Freitag der 3. Fastenwoche Mk 12,28-34
Jesus Christus, der uns den Nächsten zu lieben geboten hat, sei mit euch.
Jüdische Gelehrte, die das Gesetz auslegten, schufen ein ganzes Dickicht von Geboten und Verboten (etwa 613). Sie unterschieden nicht immer zwischen deren Bedeutung und Hierarchie. Daher die Frage, die viele „Exegeten“ der damaligen Zeit plagte: Welches ist das erste aller Gebote?
Jesus, du hast uns Gott, unsern Vater, lieben gelehrt. Herr, erbarme dich unser.
Du lehrst uns den Nächsten lieben um des Vaters willen. Christus, erbarme dich unser.
Du kamst zu uns als Zeuge der göttlichen Liebe. Herr, erbarme dich unser.
Als Antwort verweist Jesus auf das Buch Deuteronomium: Höre, Israel, der Herr ist unser Gott – der einzige Herr. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deiner Kraft (Dtn 6:4-5). Das erste und wichtigste Gebot betrifft die Liebe zu dem einen Gott. Im hebräischen Text heißt es: Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einer. Diese Aussage unterscheidet klar zwischen einer Vielzahl von Gottheiten (falschen, nicht existierenden) und Jahwe, dem Gott mit einem persönlichen Namen, dem einzigen, der existiert und der lebendige Gott ist.
Der Mensch wird immer wieder zum Götzendienst verleitet, insbesondere durch die Behauptung, dass Gott nicht ausreicht, um im Leben und Glück zu geben. Deshalb sucht er nach etwas anderem als Gott, nach einer Macht, die ihm die Befriedigung seiner Wünsche garantiert. So kommt es, dass Jahwe und Baal, Gott und Mammon, Jahwe und materielle Dinge auftauchen. Gott wird zu etwas unter den anderen, vielleicht das Wichtigste (zumindest theoretisch). Aber die Herzen sind gespalten zwischen der Zugehörigkeit zu Gott und der Sorge um andere Werte.
Wenn man Gott nicht als Hauptziel, als Hauptwert des eigenen Lebens anerkennt, dann vergöttert man relative menschliche Werte. Indem er Gott ablehnt, erschafft er einen Götzen in seinem Leben. Aber die vergötterte menschliche Realität wendet sich immer gegen ihn. Sie vernichtet und tötet ihn.
Die erste vollständige Liebe des Menschen muss Gott sein! Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit all deiner Kraft – das heißt: Du sollst dich ganz dem Gott öffnen, der das Leben schenkt, dem Guten und dem Glück, die daraus fließen, und ihm dein Schicksal vorbehaltlos anvertrauen, ohne irgendwelche Bedingungen an ihn zu stellen.
Das Verb zu lieben hat eine doppelte Bedeutung. Einerseits bezieht es sich auf den Bereich der Gefühle. Unsere Spiritualität, unser Verstand, unsere Gefühle, unsere Sinnlichkeit, unser ganzer Körper und alle geistigen und spirituellen Kräfte sollen zum Ort werden, an dem wir Liebe empfangen und geben. Andererseits bezieht sich der Ausdruck auf die Rechtssprache, die Sprache des Bundes, und drückt sich in konkreten Handlungen aus (z.B. Ehrfurcht, Treue, Dienst). Wer liebt, hält das Gebot (Johannes 14:23).
Das Gebot der Liebe setzt Vollständigkeit voraus: mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzem Verstand und mit aller Kraft. In der Liebe können Sie nichts für sich behalten. Die Liebe gibt alles: Mein alles ist dein und dein ist mein (Joh 17:10), wird Jesus über seine Beziehung zum Vater sagen. Liebe schließt Treue ein. Nur das, was ewig ist, kann wahre Tiefe ausdrücken (Raguin). Wer sich nicht ewig bindet, gibt sich nicht wirklich, sondern „leiht“ sich nur für eine begrenzte Zeit. Die Liebe verlangt Treue wie Jesus, der uns bis zum Äußersten geliebt hat (Johannes 13:1).
Steht Gott für mich wirklich an erster Stelle? Welchen Platz nimmt er in meiner Hierarchie der Werte ein? Erschaffe ich mir andere Götzen? Und was?
Da wir Gott aus ganzem Herzen lieben wollen, wagen wir zum Vater zu beten.
Damit wir das Beispiel und Gebot der Liebe des Herrn nicht vergessen, wollen wir ihn um seinen Frieden bitten.
Selig, die Gott und den Nächsten lieben und nicht fern sind vom Reich Gottes.
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