strahlen ein wunderbares Licht aus. Doch das Abbrennen von Kerzen ist nicht nur ein Zeichen des Gedenkens an unsere Lieben. Kerzenlicht ist ein altes christliches Symbol und ein Zeichen der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Das Symbol des Lichts spielt in unserem Glauben eine wichtige Rolle. Dieses Symbol des Lichts begleitet jeden Menschen in seinem Leben von der Geburt bis zum Grab. Das liegt auch daran, dass jeder von uns aus diesem Licht, das Gott selbst ist, hervorgegangen ist. Wir kommen aus dem Licht der Liebe Gottes und kehren zu ihr zurück. Beachten wir das Symbol des Lichts in der Liturgie.

Bei der Taufe eines jeden von uns, gab es Paten, die die Taufkerze hielten. Der Priester entzündete diese Kerze von der Osterkerze, die am Karsamstag, in  der Nacht der Auferstehung Jesu, zum ersten Mal angezündet wird. Diese Kerze begleitet den Getauften auf seinem Lebensweg. Sie zeigt uns, wer für uns das wahre Licht in der Dunkelheit des Lebens ist. Und sie bleibt bei uns auch bei anderen wichtigen Lebensereignissen. Bei der Erstkommunion, aber auch im Moment des Sterbens. Dort und überall zeigt uns das Licht der Taufkerze unsere Verbindung mit Jesus. Vor allem aber will uns die brennende Kerze an das Licht der Auferstehung erinnern, das durch die Dunkelheit von Angst und Tod hindurchleuchtet. Das Symbol des Lichts wird in der Bibel oft erwähnt. Schon im Alten Testament sagte Gott: Es werde Licht, und es ward Licht. In jedem von uns leuchtet ein inneres Licht, das von Gott kommt. Jesus sagte auch in der Bergpredigt „Ihr seid das Licht der Welt“ und an anderer Stelle: „Lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel verherrlichen. Gott ruft jeden Menschen, damit er durch ihn das Licht seiner Liebe erstrahlen lässt. Zugleich bittet er uns, ein Lichtstrahl für die Welt zu sein.

Wir wollen uns mit dem Bild einer brennenden Kerze behelfen. Jede Kerze zahlt einen hohen Preis dafür, dass sie brennt, dass sie Licht und Wärme spendet. Sie ist verloren. Wir können nur dann ein Licht für andere werden, wenn wir bereit sind, uns selbst zu verschenken. Nur wenn ich bereit bin, von mir selbst zu geben, werde ich zu einem lebensspendenden Licht für andere. Ich werde nur dann Licht und Leben geben, wenn ich mich aufopfere, wenn ich das, was ich habe, nicht für mich behalte, sondern es verschenke. Am Ende des menschlichen Lebens gibt es einen neuen Anfang, der voller Licht ist. Wenn die irdischen Lichter erlöschen, geht ein neues, ewiges Licht auf. Menschen, die den klinischen Tod erlebt haben, sprechen oft von einem Tunnel, an dessen Ende sie Licht sahen. Das ist das Licht der Liebe Gottes, das ewige Licht, Gott selbst, auf das wir in der Ewigkeit schauen werden, wenn wir dafür einstehen. Wenn Sie das nächste Mal eine Kerze auf einem Grab anzünden, denken Sie an diese Worte. Erinnern Sie sich an Ihre Lieben. Diese Kerze soll Sie an eine paradoxe Wahrheit des Lebens erinnern: Wir verlieren, um zu strahlen. Wir sterben, um zu leben. Gib ihnen ewige Ruhe, Herr, und lass das ewige Licht ihnen  leuchte.

In Christus haben wir das Leben und die Gemeinschaft mit Gott. Wir beten mit seinen Worten. 

Gott will mit uns  sein  Reich  errichten. Er  schenkt uns  seinen Frieden und  führt uns zum ewigen Leben. Deshalb  bitten wir.

Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen.

 



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