Jesus Christus, der erfüllt war mit Weisheit und Gnade, sei mit euch.
Das Kind wuchs und wurde stärker | Wir benutzten diesen Text schon zur Zeit der Väter, um Dynamik und ständiges Wachstum im geistlichen Leben zu beweisen. Die Gnostiker jener Zeit unterschieden die Menschen nach verschiedenen Typen: physisch, geistig und spirituell. Wie einige moderne Psychologen glaubten sie, dass man als spiritueller Typ geboren werden müsse, um sich spirituellen Dingen widmen zu können. Eine solche Vorherbestimmung wird von den Kirchenvätern grundsätzlich bestritten.
Jesus, du kamst zur Erlösung aller, die guten Willen haben. Herr, erbarme dich unser.
Du hast das Gesetz des Bundes in allem erfüllt. Christus, erbarme dich unser.
Als Menschenkind wurdest du erfüllt mit Weisheit und Gnade.Herr, erbarme dich unser.
Nicht alle Kinder wachsen gleich, manche sind stärker, andere schwächer, aber sie wachsen alle. Wenn das Kind nicht wachsen würde, wäre es ein Krüppel. So ist es auch im geistlichen Leben. Durch die Taufe sind wir Kinder Gottes geworden, und wir alle müssen in der Erkenntnis Gottes und im Guten wachsen. Auch hier endet der Stopp tragisch. Der heilige Gregor der Große vergleicht das geistliche Leben mit dem Schwimmen in einem reißenden Fluss. Wer sofort aufhört zu schwimmen, wird von den Wellen mitgerissen und kann ertrinken.
Es war voller Weisheit | Wachstum in der Weisheit ist das Ideal aller Nationen. Es ist jedoch nicht leicht zu sagen, was sich die Menschen unter diesem Begriff jemals vorgestellt haben. Bei Naturvölkern ist es in erster Linie eine praktische Fähigkeit. Bei Homer sucht Odysseus nach einem weisen Mann, der ihn nicht Sprichwörter lehrt, sondern um sein beschädigtes Schiff zu reparieren. Aber von dieser praktischen Fähigkeit aus machten die Griechen bald weitere Fortschritte. Herrscher, die eine Stadt zu regieren wissen, werden weise genannt, und schließlich Gelehrte und Philosophen. Der jüdische Weisheitsbegriff blieb mehr in praktischen Fähigkeiten… Ein weiser Mensch ist jemand, der Erfolg im Leben hat. Dazu gehört auch die Fähigkeit, Freunde und Verbündete zu finden. Die Bücher des Alten Testaments sprechen gut darüber. Aber ein religiöser Mensch wird noch weiter gehen. Wahrer Erfolg im Leben ist der, auf dessen Seite Gott steht. Deshalb sind die Juden zu diesem wunderbaren Satz gekommen: »Die Furcht Gottes ist der Anfang der Weisheit« (Ps 111,10). Derjenige, der in der Weisheit fortschreitet, dessen Beziehung zu Gott von Tag zu Tag inniger wird.
Auf ihm ruhte Gottes besondere Gnade | Die sogenannten Weisheitsbücher des Alten Testaments, die in griechischer Sprache verfasst sind, haben ihren Ursprung in Alexandria in Ägypten, wo die philosophische Schule der hellenistischen Gelehrten berühmt war und wo auch eine große jüdische Gruppe lebte. So kamen die Juden mit heidnischer Weisheit in Berührung und begannen sich zu vergleichen. Sie waren sich bewusst, dass ihre Weisheit höher war, weil sie ein Geschenk Gottes war. Gott wird den Verstand dessen erleuchten, dem Er Seine Barmherzigkeit schenkt. In Italien ist der Nachname Bentivoglio gebräuchlich, was übersetzt bedeutet: Ich wünsche dir alles Gute. Es wurde in der Feudalzeit gegründet, als ein Fürst einen Jungen aus einer niedrigen Klasse auswählte und ihm seine Gunst zusicherte. Er machte dann Karriere, war stolz darauf und prahlte damit, dass er sich mit dem Prinzen gut verstehe. Analog dazu machten alle Heiligen eine ähnliche Erfahrung. Sie merkten, dass Gott sie begünstigte und dass sie eine hohe Stellung erreichen konnten, nicht im weltlichen, sondern im geistlichen Sinne. Aber Gott wünscht allen Gutes. Allerdings ist nicht jeder gleichermaßen bereit, das Gute anzunehmen.